Best of Story
Das Beste aus 20 Jahren RADIOJournal

60 Jahre AFN:
»Music in the Air«

Am 26. März 2003 wurde im Historischen Museum in Frankfurt am Main die Ausstellung „60 Jahre American Forces Network“ - AFN Europe 1943 bis 2003 - eröffnet. Initiator ist Dr. John Provan, der mit dem Soldatensender groß geworden ist und seit 40 Jahren in Deutschland lebt. Inzwischen gibt es auch die CD-ROM „The Early Years“ mit historischen Mitschnitten aus der Sendergeschichte.

Herr Dr. Provan, Sie sind Historiker, leben in Frankfurt und haben zusammen mit dem Rundfunkjournalisten Ingo Paternoster die CD-ROM „AFN EUROPE - 60th Anniversary“ herausgebracht. Was verbindet Sie selbst mit AFN? 

Mein Vater war bei der US Air Force und ich bin in Deutschland aufgewachsen. Sechs Jahre in Kaiserslautern, sechs Jahre in Sembach (bei Kaiserslautern) und sechs Jahre auf der Rhein-Main Air Base. Natürlich, AFN war der Radiosender, den man gehört hat. Ich habe vielleicht AFN anders erlebt als die Deutschen, nämlich als Amerikaner in Deutschland. Für mich war es eine Verbindung zu meiner Heimat, obwohl ich immer noch in Deutschland wohne (mittlerweile über 40 Jahre). 

Was hat an dem Programm von AFN so fasziniert: die fetzige Musik, die Art der Präsentation oder auch ein Stück amerikanische Lebensart? Wer hört heute in Deutschland noch AFN? 

Ohne Frage, es war die Musik. Ich habe mit zahlreichen Deutschen gesprochen, und es war immer die Musik, ob Glenn Miller oder Wolfman Jack, AFN hat die Musik gebracht, die die junge Generation hören wollte. Deshalb war der Sender so populär. Heutzutage ist das Angebot der deutschen Sender viel anspruchsvoller geworden wie früher. Aber auch AFN hat sich verändert und spielt immer noch die Musik, die der junge GI hören will, und nicht mehr das was „unsere“ Generation vielleicht hören möchte. 

Im Historischen Museum Frankfurt wurde Ende März mit der „Nacht der Museen“ die Ausstellung »60 Jahre American Forces Network« eröffnet. Wer hatte die Idee dazu? 

Es war meine Idee, ich habe vier Jahre daran gearbeitet. Obwohl AFN nicht mehr die Rolle wie vor 20 Jahren in Deutschland spielt, kann sich die Generation, die mit dem Sender groß geworden ist, gut an diese Zeit erinnern. Trotz aller Politischen Auseinandersetzungen, Musik war und ist nie politisch von AFN benutzt worden. Das macht den Sender und diese Ausstellung zu etwas Besonderem. AFN war der letzte Radiosender, der die „Golden Days of Radio“ erlebt hat. Zahlreiche GIs waren damals in Deutschland stationiert (fast 400.000). Mangels Programmzuführung aus den Staaten war man gezwungen viele Shows selbst zu produzieren. So entstand zum Beispiel die Sendung »Music in the Air«, die über 30 Jahre lang gelaufen ist. Das machte AFN unheimlich populär, fast 50 Millionen Leute haben in ganz Europa zugehört. Zahlen die heute kaum vorstellbar sind. 

Zur Eröffnung der Ausstellung gab es eine AFN-Sixtieth Anniversary Party als Livesendung mit der Musik aus fünf Jahrzehnten - von Glenn Miller bis Bon Jovi. Wie war die Resonanz auf die Veranstaltung?

Es war toll, wir haben 5.440 Besucher an diesem Abend gehabt und damit ein volles Haus. Unglaublich. 

Interview: Anita Pospieschil

Aus RADIOJournal 5/2003