»Asia Pacific« - Hintergründiges aus einer
komplexen und dynamischen Region
Grenzkonflikte zwischen Indien und Pakistan um die Region Kaschmir,
das Bombenattentat auf der Touristeninsel Bali, ein ständiges Auf
und Ab bei der Annäherung zwischen den beiden Koreas, die
schmerzhafte Staatenwerdung Osttimors, die repressive Haltung der
australischen Regierung gegen Immigranten, der US-amerikanische
Einfluss auf die pazifischen Inselstaaten... Im
asiatisch-pazifischen Raum, der ungefähr mit Afghanistan beginnt,
über die selbständigen südlichen GUS-Republiken, den indischen
Subkontinent, China, die Tigerstaaten Ostasiens, über die
Philippinen, Malaysia und Indonesien bis nach Australien, Neuseeland
und die pazifische Inselwelt reicht, lebt rund die Hälfte der
Weltbevölkerung. Europäische Medien gehen für gewöhnlich auf
Nachrichten aus dieser Gegend ein, vermelden, analysieren und
diskutieren aber nur einen kleinen Teil des Geschehens. Kaum ein
westliches Medium hat eine vergleichbar hohe Kompetenz in
asiatisch-pazifischen Dingen wie die Radiomacher des australischen
Rundfunks ABC und dessen Auslandsdienstes Radio Australia...
Aus den Studios von Radio Australia in Melbourne kommt mit »Asia
Pacific« seit mehr als vier Jahren eine tägliche Magazinsendung in
englischer Sprache, die sich eingehend mit dem asiatisch-pazifischen
Raum beschäftigt. Die Tatsache, dass die Sendung vom Auslandsradio
produziert wird, bedeutet für Hörer in Übersee den großen Vorteil,
teilweise unbekannte Sachverhalte eingehend erläutert zu bekommen.
Die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe, Funktionen und
Herkunft von Entscheidungsträgern werden nicht als absolut bekannt
vorausgesetzt, sondern den Hörern kompetent und gekonnt vermittelt.
Die Bedeutung von »Asia Pacific« als ‚Flaggschiff-Sendung’ von Radio
Australia endet dabei nicht beim Auslandsradio: Der ABC-Inlandskanal
Radio National ist sowohl Koproduzent als auch Abspielstation, so
dass die Sendung auch in ganz Australien empfangen werden kann.
Seit November 2002 hängt allerdings das
Damoklesschwert einer möglichen Reduzierung des Redaktionsbudgets
über »Asia Pacific«: Radio National erwägt, die finanzielle
Unterstützung um 100.000 australische Dollar pro Jahr (zirka 55.700
Euro) zu kürzen. Die Ankündigung sorgte für einige
Auseinandersetzung unter australischen Politikern. So meinte etwa
ein Oppositionsführer, die geplanten Einsparungen seien nicht im
nationalen Interesse Australiens und müssten zurück genommen werden.
Um die Bedeutung von »Asia Pacific« zu bemessen, ist ein Blick auf
die Verbreitung der Sendung nützlich: Radio Australia hat über 250
Re-broadcasting-Partner, die verschiedene Programme des Senders
lokal oder regional wiederausstrahlen. Eine große Anzahl in
Melbourne geht man von mehr als 200 aus überträgt insbesondere
»Asia Pacific«. 120 Re-broadcaster befinden sich in Asien und dem
Pazifikraum, weitere in Nordamerika und Afrika.
Rund ein Dutzend Personen sind derzeit für die
Berichterstattung zuständig: An vorderster Stelle Sen Lam, der
Hauptmoderator von »Asia Pacific«. Der gebürtige Malaysier ging 1991
nach einem Studium in England zur ABC, für die er als Reporter aus
Burma, Hong Kong, Malaysia, Brunei und Taiwan berichtete. Anfang
2002 übernahm er den Chefsessel von Peter Mares, der die
Magazinsendung seit ihrem Start moderiert hatte. Mares war einige
Jahre lang ABC-Korrepondent in Vietnam und hat sich außerdem als
Autor eines Buches über die australische Einwanderungs- und
Flüchtlingspolitik hervor getan. Seit rund einem Jahr ist er für
eine Radioserie im Inlandsdienst tätig, liefert aber weiterhin
Beiträge für »Asia Pacific«. Verantwortliche Produzentin ist
übrigens Sarah Gibson, die ihre Karriere bei der BBC begann und seit
nunmehr eineinhalb Jahrzehnten bei der ABC im Bereich
‚internationale Nachrichten’ arbeitet.
Zum festen Stamm an Korrespondenten gehören Anita Barraud
(Schwerpunkte: China/Taiwan, Korea, US-Außenpolitik), Kanaha
Sabapathy (Ostasien), Tricia Fitzgerald (Südostasien, Indigene
Völker), Sean Dorney (Pazifische Inseln), Linda Lo Presti (Indien,
US-Außenpolitik), Karon Snowdon (Wirtschaftsthemen), Graeme Dobell
(australische Außenpolitik, Militärfragen) und Tom Fayle (Süd- und
Südostasien, Sicherheitsthemen). Produktionstechnisch erhält das
Redaktionsteam Unterstützung von Nadia McDonald und Ryan Egan.
»Asia
Pacific« kann auf das Korrespondentennetz der ABC in Asien und auf
freie Mitarbeiter in mehreren Pazifikstaaten zurückgreifen. Radio
Australia selbst hat zwei feste Journalisten in Papua-Neuguinea und
auf Fidschi und entsendet bei besonderen Anlässen Gipfeltreffen,
Unabhängigkeitsfeier von Osttimor, Parteitag in China und vielen
weiteren Veranstaltungen Sonderkorrespondenten, die allesamt im
Programm zu hören sind.
In diesem Herbst führte »Asia Pacific«
in Zusammenarbeit mit australischen Universitäten erstmals eine
akademische Veranstaltungsserie durch: Die vier Vortragsabende und
Diskussionsrunden beschäftigten sich mit dem stärker werdenden
Einfluss Chinas in Ostasien, der Auseinandersetzung zwischen
radikalen und moderaten Strömungen des Islam in Südostasien, der
komplizierten politischen und wirtschaftlichen Lage in
Papua-Neuguinea und dem Einfluss Australiens im
asiatisch-pazifischen Raum. Während »Asia Pacific« in den
zurückliegenden Monaten kurze Zusammenfassungen der Vorträge im
laufenden Programm brachte, werden die kompletten Vorträge im Januar
zu hören sein.
Damit zur umfangreichen Internetpräsenz der
Radioshow, welche die Beiträge des Tages in Wort und Ton bereit
stellt. Darüber hinaus gibt es Stücke zu längerfristigen
Entwicklungen, etwa zur 30-jährigen Geschichte der Beziehungen
zwischen Australien und der Volksrepublik China oder zu den
verschiedenen Unabhängiskeitsbewegungen in Indonesien. Links
verweisen zudem auf andere ABC-Programmformate, die sich mit
verwandten Themen beschäftigen, etwa das Nachrichtenmagazin »Pacific
Beat« und die analytische Sendereihe »Time to Talk«. Hörer mit einem
großen Interesse am asiatisch-pazifischen Raum können kostenlos
einen eMail-Newsletter beziehen, der zweimal am Tag die
aktuellen Themen der Sendung kurz anreißt und mit direkten Links zu
den entsprechenden Audio-Beiträgen aufwartet. Die »Asia Pacific«-Webseite
bietet ferner eine umfangreiche Linkliste, die nach Ländern oder
bestimmten Themen zu erschließen ist. Und wer noch weiter gehenden
Informationsbedarf hat, der sei auf die im Jahr 2001 vom
australischen Rundfunk eingerichtete Portal-Seite „goasiapacific.com“
verwiesen.
„Asia Pacific we’ve got our region covered“. „Wir decken unsere
Region ab“, der Claim der Mannschaft um Sen Lam, ist kein leeres
Versprechen. Wer sich von kompetenter Seite gründlich in Kenntnis
setzen möchte, der ist beim Radioprogramm »Asia Pacific« an der
richtigen Stelle.
Thomas Völkner
Fotos: ©
Radio Australia
www.radioaustralia.net.au/asiapac
Aus
RADIOJournal 1/2003
• Hörer in Europa können »Asia Pacific« im
Rahmen der einstündigen Sendungen von Radio Australia auf World
Radio Network (WRN English) hören. Sendezeit und Frequenzen:
www.wrn.org
Auf der Programm-Website von »Asia Pacific« gibt es einen Livestream,
MP3 Download und Podcast-Service.