Best of Story
Das Beste aus 20 Jahren RADIOJournal

Erste Rundfunksendung vor 70 Jahren
in Pittsburgh, Pennsylvania

Aus einem Gespräch mit ARD-Korrespondent Armin Amler
am 2. November 1990 im WDR 2-»Mittagsmagazin«

WDR 2: Wie das wohl geklungen hat, als heute vor 70 Jahren zum ersten Mal ein kommerzieller, ein gewerblicher Radiosender etwas in den Äther brachte? In Pittsburgh war das, in den Vereinigten Staaten, und Armin Amler in Los Angeles hat damals fasziniert gelauscht - nein, das wäre übertrieben - nein, aber er weiß gut darüber Bescheid, guten Morgen.

Amler: Ja, schönen guten Morgen, nein so alt bin ich nun doch wieder nicht. Das Ganze war schon mal interessant, es war nämlich ein politisches Ereignis, das KDKA, die Mittelwellenstation in Pittsburgh, an diesem Tage als kommerzielle Station offiziell in den Äther gehen ließ. Zunächst ohne Genehmigung der Behörden, die kam etwas später, und auf jeden Fall, so erklärte mir Programmdirektor Chuck Dickman gestern am Telefon, habe niemand gewusst, wieviele Pittsburgher im Umkreis von ein paar Kilometern mit ihren Kristalldetektorempfängern tatsächlich die Auswertung der Harding-Cox-Präsidentschaftswahlergebnisse akustisch verfolgen konnte. Aber es gibt die Aufnahme von damals und die klingt sogar recht gut: "This is KDKA of the Westinghouse Electric and Manufacturing Company in East Pittsburgh, Pennsylvania. We..."

"Hier ist KDKA von der Westinghouse Elektrizitäts- und Fabrikationsfirma in Ost-Pittsburgh, Pennsylvania", sagte er, und das war natürlich Westinghouse-Elektroingenieur Dr. Frank Conrad. Der stand hinter diesem Experiment, wie er es nannte, dessen Ziel nicht in der profitablen Ausnutzung von Ätherwellen bestand wie es heute in den USA so üblich ist, sondern er war der Techniker. Er wollte einfach erst mal die Reichweite testen. Das war das Wichtigste für ihn und deshalb kam dann auch noch die Ansage: "Wenn irgendjemand diesen Funkspruch hört, würden wir es schätzen, wenn er mit uns in Verbindung treten könnte, denn wir sind sehr interessiert daran zu erfahren, wie weit diese Sendung überhaupt reicht und wie sie empfangen wird".

Nun, für die Pittsburger kam das Ganze nicht ganz ohne Vorbereitung. Bereits seit Tagen hatte man ihnen ja das Prinzip des Detektors und des Kopfhörers erklärt und die Sendung angekündigt. Und entsprechen erklärte das dann auch der Programmdirektor: "...Viele Leute haben das Ganze gehört", sagte er, "wir wollten sogar einiges von dem ausstrahlen, was die Pittsburgher damals zu sagen hatten, die diese erste Sendung hörten. Nun, einige, die heute noch am leben sind, waren damals nur fünf oder sechs Jahre alt, aber die können sich erinnern. Sogar daran, dass Eltern, Tante oder Onkel sie zu dem Gebäude mit nahmen, von dem aus die erste Sendung kam, und sie hörte sich also auch entsprechend an...".

Und zu den politischen und allgemeinen Tagesereignissen kamen bald der Sport, bis heute ein sehr wichtiger Bestandteil der Sendungen von KDKA, und dann auch die ersten musikalischen Versuche. Aber anders als die meisten kommerziellen Stationen hier in den USA, die ein bestimmtes Programmformat besitzen, also nur Musik oder nur Nachrichten, verstand sich dieser Sender als sogenannte Full-Service-Station, als ein Sender also, der auf vielen Gebieten seinen Hörern etwas zu bieten hat.

WDR 2: Und die Qualität war in der Tat damals gar nicht so schlecht?

Amler: Das kann man wirklich sagen, und natürlich nur Mittelwelle und nicht so wie heute 15 Kilohertz und Stereo, aber immerhin verstehen konnte man’s ohne weiteres.

WDR 2: Ich will nur aus lexikalischem Wissen sozusagen ergänzen, dass die erste Langwellensendung wenige Monate vorher in Königswusterhausen stattgefunden hat, und dann kam der Mittelwellenbetrieb 1923 nach Deutschland. Also das war terminlich alles recht nahe beieinander. Armin Amler in Los Angeles, herzlichen Dank!

Aus Radio-Skala 4/1991

• KDKA sendet heute auf 1020 kHz mit 50 Kilowatt Leistung. Damals benutzte man die Frequenz 980 kHz. Erst eine spätere Frequenzneuordnung versetzte nahezu alle US-Stationen um 40 kHz nach oben. Bevor am 2. November 1920 die Ausstrahlung als KDKA begann, testete man bereits unter dem experimentellen Rufzeichen 8XK. Mittelwellen-Spezialist Wilhelm Herbst konnte KDKA bei sehr guten Überreichweitenbedingungen in Europa empfangen. KDKA überträgt das NBC Radio Network, ist „Mutterstation" der Baseballmannschaft „Pittsburgh Pirates" sowie der National Hockey League-Mannschaft „Pittsburgh Penguins" und sendet in Stereo.