Die Voice of Peace
Eine Artikelserie von Hans Knot
Themen-Special der Redaktion RADIOJournal

Die Voice of Peace

Im Jahre 1969 fuhr die MV Peace, das Radioschiff von Abie Nathan, von Amsterdam nach New York. Dort musste das Schiff wegen Finanzierungsproblemen drei lange Jahre liegen bleiben. Nach einer langen und ereignisreichen Reise ankerte das Schiff endlich im Januar 1973 vor Tel Aviv. Bis zu seiner Versenkung 1993 strahlte die Voice of Peace ganz im Sinne ihres Eigentümers eine Botschaft des Friedens für diejenigen aus, die sie benötigten. Vieles ereignete sich in den 20 Jahren. Diese Artikelserie präsentiert die Erinnerungen der Menschen, die an dem Unternehmen beteiligt waren.

In drei einführenden biographischen Artikeln schildert Noam Tal Abies Lebensweg anhand seiner Autobiographie, berichtet von den Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen zum Sendestart der Voice of Peace und stellt die vielfältigen humanitären Aktivitäten Abie Nathans in den Mittelpunkt des Geschehens. Hans Knot erzählt von Abies Bemühungen in Amsterdam ein geeignetes Schiff für seine ehrgeizigen Pläne zu finden und blättert in alten Fachzeitschriften. Russel T. Dodworth, einer von Abie Nathans Unterstützern, erinnert sich an die Jahre zwischen 1969 und 1973 - die Zeit, in der das Friedensschiff in New York lag. Russel besorgte seinerzeit die Öffentlichkeitsarbeit für das Radioprojekt und stellte Abie unter anderem John Lennon vor. 

Abie Nathans Leben bestand aber nicht allein daraus, die Voice of Peace in den Äther zu bringen und zunächst regelmäßig, später immer seltener Friedenssendungen und Phone-In-Shows auf seinem Radiosender zu moderieren. Er unternahm darüber hinaus eine Menge Dinge, die anderen Menschen Freude bereiteten, ihn selbst jedoch bisweilen in größere Schwierigkeiten brachten. Seit den späten 1960er Jahren unternahm der Hörfunkmann und Friedensaktivist eine Vielzahl von Einsätzen für Notleidende und Hilfesuchende in aller Welt.

Die Arikelserie gibt auch einen Einblick in die Geschehnisse in Israel und an Bord der MV Peace. Ed Simenone, Ingenieur der ersten Stunde, erinnert sich an die hektische Überfahrt über den Atlantik und quer durch das Mittelmeer. Tony Allan, Abies Wunsch-DJ, schrieb seine Erinnerungen an die Zeit bei der Voice of Peace auf und wurde von Hans Knot interviewt. In Europa weniger bekannt ist die Tatsache, dass das Friedensradio zeitweilig eine der radikalsten Offshore-Stationen der Welt war, ein Sender mit klar strukturierten, professionell produzierten Sendungen und einem Pool an überaus erfahrenen Moderatoren. VOP übertraf in jener Phase alle anderen Stationen. Der Ire Don Stevens gehörte zu den Glücklichen, die seinerzeit an Bord des Sendeschiffes "das Goldene Zeitalter der Voice of Peace" miterlebten. Don hatte sich zuvor als Discjockey für Radio Caroline betätigt, war jedoch aufgrund des "Marine Offences Act" in juristische Schwierigkeiten geraten. Der Ausweg aus der misslichen Lage war eine Reise nach Israel im März 1975. Am 27. April 1976 landete Abie Nathan in London und der Lokalsender LBC brachte als erster bereits um 18.20 Uhr Ortszeit ein Interview mit ihm. Crispian St. John, ein erfahrener und international bekannter Radiomann, war Programmdirektor der Voice of Peace und schrieb seine Erlebnisse in ein Tagebuch.  

Abie Nathan im Studio der Voice of Peace
Bild oben: The last picture - Das letzte Foto vor der Versenkung
des Radioschiffes

Abie Nathan ist im Alter von 81 Jahren im August 2008 im Ichilov-Krankenhaus verstorben. Er war der erste, der auf eigene Faust versucht hatte, Ägypten zu einem Frieden mit Israel zu bewegen, als er 1966 mit seinem Flugzeug nach Ägypten flog. Nathan war 1927 im Iran geboren worden, diente als Pilot in der israelischen Luftwaffe und bei EL AL. Er kaufte ein altes Frachtschiff, ankerte dies vor der Küste Tel Avivs und eröffnete eine sogenannte Piraten-Radiostation, die "Voice of Peace", die westliche Musik und Nachrichten in Hebräisch und Arabisch brachte. Im Jahr 1989 war er zu 122 Tagen Haft verurteilt worden, weil er sich mit PLO-Chef Yasser Arafat getroffen hatte. Nach dem Osloabkommen feierte er dies, indem er sein Radioschiff versenken ließ. (Israel heute, 29.8.08)

• Am 1. Oktober 1993 stellt der Seesender Voice of Peace den Betrieb ein. Rund 20 Jahre hatte die Station "von irgendwo im Mittelmeer" aus für Frieden im Nahen Osten geworben. Nun ist das Sendeschiff in so schlechtem Zustand, das es kaum mehr erhalten werden kann, und die gegenseitige Anerkennung von Israel und PLO setzt einen gewissen Schlusspunkt unter das Anliegen. (RADIOJournal 10/1993)