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»Die Leute haben einfach Angst, es könne was passieren...« Radio-Legende Mal Sondock ist tot

Der frühere WDR Radio-Moderator Mal Sondock ist am 9. Juni im Alter von 74 Jahren in Köln gestorben. Von 1960 bis Ende 1984 präsentierte er die Sendungen »Diskothek im WDR« und »Mal Sondocks Hitparade«. 1957 kam er als Wehrpflichtiger zum US-Soldatensender AFN nach München. Dort war er der erste, der bei Tanzveranstaltungen auf eine Live-Kapelle verzichtete und nur Schallplatten auflegte. In der Musikszene galt er deshalb als einer der Erfinder der Diskothek in Deutschland. In den 60er Jahren nahm Mal Sondock selbst Schlager auf („Das Mädchen mit dem traurigen Blick“) und wirkte in einigen Filmen mit. In den USA spielte die Musik - und Mal brachte sie nach NRW.

Mal Sondock war als Radio-DJ „25 Jahre lang der Mann im WDR, auf den man sich wirklich freute“ und das Idol einer ganzen Generation, dessen Musikgeschmack er geprägt hat. „Ich war jeden Mittwoch dabei, wenn es hieß: Hit oder Niete. Er war so ein netter Typ, der eine Wahnsinnsahnung von Musik hatte...“.  Produziert wurde die »Diskothek im WE-D-ERR«, die nach Meinung der Hörer an Popularität nicht zu übertreffen war, von Dave Coleman.

Die einen haben Mal geliebt, die anderen haben ihn gehasst (aber wegen der guten Musik, die sonst niemand hatte, trotzdem eingeschaltet), weil er immer in die Platten reinquatschte. Wer AFN oder BFBS kannte, dem war die amerikanische und britische Art der An- und Abmoderation bestens vertraut. Man ließ es einfach mit aufs Tape laufen.

Für einen seiner Fans entwickelte sich Mal Sondock in den 70ern zu einem Leitbild seiner Jugendzeit. „Ansonsten war ich kein WDR 2 Hörer, nur mittwochs ab 19.05 Uhr ändere sich das schlagartig. Ich freute mich die ganze Woche, hatte den Kassettenrekorder schon eine Stunde vorher „scharf“ gemacht, um bloß keinen Hit zu verpassen. Man wollte ja immer vor seinen Freunden mit der neuesten Musik angeben. Mittwoch für Mittwoch hörte ich der tollen Moderation zu und so langsam bekam die Stimme ein Gesicht. Anfang der 80er sah ich ihn dann live auf der HiFi-Messe in Düsseldorf. In einem großen Studio, das extra in der Messehalle aufgebaut worden war, saß er hinter seinem Pult und ‘fuhr’ eine Testsendung, sozusagen als Demonstration für die Besucher. Meine Vorstellungen von Mal zerplatzten wie eine Seifenblase. Dort saß ein dicklicher schon leicht angegrauter älterer Herr mit einem Texashemd und einem Cowboyhut auf dem Kopf. Momentan lief nur Musik und ‘MAL’ hantierte mit den Reglern rum. Ist er das, oder nur ein Techniker? Und dann war die gerade laufende Musik zu Ende und ich hörte seine Stimme. Da konnte einer im Radio sein, der selber nicht gerade das telegene Äußere besitzt und macht dann dort so eine Show, das ganz NRW das Radio einschaltet, wenn er auf Sendung ist. Ab diesem Zeitpunkt habe ich seine ‘Disco’ noch viel intensiver verfolgt. Doch kurz nach der Messe wurde die Sendung von »Diskothek im WDR« umbenannt in »Mal Sondocks Hitparade«. Gleichzeitig wurde ihm Sendezeit genommen und das Liveflair was den Kick jahrelang ausgemacht hatte, verschwand. Im Ganzen fehlte der Charme früherer Jahre. Schließlich wurde die Sendung Ende 1984 ganz eingestellt. Angeblich wegen sinkender Zuhörer - was meiner Meinung nach am geänderten Konzept gelegen hat. Letztendlich - und da bin ich dem Sender bis heute noch böse - ließen sie verlauten, das Mal nun wohl ein wenig zu alt für das gesendete Format sei - nicht wortwörtlich - aber genauso habe ich es empfunden.“

Mit viel Herzblut verhalf Mal Sondock der »Diskothek im WDR« zum Kultstatus und war mit seiner Hitparade immer  sehr nah am Puls der Zeit. Er bot Unterhaltung pur - brachte seine eigene Plattensammlung (die neusten Scheiben direkt aus den USA) mit ins Funkhaus. Zum Thema Radio sagte er 2001 vor einer Show in einem Zeitungsinterview:  „Was die Hörer nach wie vor am meisten wollen, ist Musik. Das Radio dient uns oft als akustischer Vorhang. Wichtig sind dabei vor allem unterhaltsame Moderatoren, durch die die Platten verbunden werden. Leider haben viele Radiomacher dieses Prinzip immer noch nicht erkannt.“

Mal Sondock war nicht nur Kult - er war das Original. Das kann man nicht ersetzen. Und die Legende lebt weiter auf seiner Fanpage.

Anita Pospieschil
Fotos: Autogrammkarten
www.mal-sondock.de

Aus RADIOJournal 5/2009

  • RIP MAL - Erinnerungen an Mal Sondock
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