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Münchens beste Morningshow - Mike Thiel macht
bei Gong 96,3 konsequent anderes Radio

Ein Montag im März. Die Sonne geht über München auf, ein wunderschönes Panorama erstreckt sich vom Olympiastadion über die Frauenkirche bis hin zu den Alpen. Der Tag könnte nicht besser beginnen. Nicht besser? Doch! Schnell das Radio angestellt und schon ertönt Mike Thiels Stimme auf Gong 96,3. „Die Streiks sind abgesagt - die Bahn fährt heute wieder normal. Das heißt, es ist mit größeren Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen!“

Seine Pointen sitzen immer. Dabei bedient sich Mike Thiel weder Gagschreibern noch einschlägigen Internetforen sondern setzt bei seinem Humor auf Wortwitz, Ironie, bisweilen Zynismus und immer seinen messerscharfen Verstand. „Lothar Matthäus besucht einen Sondertrainerlehrgang - jetzt können also seine Freundin Liljana und er gemeinsam Hausaufgaben machen und Spickzettel schreiben.“

Auch sportlich ist die Welt bei Mike Thiel und seinem Sparringspartner Karsten Wellert klar aufgeteilt: Der Fan des FC Bayern München setzt seinem Löwen-Pendant auch rhetorisch klare Grenzen. Während sie am Morgen einen Bus mit Fans des TSV 1860 München zu einem Auswärtsspiel begleiten, merkt Mike Thiel süffisant an: „Auf der Hinfahrt lassen die ‚Löwen-Fans’ die Flaschen herum gehen, auf der Rückfahrt gibt’s dann Taschentücher und Anti-Depressiva.“ Legendär ist seine mittlerweile in den Sprachschatz der Hörer übergegangene Begrüßungsformel „Guten Morgen München, Servus Outback“. Mit dem Outback ist das Münchener Umland gemeint, das bis nach Dachau reicht. Thiel nennt die Stadt allerdings „Chaos-City“ - egal ob im Verkehrsfunk, beim Wetter oder in einer seiner vielen Moderationen, die gern auch mal sechs Minuten dauern können.

Mike Thiel bittet zum Tanztee

Mike Thiel sprengt das Format und Gong 96,3 macht damit sogar noch ordentlich Quote. Dabei war er vor zwölf Jahren keinesfalls der bekannte Radiostar, den man woanders wegkaufen konnte. „Wir hatten zuvor einige prominente Morgenmoderatoren, da war es dann an der Zeit, auch mal einen Kontrastpunkt zu setzen“, erinnert sich Geschäftsführer und Programmdirektor Georg Dingler. „Mike wollte unbedingt zum Radio, stieg als Praktikant bei uns ein, war extrem fleißig und lernte schnell die Zusammenhänge zu verstehen. Gemeinsam mit dem damals jüngsten Programmchef Stefan Schmitter arbeitete er rund um die Uhr für den Erfolg, wofür ich immer noch unheimlich dankbar bin.“

Die Stärken seines besten Pferdes im Sendestall bringt Georg Dingler schnell auf den Punkt. „Am Morgen erwarten die Leute Höchstleistungen vom Radio, mit dem sie gut unterhalten in den Tag kommen wollen. Mike ist dabei nicht auf platte Witze angewiesen sondern spielt mit den Hörern auf seine ganz eigene Art. Die Menschen haben Vertrauen zu ihm und auch ich habe ein Herz für Spinner. Schließlich bin ich selbst nicht der klassische Geschäftsführer sondern ein Radioverrückter!“ So extrovertiert Mike Thiel in der Show ist, so zurückhaltend ist er durchaus im Privatleben. Seine Familie trägt entscheidend dazu bei, dass er das Gleichgewicht behält und nun schon zwölf Jahre am Morgen reüssieren kann.

Einen Tag später, am Dienstag, ist es stürmisch und frisch. In der Nacht klopfte der Regen an die Fenster. Mike Thiel ist trotzdem in seinem Element. Gerade verklingen die letzten Takte von Seal, den er mit „das war Herr Klum mit ‚Amazing’“ abmoderiert, ehe sich der „Tages-Top-Trend für die Millionenstadt“ anschließt. Die Blitzer kündigt Mike lapidar als „erste Fototermine heute Morgen an“, ehe der Opener startet. „Gong 96,3 - the Number One in Munich. Die Mike-Thiel Show“. In den Jubel mischen sich die Stimmen kreischender Teenies, mit denen die generationsüberschreitende Begeisterung für den Morningman ausgedrückt werden soll. „Heute ist der Welttag der Organspende. Leider sind die Spendenlisten sehr lang. Paris Hilton beispielsweise wartet schon ihr Leben lang auf ein Gehirn.“

Mike Thiel mit Herkules

Dann wird es privat. Mike Thiel erzählt vom Umzug seines Katers Herkules, dem er ein eigenes Gartenhäuschen gezimmert hat. „Der braucht einfach einen Pausenraum zwischen Rasenmäher und Gartenkralle.“ Dann kommt die „Gong-Stauschau“. Service ist am Morgen natürlich sehr wichtig, aber er kann auch Spaß machen, wenn man ihn richtig verpackt. „Servus, liebe Motorsportfreunde“ leitet Mike Thiel den „besten Verkehrsservice Münchens alle 15 Minuten“ ein, ehe er sich live mit NASA-Control in Florida verbinden lässt, um den Countdown beim Start der Raumfähre Endeavour „mit ihrem längsten Aufenthalt ever“ mitzuerleben.

Das Ungewöhnliche, Spontane und damit wieder absolut Originelle steht so im Mittelpunkt der Sendung. So werden die Hörer jederzeit und spontan interaktiv in die Sendung einbezogen. Ob eine Rollstuhlfahrerin on air einen Lebenspartner sucht oder sich ein treuer Hörer über Bemerkungen seiner Freundin beschweren will - stets gelingt es Mike Thiel einen Spannungsbogen zu schaffen. Statt voyeuristischem Ausschlachten von privaten Schicksalen gibt es authentische Lebenshilfe - und dabei kann natürlich auch herzlich gelacht werden.

Die Musik darf morgens auch nicht zu kurz kommen, dominiert aber nicht wie bei den anderen Sendern allein das Programm. Schließlich weiß man bei Gong 96,3 nur zu gut, dass „Apologize“ von One Republic oder „I thought I’ve seen everything“ von Bryan Adams kein Alleinstellungsmerkmal sind. Mike Thiel ist es dagegen schon. Nicht nur in München sondern deutschlandweit wird man seinesgleichen suchen müssen. „Immer mehr Deutsche fühlen sich einsam und ausgegrenzt - das ergab eine Umfrage bei der hessischen SPD-Abgeordneten Dagmar Metzger“ witzelt Mike Thiel, der auch ein großer Film- und Kinofreund ist. Regelmäßig ist das Original Hans-Ulrich Pönack mit seinen schonungslos ehrlichen Kritiken zu hören, gern rät Thiel gemeinsam mit den Hörern Filmmelodien. Ein ganz spezieller Soundtrack wird auch in der „Shitparade“ gefahren. Hier stehen unbekannte oder kuriose Songs zur Abstimmung und die Hörer entscheiden, ob sie weiter gespielt werden sollen. In diesem Jahr dominierte über Wochen Israel Kamakawiwo’ Ole mit „Somewhere over the rainbow / What a wonderful world“. Bei Mike Thiel kann man den Begriff „Morningshow“ wortwörtlich nehmen. „Und hier ist meine 1-2-3-Gute-Laune-Show-Band“ sagt er bestens gestimmt den Hörern draußen vorm Radio, während als Instrumentalstück „Let’s have a party“ von Wanda Jackson erklingt.

Radio abseits von belanglosen 1:30-Aufsagern macht Mike Thiel schon über zwölf Jahre bei Gong 96,3 am Morgen. Bevor es losging besuchte er den amerikanischen Radiogott Howard Stern und musste auch gleich mit in die Show. „Die Amerikaner verstehen etwas von Unterhaltung und so wollte ich einfach mal ‚Hallo’ sagen. Dann bin ich aber gleich in der Show gelandet. Wahrscheinlich brauchte er mal wieder einen Deutschen, über den er herziehen konnte. Zum Glück musste ich nicht auch noch strippen“, lacht Mike. Er hatte „Anton aus Tirol“ dabei, das Howard Stern einem begeisterten Publikum vorstellte. „Natürlich, authentisch, down to earth“ - das waren die Grundmaximen, die Mike Thiel mit nach Deutschland nahm. „Bei uns in der Show ist nichts aufgesetzt und wir nehmen uns auch selbst nicht so wichtig. Es herrscht eine absolute Gleichstellung mit dem Hörer. In dem Moment, wo ich sende, bin ich auch gleichzeitig Hörer.“

Mike Thiel kann absolut loslassen. Die Sendung bekommt dadurch ihren eigenen Lauf. Wo andere vorbereitete Pointen ablesen, agiert er mit seinem Kompagnon Karsten Wellert völlig frei im Studio. Karsten kriegt dabei den einen oder anderen derben Witz ab, weiß sich aber auch adäquat zu wehren. Beide sind ein eingespieltes Team, Grenzüberschreitungen Teil des Programms.

Mike Thiel begann 1993 bei Gong 96,3 als Nachrichtensprecher, Reporter und Magazinmoderator. Schließlich hatte er eine eigene Show am Sonntag, wollte aber immer am Morgen senden. Als es dann soweit war, baute er sich Stück für Stück eine Fangemeinde auf, die seitdem deutlich gewachsen ist. Die eMail-Resonanz ist heute gewaltig. „Wenn ich alles vorlesen würde, was so eintrifft, könnten wir keinen einzigen Musiktitel spielen“, lacht Mike Thiel und legt nach: „Mein Ziel ist sowieso nur noch ein Titel pro Stunde!“ Überhaupt wird die Sendung nicht durch feste Rubriken unnötig zementiert. Platz für ungewöhnliche Erlebnisse bleibt so immer.

Mike Thiel und Karsten Wellert mit Hörern

Dass der Hörer für Mike Thiel und sein Team das höchste Gut ist, zeigt sich auch bei seinem Fanclub, der jedes Jahr einen eigenen Faschingswagen baut. Sogar therapeutisch war Mike Thiel schon erfolgreich. So holte er eine Wachkoma-Patientin ins Leben zurück. Sie hatte die Show geliebt und ihr Mann stellte sie auch im Krankenhaus regelmäßig an. Als eines Tages der Sender verstellt war, rief sie plötzlich „Mike, Mike, Mike“. Unglaublich, aber es hat sich so zugetragen. „Wir müssen nicht jeden Tag lustig sein sondern das Leben draußen auffangen, Emotionen vermitteln, die Hörer mit reinnehmen“, ist sich Mike Thiel sicher.

Dass seine Sendung talk of the town ist, beweisen auch die Reaktionen prominenter Anrufer. Uschi Glas, die Mike Thiel regelmäßig durch den Kakao zieht, hört Gong 96,3 auf dem Weg zur Schule ihrer Tochter ebenso wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, der sich bei einer Aktion mit Fußballfans besorgt erkundigte, wie weit denn Mike Thiel noch gehen wolle. Auch Familie Siegel meldet sich regelmäßig im Sender allerdings meist über ihren Anwalt. „Offenbar trägt uns Giulia Siegel [Tochter von Schlagerkomponist Ralph Siegel] noch nach, dass wir über ihr unstetes Privatleben so manchen Witz gemacht haben.“

Für Furore sorgte beim Bestechungsskandal um 1860 München der auf die Melodie von „Lebt denn der alte Holzmichel noch“ verfasste Text „Sitzt denn der junge Wildmoser noch“. Polarisierung nutzt der Show. „Mich hören nicht nur die Leute, die meine Sendung mögen sondern auch die, die mich hassen. Die brauchen dann was zum Aufregen“, hat Mike Thiel festgestellt. In diesem Punkt steht er ganz in der Tradition von Howard Stern. Der Unterschied ist, dass bei Gong 96,3 kein Hass-Radio läuft. „Allerdings sind wir kein politisch korrektes Umfeld, bürsten die Dinge gern gegen den Strich“, sagt Mike Thiel der seinem Co-Piloten Karsten Wellert den Spitznamen „Kacker“ verpasst hat, der mittlerweile auch von den Hörern gut angenommen wird.

Mike Thiel mit Hörerinnen

Seine Sendeassistentin ist die „vollbusige Jenny“, sein Mann für die Außeneinsätze der „alkoholabhängige Bier-Benny“. Solche Schubladen braucht die Sendung, damit sie den richtigen Drive bekommt. „Ansonsten mache ich alle Regler auf, jeder kann was sagen und wenn jemand während des Rotlichts zur Studiotür reinkommt, wird er auch mit einbezogen“, sagt Mike Thiel, der im Wettstreit der Fußballvereine on air sogar mal die Handy-Nummer von Karsten Wellert bekannt gab. Der konnte sich dann tagelang ob seines Bekenntnisses für die Löwen vor Anrufen empörter Bayern München-Fans nicht mehr retten.

Karsten arbeitete erst im Hintergrund, war dann als Reporter für Gong 96,3 unterwegs. Seit sechs Jahren ist er on air der Counterpart von Mike Thiel, wo er den legendären „SportSchmitti“ ablöste, der mittlerweile in Berlin Geschäftsführer bei einem Radiosender ist. Karsten ist auch der Mann für alle Marketinggeschichten rund um die Sendung. „Ich gebe Sachen ungern aus der Hand“, bekennt er, „kümmere mich daher um Kundengespräche, die Bürokratie mit Werbekunden bei Verlosungen oder die alltägliche Organisation der Sendung lieber selbst“.

Um neun Uhr nach der Sendung gibt es erstmal ein kurzes, aber ergiebiges Frühstück. Während die Crew die Sendung Revue passieren lässt, steht um 9.40 Uhr direkt vom Platz aus eine Schaltung zum Vormittagsmoderator im Studio auf dem Programm. „So gelingt es uns, den Übergang vom Morgen in den Tag mit einer vertrauten Stimme im Ohr für die Hörer angenehmer zu machen“, erzählt Mike Thiel, der sich noch heute darüber wundert, dass die Telefon-Warteschleife von Air Berlin wochenlang in der „Shitparade“ ganz oben war. „Wir haben dort jeden Tag angerufen und uns zum Erstaunen der Telefondamen nur in die Warteschleife verbinden lassen“, lacht Karsten Wellert. „Zwischendurch hat sich dann immer mal das Bodenpersonal gemeldet.“ Darauf hat Air Berlin dann die Ansage eingeführt „um unsere Warteschleife zu genießen, drücken Sie die Neun“.

Vier CD-Sampler mit dem Besten aus der Shitparade können mittlerweile käuflich erworben werden. Die Hörer sind sehr aufmerksam dabei. Wenn Mike Thiel erwähnt, dass er die Mini-Kaugummi-Kugeln aus dem Automaten mag, melden sich die Hörer danach von selber und wollen welche vorbei bringen. Dafür wollen sie auch ungeteilte Aufmerksamkeit. „Besonders die Mädels sind sehr empfindlich, wenn man sie am Telefon nicht gleich wieder erkennt.“

Jeden Morgen klingelt um 3.15 Uhr der Wecker in Mikes Haus am Ammersee. „Einmal habe ich mein Auto auf dem Weg zur Arbeit geschrottet, bin kurz vor der Isar in die Leitplanke gedonnert. Ich rannte noch winkend auf das nachfolgende Fahrzeug zu, das trotzdem auch noch rein krachte.“ Die durch den bekennenden BMW-Fahrer lädierte Leitplanke wurde dann abmontiert und vor der BMW-Niederlassung wieder aufgebaut. Die Hörer konnten dann schätzen, wie lang die Leitplanke war. So wurde ein eher unerfreuliches Ereignis gleich wieder Teil der Show. Am Tag als der Christbaum nach München kam, spielte Mike ausschließlich 28 Mal WHAM mit „Last Christmas“.

Auch die Hörerreisen sind legendär. Egal ob Mike mit ihnen nach Las Vegas oder zur Papst-Audienz in Rom unterwegs ist. Hier büßte er sogar seine Bild-Bibel ein, die er in Richtung des Pontifex für ein Autogramm reichte. Dieser sah die Bibel offenbar als Souvenir an und verschwand mit ihr. Über einen Polizisten in Rom gelangte die heilige Schrift nach einem Jahr - natürlich medial begleitet - wieder in die Hände von Mike Thiel zurück. Eine persönliche Widmung war auch drin. Bei den Reisen wird immer auch von unterwegs aus dem Hotel die aktuelle Sendung in den Münchner Äther geschickt. Dabei sind ferne Reisen genauso wichtig wie die Party vor Mikes Haustür auf dem Ammersee. Die Resonanz ist immer gewaltig, so etwa als im Januar zum Biathlon-Weltcup in Ruhpolding die für die Hörer gecharterten Party-Busse mit 60 Stundenkilometern über die Autobahn schlichen. Nach drei Stunden waren sie am Ziel und Mike feierte mit den Hörern in einem Freilichtmuseum im Wald. „0815 gibt es bei uns nicht. Ich würde nie zulassen, dass eine gewöhnliche, langweilige Aktion ins Programm kommt.“

Auch die oftmals belächelte Sportart Nordic Walking wurde durch Gong 96,3 bekannt gemacht, „Anfangs haben wir Witze darüber gerissen, dann meldeten sich Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, die ebenso wie Kai Pflaume Fans der Show sind. Gemeinsam organisierten wir dann morgens um sechs Uhr einen Nordic Walking-Lauf durch München, an dem über 500 Hörer quer durch den Englischen Garten teilnahmen“.

Auch gegenseitige Geburtstagsgeschenke zwischen Mike Thiel und Karsten Wellert sind Thema der Show. So etwa ein Fallschirmsprung, bei dem es gleich in Anlehnung an Möllemann eine Fallschirmbrille mit FDP-Logo dazu gab. Auch Selbstironie ist wichtig für die Sendung. Mike und Karsten können sich gekonnt auf die Schippe nehmen. Große Unterstützung finden sie bei Jenny Diehl, die sich um Telefon, Verkehr und Wetter kümmert und in der Redaktion die Sendung vorbereitet. „Ich arbeite auch daran, dass wir möglichst viele Sachen aus der Sendung in den Tag transportieren, Ereignisse für die Hörer so weiterdrehen“, erzählt sie.

Sowohl Jenny als auch Außenreporter Benjamin Kühnel waren beide frühere Hörer und kamen zu Gong, weil sie Mike Thiel-Fans sind. Wer die Show mag, versteht auch eher, wie die Macher ticken. Eine gute Schule ist es obendrein. „Bisher hat der Chef noch jeden Praktikanten von uns übernommen“, sagt Mike. Auch Karsten hörte früher zu und fand den Unterschied zu „anderen Sendern mit ihren Telefonabzocken und ihrer unehrlichen Höreransprache“ deutlich wahrnehmbar. „Obwohl wir ein Lokalradio sind, machen wir kein Lokalradio am Morgen“, bringt Mike Thiel die Stärke seiner Show auf den Punkt.

Mike Thiel und Karsten Wellert mit Münchens OB Christian Ude

Wer bewegt schon Massen morgens zum Metzger? Norbert Wiedemann aus Fürstenried ging es geschäftlich gar nicht gut, als er über Gong 96,3 auf seine speziellen Chili-Leberkäs-Semmeln aufmerksam machte. Mike fand sofort Geschmack daran, bekam eine Lieferung in den Sender und erwähnte das auch. In den Folgetagen steigerte sich der Umsatz in der Metzgerei ins Unglaubliche, man kam mit der Produktion der speziellen Rezeptur gar nicht mehr nach. Ein Hörer berichtete in der Schlange dem verdutzten „Bier-Benny“, er hätte extra Station gemacht, um seiner Freundin ein paar Chili-Leberkäs-Semmeln zu kaufen, die er ihr anschließend nach Harras in ihr Büro fuhr. Solche Geschichten gab es etliche. Das zeigt auch, was Radio immer noch möglich macht.

„Wir sind Grünwald und Hasenbergl“, macht Mike Thiel mit dem Vergleich zwischen Nobel-Vorort und Problem-Stadtteil die Bandbreite der Sendung deutlich. Hauptsache der Spaß kommt nicht zu kurz und die Pointen fließen.

„Scientology nimmt einem vieles ab - das Denken, das Geld…“ sagt Mike am nächsten Tag, ehe er auf die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums Mira im Münchener Norden zu sprechen kommt. „Wenn die Außenfassade ihre Farbe verändert gehört das zum Konzept. Du brauchst dir keine Sorgen machen, es liegt nicht am Suff“, gibt er Außenreporter „Bier-Benny“ mit auf dem Weg. Mike Thiel ist eben einzig - nicht artig.

Stefan Förster
Fotos: © Radio Gong
www.radiogong.de

Aus RADIOJournal 4/2008