»Nachwirkung«
Radio kann mehr

Der RADIOJournal Rundfunkpreis 2004
wurde in 12 Kategorien für die folgenden Beiträge vergeben:

01. Doppelmoderation

  • Radio Fantasy »Brot und Spiele«
    Daniel Melcer / Johannes Sassenroth / Philipp Kleininger

    Überzeugt hat die Jury diese Folge der Augsburger Kultsendung »Brot und Spiele«, die nach einer Ersteigerung im Internet einmalig bei der ROCK ANTENNE zu hören war. Im Zwiegespräch von Daniel Melcer mit ROCK ANTENNE-Moderator Guy Fränkel wird gekonntes Improvisieren mit hohem Unterhaltungswert für das Publikum vor Ort und an den Radiogeräten deutlich. Zusätzlich abgedreht wirkt die Moderation durch das zuvor von den Moderatoren eingeatmete Heliumgas, das die sich anschließenden Dialoge im wahrsten Sinne des Wortes zu einer "Lachnummer" werden lässt. Gelungen ist auch das fingierte Telefongespräch, in dem sich Daniel Melcer gegenüber Guy Fränkel als Mitarbeiter der Bayerischen Landesmedienanstalt ausgab und eine Programmbeschwerde vorbrachte.
02. Gesprächsführung
  • Wartburg-Radio 96,5
    »Erich von Däniken« - Renardo Schlegelmilch

    Der Preis geht in dieser Kategorie an den 14-jährigen Renardo Schlegelmilch aus Eisenach. Im Gespräch mit dem umstrittenen Futorologen Erich von Däniken wird eine exzellente Vorbereitung des Hobby-Radiomachers deutlich, die viele Folgen beinhaltet, deren Antworten für den Zuhörer Neuigkeitswert haben. Dabei wird ein facettenreiches Bild Erich von Dänikens vermittelt, das deutlich über die oftmals medial vermittelten Stereotypen hinausgeht. Unter Berücksichtigung des Alters und der Tatsache, dass es sich um einen nichtkommerziellen Bürgersender handelt, hat Renardo Schlegelmilch einen überzeugenden Beitrag geleistet.
03. Umgang mit den Hörern
  • Deutschlandradio Kultur
    »HörenSagen im Gespräch« - Dieter Kassel
    In dieser einsendestärksten Rubrik gab die Jury der Gessprächssendung des Berliner Deutschlandradios den Vorzug. Moderator Dieter Kassel ist es gelungen, ein schwieriges Thema - Autoritäts(verlust) in Schule und Familie - mit Mehrwert für den Zuhörer rüberzubringen. Die schwierige Aufgabe, den anrufenden Hörer mit den Studiogästen ins Gespräch zu bringen und die vom Hörer genannten Themen intelligent und unaufdringlich zu vertiefen, meistert Dieter Kassel mit Bravour. Ihm ist es gelungen, die Zuhörer über zwei Stunden "bei der Stange zu halten" und eine Sendung zu präsentieren, die sich wohltuend differenziert mit einem wichtigen Thema auseinandersetzt und auf stigmatisierende Pauschalurteile verzichtet.
04. Comedy / Glosse
  • Dirk Matlik (Freier Produzent)
    »Die Sendung mit der Maut«

    Produzent Dirk Matlik kreierte eine originelle Comedy, die sich von herkömmlichen Formaten wohltuend abhebt. »Die Sendung mit der Maut« beschreibt die Problematik zur bis jetzt gescheiterten Einführung der LKW-Maut in Deutschland auf süffisante Art und Weise. Dabei verschaffen sich Spediteur Horst, Iwan, Jürgen, Karl-Heinz und Otto als Betroffene selbst mit ihrer Sicht der Dinge und köstlichen Wortspielen Gehör. Unterlegt mit der Musik aus der "Sendung mit der Maus" lehnt sich der Erzählstil der Comedy auch an "die Maus" an. Ein Ende des deutschen Technologie-Supergaus ist noch immer nicht abzusehen. Das "Laster" der Bundesregierung animiert zu weiteren Comedy-Folgen aus der Spedition.
05. Musiksendung
  • DASDING »Mixtape«
    Die Jury würdigt in dieser Kategorie die Musiksendung mit dem etwas anderen Konzept, die jeden Mittwochabend um 23.00 Uhr beim Jugendradio des Südwestrundfunks ausgestrahlt wird. Bei »Mixtape« kommen Kassettengeschichten von Hörern und Stars ins Radio. Für die Musikauswahl und die dazu gehörenden Anekdoten wird nicht auf researchgestützte Computerprogramme sondern schlicht und einfach auf den subjektiven Geschmack der Hörer zurückgegriffen. So entstehen individuelle Puzzles, bei denen die jeweiligen Urheber - zum Beispiel die Band "Wir sind Helden" - ein eigenes »Mixtape« zusammenstellen und den Hörern erklären, was es mit den einzelnen Songs auf dem Tape auf sich hat. Da die Hörer vorher nicht wissen, was sie in der Sendung erwartet, sind Überraschungen und ungewohnte Einblicke in andere Leben vorprogrammiert.
06. Nachrichten
  • Radio Hamburg - Wiebke Sauk
    Bereits zum zweiten Mal - nach 2003 - werden die Radio Hamburg-Nachrichten von der Jury des Rundfunkpreises ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr überzeugten die Nachrichten vom meistgehörten Sender der Hansestadt mit einer guten inhaltlichen Themenmischung, sauber produzierten Beiträgen und einer professionellen Präsentation durch Redakteurin und Sprecherin Wiebke Sauk. Radio Hamburg gelingt es dabei, mit einer frischen Aufbereitung ein von vielen Hörern oftmals als steif empfundenes Format aufzubrechen, ohne inhaltlich an Substanz zu verlieren. Damit können auch Hörerschichten gewonnen werden, die nicht zu den klassischen Nachrichtennutzern zählen.
07. Gewinnspiel
  • Deutschlandradio Kultur
    »Kakadu-Schatzsuche im Dunkeln«

    Bei diesem besonderen Gewinnspiel beeindrucken Idee, Umsetzung und Mechanik. Da es sich um ein Kinderprogramm handelt, ist die Zielgruppenansprache deutlich anders als bei "normalen" Gewinnspielen. Marktschreierische aggressive Elemente von Powergewinnspielen treten hier zugunsten eines leisen, abwechslungsreichen Gewinnspiels in den Hintergrund. Die prämierte Idee steht auch für Vielfalt und Abwechslung im Radio mitsamt der Ansprache und Einbeziehung einer oft vergessenen Zielgruppe.
08. Programmrubrik
  • Berliner Rundfunk 91!4
    »6 Stunden Berlin - Echtzeitkrimi im Radio«

    Mit großer Mehrheit entschied sich die Jury für diese innovative und mutige Idee, die herkömmliche Formatgrenzen durchbricht und etwas völlig Neues im Privatradio ausprobiert. Der erste Echtzeitkrimi im Radio ist ein aufwändig und gut produziertes Fortsetzungs-Kriminalhörspiel, das täglich mit in sich abgeschlossenen Folgen im Programm des Berliner Rundfunks zu hören ist. Dabei kommen hochkarätige Sprecher zum Einsatz, die es mit ihrer Stimme verstehen, die Hörer neben einer spannenden und packenden Handlung noch zusätzlich an die Lautsprecher zu fesseln. Darüber hinaus ist das interaktive Element hervorzuheben, da die Hörer live im Programm mitraten können, wer jeweils der Täter ist.
09. Nichtkommerzielle Beiträge
  • Radio Meilensteine
    »Die Passion Christi« - Roland Greger

    Der professionell produzierte Beitrag befasst sich mit dem umstrittenen Kinofilm »Die Passion Christi«. Dabei kommen die vielschichtigsten Stimmen aus dem Publikum zu Wort, die von Abscheu und Ablehnung bis hin zu Bewunderung und Zustimmung aus christlicher Sicht oder unter dem Aspekt eines "ganz normalen Actionfilms" reichen. Der Autor und Sprecher Roland Greger setzt sich mit dem Phänomen dieses Mel Gibson-Films auseinander, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger selbst Position zu beziehen. Dadurch wird die aufgeheizte Atmosphäre auf eine nüchterne Ebene gebracht, wo der Zuhörer und Zuschauer individuell selbst sein Urteil über »Die Passion Christi« fällen kann.
10. On Air Promotion
  • Radio Hamburg »Galeriekonzert Ronan Keating«
    Die »Galeriekonzerte« von Radio Hamburg sind ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche und abwechslungsreiche On Air Promotion. Regelmäßig treten auf der Galerie über dem Gläsernen Studio von Radio Hamburg Megastars vor Radio Hambur-Hörern auf, die den Konzertbesuch zuvor im Programm gewonnen haben. Im Vorfeld wird jedes »Galeriekonzert« als major promotion mit Trailern und Promos umfangreich und vielfältig begleitet.
11. Jingle- und Trailerproduktion
  • R.SA Sachsen »Image-Jingle Arabien«
    Matthias Köhler / Heiko Dietze

    Das ausgezeichnete Jingle ist ein verrücktes und witziges Programmelement, das nach arabischem Radio klingend auf R.SA und dessen Morningshow »Böttcher & Fischer« aufmerksam macht.
12. Feature
  • Deutschlandradio Kultur
    »Einer spielt immer die erste Geige«
    Hanns Ostermann / Jörg Degenhardt

    Einstimmig entschied sich die Jury für dieses abwechslungsreiche und interessante Feature. Der Zuhörer erfährt Insider-Informationen von prominenten und kompetenten Persönlichkeiten im weiten Feld zwischen Orchester und Fußball. Dabei kommen kaum zu glaubende Parallelen ebenso wie nicht für möglich gehaltene Unterschiede zwischen beiden Bereichen und Lebenswelten zu Tage. Ein packendes und fesselndes Feature, das zeigt, welch kreatives Potenzial der Hörfunk hervorbringen kann, wenn die Macher Gestaltungsspielraum haben und akustisch experimentieren können.