Best of Story
Das Beste aus 20 Jahren RADIOJournal

Bernie und Udo Lüsse: Seit 40 Jahren
als Missionare auf der Insel Bonaire

Leguane, Flamingos und Korallen, durchschnittliche Temperaturen um die 28 Grad. Die meisten Menschen verbinden mit diesen Begriffen Träume von einem Karibikurlaub. Für die Radiomissionare Berni und Udo Lüsse gehören alle diese Dinge seit 40 Jahren zum Alltag. Denn sie arbeiten dort, wo andere Urlaub machen: auf der zur Holland gehörenden Insel Bonaire in der karibischen See.

Im August 1966 schickte der Evangeliums-Rundfunk (ERF, Wetzlar) den damals 24-jährigen Bibelschulabsolventen Udo Lüsse aus Soest/Westfalen zur Verstärkung des Teams seines internationalen Partners Trans World Radio auf die Niederländischen Antillen, wo zwei Jahre zuvor die Sendestation in Betrieb genommen wurde. Während eines Praktikums in den Studios des ERF in Wetzlar kam die Anfrage, ob er sich die Arbeit als Radiomissionar auf der romantischen Insel in der Karibik vorstellen könne.

Bei einem fünfmonatigen Studioeinsatz bei TWR in Monte Carlo (Monaco) lernte Udo Lüsse vor seiner Abreise Bernhardine von der Marwitz (kurz „Berni“), seine spätere Frau, kennen. Sie folgte ihm sechs Monate später nach auf die exotische Insel, die 35 Kilometer lang und zwölf Kilometer breit ist und die Form eines Bumerangs aufweist.

„Ich habe gleich zu Beginn meiner Zeit auf Bonaire drei Jahre lang die Studio-Sendeschicht überwacht“, erinnert sich Udo Lüsse. So war er verantwortlich für den Ablauf der Programme in drei verschiedenen Sprachen über drei Sender gleichzeitig. Zusätzlich hielt Lüsse die Tonbandgeräte auf dem Laufenden. Diese stammten aus Deutschland und die meist amerikanischen Kollegen hatten Schwierigkeiten die Bedienungsanleitungen zu verstehen. Seine Wartungsarbeiten hat er gut gemacht, denn etliche Geräte haben über drei Jahrzehnte ihren Dienst verrichtet.

Einmal pro Woche hat Udo Lüsse in der deutschsprachigen Redaktion mitgearbeitet. So galt es Moderationen zu schreiben, Sendebänder zu bearbeiten und Hörerpost aus Nord- und Südamerika sowie aus Europa zu beantworten.

Seine Frau Berni ist für die deutschen Hörer in Südamerika eine bekannte Stimme, denn 25 Jahre lang war sie als Ansagerin der täglichen Morgen- und Abendsendungen tätig, die über Kurzwelle ausgestrahlt wurden. In all den Jahren hat Bernie Lüsse auch Hörerpost beantwortet, englischsprachige Programme für Frauen in der Karibik von Bändern abgeschrieben und die Manuskripte den Hörern geschickt. 

In den Anfangsjahren auf Bonaire hat die Sendestation buchstäblich Matrosen das Leben gerettet. Das Schiff „MS Anna“ war mit allen Seeleuten an Bord gesunken. Die Suchaktion nach Überlebenden verlief erfolglos. Drei Wochen später, so Lüsse, landete ein Schlauchboot mit drei Besatzungsmitgliedern an Bord auf der Insel Bonaire, darunter der 24-jährige Kapitän. „Gott hat uns gerettet, Gott hat unsere Gebete erhört“, soll der Kapitän gesagt haben. In den Tagen ihres hoffnungslosen Dahintreibends hatten die Männer die christlichen Sendungen von TWR gehört und daraufhin beschlossen, Tag und Nacht zu beten. Die Schiffsbrüchigen konnten sich an dem Signal des Senders orientieren und gelangten so an Land.

1993 wurde die Kurzwellenstation nach 28 Jahren Sendebetrieb geschlossen. Heute sendet TWR über Mittelwelle sowie UKW. Tausende von Hörerechos aus aller Welt zeugen bis heute von der „Ausstrahlungskraft“ der Sendeanlagen auf Bonaire, auch wenn in den letzten Jahren mehr und mehr Sendungen über lokale UKW-Sender in der Karibik sowie in den südamerikanischen Ländern ausgestrahlt werden. Ein wichtiges Zielgebiet bleibt bis heute das kommunistische Kuba, wo viele Hörer sehr dankbar sind für die guten Nachrichten, die sie dort über das Radio in spanischer Sprache empfangen können. Damit haben sich auch die Aufgabenfelder von Udo und Bernie Lüsse verändert. Immer mehr regionale Studios und Büros werden eingerichtet, um näher an den Hörern in Süd- und Mittelamerika zu sein. So ist Udo Lüsse mit engagiert, wenn ein zusätzliches Studio in der Region eingerichtet wird. Im kommenden Jahr wird das Ehepaar seinen Dienst beenden und in den Ruhestand gehen.

Lothar Rühl
Fotos: © TWR
www.erf.de

Aus RADIOJournal 8/2006

• Die Radiomission Trans World Radio (TWR) wird zum 30. Juni 1993 ihre christlichen Programme auf Kurzwelle über die Sendestation Bonaire (Niederländische Antillen) in der Karibik einstellen. Die Sendestation auf Bonaire strahlt Programme vor allem für Süd- und Nordamerika aus. Derzeit hat TWR zwei Kurzwellensender mit 50 bzw. 100 Kilowatt Leistung auf Bonaire. Diese arbeiten aber aufgrund ihres Alters nur noch mit etwa zehn Prozent ihrer Leistung. Neben Programmen in südamerikanischen Sprachen werden auch Deutschsendungen für Hörer in Südamerika und englischsprachige Programme für Nordamerika ausgestrahlt. RTM-Leiter Alan Bachmann stellte fest, dass die Bedeutung der Kurzwelle in Lateinamerika abnehme. Um die Menschen in den Millionenstädten wie Sao Paulo oder Rio de Janeiro zu erreichen, müsse man vermehrt die wachsende Zahl von UKW-Sendern nutzen. Ferner will RTM verstärkt die Mittelwelle einsetzen. Der verhältnismäßig neue 500 kW-Sender ist auf 800 kHz tätig. (RADIOJournal 1/1993)

• Die letzte QSL-Karte von Trans World Radio Bonaire - die nur für die Empfangstage vom 27. Juni bis 30. Juni 1993 vergeben wird - ist ein Reprint der ersten des Jahres 1964 (Bild oben). Danach endet der Kurzwellendienst von Radio Trans Mundial. Von September an soll ein 24-stündiges Satellitenprogramm ausgestrahlt werden. Es ist vor allem als Serviceangebot für lokale Radiostationen in Lateinamerika gedacht. (RADIOJournal 5/1993)

• Im August 1964 nahm die heute weltweit tätige Radiomission "Trans World Radio" (TWR) auf Bonaire ihren ersten eigenen Sender in Betrieb, nachdem man vorher nur Sendezeit bei "Radio Monte Carlo" gemietet hatte. Als Frequenz für den mit 500 Kilowatt seinerzeit stärksten Mittelwellensender der westlichen Hemisphäre suchte man 800 kHz aus, das damals in den USA nicht in Gebrauch war und damit den Empfang in ganz Nordamerika garantierte. Ab Frühjahr 1965 wurden zusätzlich Kurzwellensender eingesetzt, die zeitweise auch Sendungen für Europa ausstrahlten. Seit deren Abschaltung am 30. Juni 1993 ist die Station jetzt nur noch in Amerika zu empfangen. Dafür wird an einem Projekt gearbeitet, das "Lateinamerika via Satellit" mit christlichen Sendungen versorgen soll. (RADIOJournal 8/1994)

Trans World Radio (TWR) will in diesem Sommer einen neuen Mittelwellensender auf der Karibikinsel Bonaire in Betrieb nehmen. Der neue 100-kW-Sender von der kanadischen Firma Nautel soll den bisherigen 500-kW-Sender auf der Mittelwelle 800 Kilohertz ersetzen. Die 1964 in Betrieb genommene Anlage in der Karibik ist die erste eigene Radiostation der 1954 gegründeten Radiomission TWR. Durch die geografische Lage der Insel (etwa 100 Kilometer vor Venezuela), waren zunächst sowohl Mittel- und Südamerika als auch die Vereinigten Staaten Zielgebiete der Radioprogramme. Neben Sendungen in südamerikanischen Sprachen strahlte TWR Bonaire in den ersten Jahren über Kurzwelle auch Programme in Deutsch (seit 1968) für Südamerika und Englisch für Nordamerika aus. Im Juni 1993 hatte TWR nach 28 Jahren die auch in Europa hörbaren Sendungen über Kurzwelle 15.355 kHz eingestellt. Die beiden 50- und 100-kW-Sender konnten aufgrund ihres Alters zuletzt nur noch mit verminderter Leistung arbeiten. Wegen der zunehmenden Bedeutung von UKW-Sendern in Südamerika verzichtete TWR auf einen neuen Kurzwellensender. Für die Mittelwelle sieht die Radiomission, die in Südamerika als „Radio Trans Mundial" firmiert, aber weiterhin Bedarf. Mit der Installation des neuen Mittelwellensenders sollen auch die fünf bisherigen 186 Meter hohen Antennen durch vier 130 Meter hohe Antennen ersetzt werden. Zielgebiet des Senders soll nach wie vor Mittel- und Südamerika bleiben mit den Schwerpunkten Kuba und Karibik. Laut ERF-Mitarbeiter Udo Lüsse, der seit über 30 Jahren (seit 1967) auf der Flamingoinsel als Techniker tätig ist, erhofft sich TWR durch die neue Technologie eine ähnlich gute Sendeleistung bei weniger Energieverbrauch. TWR Bonaire beschäftigt derzeit 30 Mitarbeiter und unterhält vier Studios. Hier entstehen Sendungen in Englisch, Spanisch und Portugiesisch. (RADIOJournal 5/1999)