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»Wavescan« - Das DX-Programm von Adventist World Radio

Am 1. Januar 1995 fiel der Startschuss für eine wöchentliche DX-Sendung in englischer Sprache von Adventist World Radio (AWR), dem internationalen Hörfunkdienst der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. »Wavescan« lautet der Name des Magazinprogramms, das seither in rund 250 Ausgaben Neuigkeiten und eine Menge an Hintergrundinformationen für die Freunde des Rundfunkfernempfangs bereithält. Egal, ob man News von den Kurzwellenbändern erhalten möchte, hörenswerte Interviews oder Berichte von Sendern in exotischen Ländern schätzt, Schlaglichter auf die Geschichte des Radios und Tips für das Surfen im Internet (das entsprechende Segment trägt den Namen „WWW - WorthWhileWeb” - „Lohnenswertes Netz”) erwartet. Es gilt auf alle Fälle, daß DXer mit einigen Englischkenntnissen bei der sonntäglichen Show, die von dem bekannten DX-Editor Dr. Adrian M. Peterson betreut wird, gut aufgehoben sind.

Die Geschichte der AWR-DX-Programme beginnt nicht erst mit »Wavescan«, sondern sie reicht bis in die frühen 70er Jahre zurück. Kurz nach dem Beginn des adventistischen Kurzwellenradios begann der AWR-Mitarbeiter Allen Steele in den damaligen Studios in Lissabon, Portugal, mit der Produktion der Sendung »World DX News«. Während dieses Programm noch in den Kinderschuhen steckte, war der AWR-Redakteur und passionierte DXer Adrian M. Peterson beruflich in Sri Lanka. Er erhielt eine Anfrage vom staatlichen Hörfunk auf der Insel im Indischen Ozean, ob er vielleicht ein DX-Programm zusammenstellen wollte. Peterson sagte zu, und nach einiger Zeit der Vorbereitung startete am 1. Juni 1975 die heute legendäre Sendung »Radio Monitors International« über die Kurzwelle aus Sri Lanka. Nur wenige Monate später wurde der DX-Redakteur allerdings ins adventistische Radio-Produktionsstudio im indischen Poona berufen. 

Die Herstellung von »Radio Monitors International« ging somit in den Verantwortungsbereich des adventistischen Welt-Rundfunkdienstes über, der in Poona als AWR-Asia firmierte. Zwölf lange Jahre war der Australier Adrian Peterson nun für das DX-Programm zuständig, das weiterhin über die Sendeanlagen in Sri Lanka, aber auch über Kurzwellenstationen in den USA, der Karibik und Europa ausgestrahlt wurde. Seit 55 Jahren interessiert sich Peterson für Rundfunk aus aller Welt und betätigt sich als DXer. Seine erste QSL erhielt er bereits 1944; es war ein kleiner Bestätigungsbrief von der Station 2WG aus Wagga in Australien. Heute [1999] umfasst seine Sammlung wohl um die 30.000 Karten. Seinen Dr. phil. legte er übrigens im Fach „Internationaler Rundfunk” ab. Als DX-Editor hat er die Manuskripte für annähernd 900 Sendungen verfasst.

Außer „Radio Monitors International” gab es in den 80er und 90er Jahren weitere Programme für Radio-Hobbyisten: So verbreitete AWR-Europe weiter die »World DX News« über den Kurzwellensender Sines in Portugal. Ein anderes Programm war »DX Asiawaves«, das von Greg Scott zusammengestellt und über KSDA auf der Pazifikinsel Guam ausgestrahlt wurde. Seit dem Start von „Wavescan” wurden diese Sendungen jedoch eingestellt. (AWR hatte auch noch ein italienisches Hobbyprogramm namens »Radio Magazine«, das seit 1987 existierte und von Dario Villani erstellt wurde)

»Wavescan« entsteht arbeitsteilig in den USA und England. Zuerst sorgt Adrian Peterson in den Büros von Adventist World Radio in Indianapolis für das Erstellen der Manuskripte. Die Aufnahme der Halbstundensendungen geschieht dann aber im englischen Binfield, wo AWR auf dem Campus des Newbold College ein Studio betreibt. Dort ist es David Barasoain, ein gebürtiger Amerikaner und Leiter des englischsprachigen AWR-Dienstes, der als Produzent und Moderator der Sendung fungiert. Häufig liefert Adrian Peterson nicht nur die Texte, sondern spricht selbst einen größeren Beitrag. David Barasoain wiederum führt des öfteren Interviews mit Vertretern internationaler Hörfunksender.

Von Zeit zu Zeit präsentiert »Wavescan« auf diese Weise exklusive Telefoninterviews mit Radioleuten, die bei exotischen Stationen beschäftigt sind. „Wir haben schon eine Reihe dieser Gespräche im Programm gehabt, darunter mit Leuten von FIBS auf den Falkland-Inseln, Radio St. Helena, KBRW in Alaska, das ist der am weitesten nördlich gelegene Sender auf der ganzen Welt, außerdem mit dem Personal von VLU2 auf Christmas Island mitten im Indischen Ozean, von der Radio-Nederland-Relaystation auf Madagaskar und mit Nigel Holmes von Radio Australia...”

Eine Reihe von Hörerclubs und Einzelpersonen beteiligen sich an »Wavescan« mit eigenen Programmsegmenten. Es sind dies unter anderem William Matthews aus der Stadt Columbus im Bundesstaat Ohio mit den beiden Segmenten »Global DX Report« und »North American DX Report«, Jose Jacob aus Indien mit dem »Asian DX Report«, Paul Ormandy aus Neuseeland mit dem »South Pacific DX Report« und Gordon Bennett mit dem monatlichen »Mediumwave DX Report«. Trotz - oder wegen - der bisher bereits guten Zuarbeit vieler Helfer, hegt Adrian Peterson noch einige Wünsche: „Wir würden die Bandbreite gerne noch erweitern und etwa auch ‘Reports’ aus Afrika und Lateinamerika präsentieren.”

Schon mehrere Male gingen Sonderausgaben von »Wavescan« auf Sendung. So gab es einmal einen Programmaustausch mit Glen Hauser und dessen DX-Programm »World of Radio«, ein anderes Mal mit Radio Korea International. Vor einiger Zeit führte »Wavescan« einen Empfangstest mit dem nur 2,5 Kilowatt starken AWR-Sender im italienischen Forli durch. Und zwar mit Erfolg: Die Sendung konnte sogar in Neuseeland aufgenommen werden. Ein weiteres Highlight ist der »Wavescan«-DX-Contest, der jedes Jahr im September durchgeführt wird.

»Wavescan« kann sich über ein gutes Feedback von Seiten der Hörer freuen. „Wir erhalten eine große Anzahl von Hörerbriefen aus aller Welt. Besonders viel Post kommt auf den jährlichen Wettbewerb”, weiß Peterson zu berichten. Insgesamt ist die Hörerbetreuung von AWR vorbildlich, und besonders die DXer können sich über QSL-Karten (über die letzten gut 25 Jahre gab es fast 200 verschiedene Kartenmotive), Souvenirs und „QSL-Stamps” (das sind briefmarkenähnliche Aufkleber für jede AWR-Sendestation, die man in ein eigenes Diplom einkleben kann) freuen. Für seine Hörer hierzulande hat Adrian Peterson einiges Lob parat: „Unsere DX-Sendung erhält viel Post aus Europa, und hier besonders aus Deutschland, England und Schweden. Uns fällt die große Sorgfalt und Qualität auf, mit der unsere Hörer aus Deutschland ihre Empfangsberichte verfassen. Sie sind auch gut zu verstehen, egal ob sie auf Deutsch oder Englisch abgefaßt sind. Außerdem ist zu erwähnen, daß der Gewinner unseres letztjährigen Contests, Herr Hans Gosdschan, aus Cottbus kommt.”

In Europa konnte man »Wavescan« nicht nur über verschiedene Kurzwellenfrequenzen empfangen, sondern auch ohne atmosphärische Störungen im englischsprachigen Europadienst von World Radio Network (WRN1) auf dem ASTRA-Satelliten. Peterson hatte erfahren, wie weit die Ausstrahlungen über WRN reichen können: „Wir erhalten Rückmeldungen von Hörern, die »Wavescan« über Stationen hören, welche das WRN-Programm lokal übertragen”, meinte Peterson. „Ein Bericht kam erst kürzlich von einem Hörer aus Berlin, der die AWR-Programme via WRN im UKW-Kabel hören kann.”

Thomas Völkner
Fotos: © AWR
www.awr.org

Aus RADIOJournal 8/1999

• Leider ist »Wavescan« nicht mehr in Europa über Kurzwelle und WRN zu empfangen. AWR's Wavescan Global DX Program wird seit 2006 von der Asia/Pacific section bei Adventist World Radio Asia in Singapore produziert. Auf der AWR-Webseite kann das Programm in RealAudio gehört werden, außerdem gibt es ein Script-Archiv. http://english.awr.org/wavescan