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»...Nur ein Nebenprodukt«
Radio Goethe in San Francisco

„Es gibt nichts, was es nicht gibt“, diese Erkenntnis setzt sich schon beim flüchtigen Dreh über die Mittelwellen- und UKW-Skala fest und verstärkt sich beim näheren Zuhören: Die Rundfunk-Szene in San Francisco ist schillernd, vielseitig und kosmopolitisch - drittgrößter Werbemarkt in den Vereinigten Staaten. Die Konkurrenz ist groß und alle Sender buhlen um die Gunst des Hörerpublikums. Deshalb sind die Formate der Sender auch unterschiedlich. Selbst Programme in Fremdsprachen sind vertreten und lassen die Kurzwelle schnell vergessen, zumal fremdsprachige Programme in einwandfreier Qualität auf der Mittelwelle oder FM gehört werden können. So haben auch eine Reihe von Sendern, Programme in fremden Sprachen aufgenommen, wobei die Radiostation nur das Studio und den Sender zur Verfügung stellt. Zum Beispiel die Station KUSF in San Francisco auf 90,3 MHz. 

Radio Goethe ist jeden Samstag von 10.00 bis 11.00 Uhr Ortszeit mit einem deutschen Programm über KUSF zu hören. Eine Sendung, in der ausschließlich Musiker und Bands aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentiert werden. Radio Goethe richtet sich nicht etwa an die Immigranten, die nach dem Krieg ausgewandert sind, sondern an das junge amerikanische Publikum, das Interesse an der deutschen Musik-Szene hat. Bands wie Faust, Kraftwerk oder Einstürzende Neubauten haben in San Francisco Kult-Status. 

Im Jahre 1996 wurde die Sendung von Arndt Peltner - er ist Korrespondent in den USA ­ ins Leben gerufen, nachdem er von Deutschland nach San Francisco gezogen war. Grund dafür ist, dass die deutsche Musik-Szene durchaus im Ausland mithalten kann, doch so gut wie nicht im Radio gespielt wird. Arndt Peltner ging zu KUSF und stellte sein Konzept einer deutschen Sendung mit ausschließlich deutschen Bands vor. Und KUSF war davon überzeugt. Als Sponsor (der die 40 Dollar pro Sendung bezahlt) konnte das Goethe-Institut gewonnen werden, doch seit den Sparmaßnahmen der Bundesregierung, wird die Sendung vom Deutschen Generalkonsulat finanziert. 

Das Programm von Radio Goethe ist kein Format-Radio. Gerade dies macht es möglich auch unbekannten Gruppen, oder Gruppen die noch keinen Plattendeal haben, eine Chance zu geben, wobei das immer vager in Deutschland wird. Hörer, die schon mal das Programm von Radio Goethe via Internet verfolgt haben, vermissen solche Sendungen in Deutschland. 

Anfangs gab es in seiner Sendung noch Nachrichten, doch da überwiegend junge Amerikaner das Programm einschalten, ließ Arndt Peltner die news weg, zumal davon auszugehen ist, dass sie zusätzliche Informationen auch aus dem Internet beziehen können. Was allerdings weiterhin im Programm läuft, sind Live-Interviews mit Künstlern wie Zentrifugal, mit deutschen Rappern oder Anja Krabbe. Hinzu kommen Interviews mit Künstlern, die Arndt Peltner vorab geführt hat. Die Moderation ist gemischt, einfach aus dem Grund, weil man mit Konzerthinweisen in englischer Sprache mehr Hörer erreichen kann. Da Arndt als US-Korrespondent arbeitet, nimmt er gelegentlich auch die eigenen Beiträge ins Programm, wenn sie vom Thema her interessant erscheinen. Diese Beiträge werden in deutscher Sprache ausgestrahlt. 

Radio Goethe ist für Arndt Peltner nur ein Nebenprodukt, allerdings eins das Spaß macht. Zu verdienen gibt es daran nichts. Radio Goethe dürfte wohl die einzige Sendung ihrer Art in Nordamerika sein, in der ausschließlich deutsche Bands zum Zug kommen. Das ist nachahmenswert. Die Sendung kann auch als Podcast abonniert werden.

Hans Werner Lange
Foto: © Anja Krabbe
www.radiogoethe.org

Aus RADIOJournal 5/2000

• Neue Initiative von Radio Goethe: Das nichtkommerzielle Radio Goethe ist seit sieben Jahren on air. Die Sendung wird mittlerweile von 15 Stationen in den USA und Kanada ausgestrahlt. Mit Unterstützung durch das deutsche Generalkonsulat und das Goethe-Institut wird versucht, die deutsche Musikszene in Nordamerika bekannter zu machen. Radio Goethe wird auf Collegesendern ausgestrahlt. Aus diesem Grund wurde ein neues Projekt gestartet ­ eine Kooperation mit deutschen Uniradios und Ausbildungskanälen. Junge Menschen sollen in englischer Sprache Beiträge über ihr Leben und ihre Sichtweisen für ein junges Publikum in Übersee produzieren. Die Themen werden dabei nicht eingeschränkt, vielmehr ist es wichtig, dass dabei ein umfassendes, modernes und junges Bild von Deutschland präsentiert wird. Ziel ist es, eine halbstündige Sendung pro Woche auf verschiedenen Collegesendern in den USA und Kanada auszustrahlen. Die Themenabsprache und das Besprechen von Manuskripten wird online durchgeführt, die Beiträge dann in den einzelnen Unisendern in Deutschland produziert und schließlich als MP3-File nach USA überspielt. Das ganze ist somit eine kostengünstige aber durchaus effektive Möglichkeit eine interessante und vielseitige Magazinsendung über Deutschland zu verbreiten. Im Dezember 2003 war der Leiter von Radio Goethe, Arndt Peltner, für dieses Projekt in Deutschland unterwegs und hat Gespräche mit verschiedenen Landesmedienanstalten und Uniradios geführt. Arndt lebt seit mehr als sieben Jahren in den USA und arbeitet dort als freier Korrespondent. (RADIOJournal 12/2003)