Die Voice of Peace
Eine Artikelserie von Hans Knot
Themen-Special der Redaktion RADIOJournal

Voice-of-Peace-Projekt im Internet

„Tribut zollen“ bedeutet soviel wie „etwas oder jemanden würdigen“, „etwas anerkennen und ehren“. Radiofans zollen bisweilen ihren Idolen Tribut - manchmal einem langjährigen, stilbildenden Moderator, manchmal einer unvergessenen, aber untergegangenen Hörfunkstation. Dies geschieht etwa in Form von Büchern, Artikeln, Mitschnitt-CDs, Webseiten ... oder aber gleich eigenen Senderprojekten. Ein solcher Fall ist ein jüngst gestarteter Internet-Radiodienst, der sich die legendäre Voice of Peace zum Vorbild genommen hat. Ähnlich wie die idealistischen Hörfunkleute, die von den 1970er bis in die 90er Jahre hinein eine musikbetonte Friedensbotschaft per Radiowellen nach Israel und den Nahen Osten ausstrahlten, setzen die aktuellen Radiomacher auf eine Mixtur aus guter Musik, engagiert moderierten Shows und einigen „Moments of Peace“.

Über 15 Jahre nach dem Ende des Seesenders kommt nun also ein Internetprojekt gleichen Namens, das sich direkt an seinem Vorläufer orientiert. „Wir möchten, dass ‘1540 The Voice of Peace’ klanglich so nah wie möglich ans Original heranreicht“, heißt es vom Radioteam rund um den Initiator Doug Wood. Eine Reihe früherer VOP-Diskjockeys und -mitarbeiter sind mit von der Partie, und auch so mancher Programmname taucht anno 2009 wieder auf. Nach rund 27 Jahren Pause kehrt beispielsweise „Morning Music“ zurück, und auch die abendliche Kurzstrecke zum Sonnenuntergang - eine aus den 70er Jahren stammende Tradition - ist im Programmplan aufgeführt. Verschiedene Sendungen werden live gefahren, andere werden in Echtzeit vorproduziert, während die restlichen Stunden computergeneriert sind.

Nach einem mehrwöchigen Testbetrieb ist die Station am Samstag, dem 7. November 2009, um 14 Uhr israelischer Zeit, in den regulären Betrieb übergegangen. Interessierte Fans und Hörer können den Stream durch Anklicken des Buttons „1540 Live“ starten. Doug Wood betont, dass die Nennung der ehemaligen Sendefrequenz keineswegs ein Hinweis auf bevorstehende Ausstrahlungen auf der analogen Mittelwelle sei: „Soweit ich das beurteilen kann, wird das nicht möglich sein. Wir haben den ‘1540’-Button einfach als Erinnerung an die guten, alten Zeiten auf unserer Webseite. Aber wir glauben fest an die Technologie des Webradios, und die Hörer geben uns Recht. Wir haben allein auf die Testsendungen Hörer in 59 Ländern erreicht.“

Um die Voice of Peace anno 2009 wieder an den Start zu bringen, nutzen die Radioleute ein Live-Studio in Großbritannien. Dort werden auch die verschiedenen Programm-Bestandteile, die andernorts erstellt werden, zusammengeführt, und dort befindet sich auch die Programmautomation. Mehrere DJs nutzen eigene Studios, um ihre Sendungen zu produzieren und an die Zentrale zu schicken, darunter sind auch zwei kleine Produktionsstudios in Israel. Doug Wood ist der festen Überzeugung, dass an diesen Orten ein Programm entstehen kann, das vom Stil und der Intention her an den legendären Offshore-Sender des Friedensaktivisten Abie Nathan heranreichen kann.

Thomas Völkner