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Radio vom Mittelmeer - Die VOM auf Malta

Seit dem 1. September 1988 meldet sich die kleine Mittelmeerinsel Malta mit einem eigenen Kurzwellendienst. Er nennt sich „Voice of the Mediterranean” und sendet zunächst nur zwei Stunden am Tag über die Relaisstation der Deutschen Welle.

Malta, geprägt von Italien, Orient und England, bildet mit seiner vielfältigen Mischung aus südlicher Sonne, herzlicher Gastfreundschaft und kulturellen Schätzen das Herz des Mittelmeeres. Als Kaiser V. im Jahre 1530 dem Johanniterorden die maltesischen Inseln zum Geschenk machte, lautete der Befund der vorausgesandten Abordnung: „Ein Inselparadies mit zwei optimalen Naturhäfen”, so dass man sich entschloss das Geschenk dankend anzunehmen. Als symbolische Gegenleistung bekam der Kaiser jedes Jahr einen Falken, den legendären Malteserfalken. 

Malta gehörte bis 1530 zu Sizilien, dann dem Johanniterorden, seit 1800 den Briten und ist seit 1964 unabhängig. Die Insel ist etwa 30 Kilometer lang und etwa 15 Kilometer breit. Die Fläche mit den Nebeninseln Comino und Gozo beträgt 316 qkm und es leben rund 360.000 Menschen auf der Insel. Gozo ist der Garten Maltas. Hier wird überwiegend Landwirtschaft betrieben. Amtssprache ist Maltesisch und Englisch. Die maltesische Sprache ist arabischen Ursprungs, durchsetzt mit lateinischen, italienischen und griechischen Begriffen.

The Mediterranean Conference Centre Knight's Hall auf einer Ansichtskarte.

Quirliges Leben in Sliema, historische Stätten in Qrendi, romantische Küsten und malerische Fischerorte mit den farbenprächtigen Booten, den sogenannten „Luzzus”. Valletta, Hauptstadt der Insel, steht komplett unter Denkmalschutz. Ein Muss ist der Besuch der „Upper Barraca Gardens”, von hier hat man einen herrlichen Blick auf den Grand Harbor und über die Stadt. Ein Gang durch die autofreie Hauptstrasse „Triq IR-Repubblika”, vorbei am Parlament zum Fort St. Elmo. Rund 10.000 Einwohner leben in Groß-Valletta. Fast unmittelbar schließt sich die moderne Stadt Sliema/St. Juliens an. An der herrlichen Uferpromenade „Strand” gibt es Cafés, Restaurants und viele Geschäfte mit einheimischen Erzeugnissen. Wie etwa mundgeblasenes Glas, Filigran-Handarbeiten, Gold und Silber-Erzeugnisse.

Unweit des zentralen Busbahnhofs, mit legendären Fahrzeugen (ältester Bus, der noch verkehrt, Baujahr 1938), befindet sich im Vorort Floriana das kleine Funkhaus der VOM. Es ist im Anbau des Planungs-Ministeriums untergebracht.

Besuch in der deutschen Abteilung

Ingrid Hüttmann (Bild oben), Produzentin des Deutschen Programms, ist seit dem 8. Oktober 1995, dem Beginn des Deutschen Programms dabei. Ingrid Hüttmann ist 1946 in Wilhelmshaven geboren, studierte Sozialpädagogik, machte das zweite Staatsexamen für das Lehramt Gymnasien an der Universität in Bremen, Unterricht an der Hotelfachschule auf Malta. Dann der Sprung ins kalte Wasser zum Medium Rundfunk. Ingrid erzählt: „...am Anfang wusste ich nicht, dass es so viele Kurzwellenhörer gibt, die mit Hilfe des Radios Kultur und Geschehnisse ferner Länder erfahren wollen. Seit dem Beginn unserer Sendungen bin ich nun verantwortlich, Malta mit seiner Geschichte, seinem Brauchtum und seiner Gegenwart in allen deutschsprechenden Ländern bekannt zu machen. In diesen dreieinhalb Jahren hat die Hörerschaft stark zugenommen und auch die Hörerpost. Monatlich kommen etwa 120 Briefe, auch mit Mitteilungen privater Natur, aber auch Stellungnahmen zum Programm. Die Reaktionen sind fast nur positiver Art, und viele Hörer haben darauf auch schon Malta und das Funkhaus besucht”. Im Bild: Ehemaliges Funkhaus der VOM auf dem Gelände des Planungs-Ministeriums.

Aber knapp drei Monate, nach Beginn der Sendungen, kam ein erstmaliges Aus. Am 14. Januar 1996 wurde nämlich das Relais der Deutschen Welle abgeschaltet. Der Vertrag zwischen der DW und dem Staat Malta wurde nicht verlängert. Nun war man auf der Suche nach einem neuen Kurzwellensender. Man begann mit der RAI in Rom und später mit Sendern in Russland. Ab dem 30. Juni 1996 wird in sieben Sprachen (Englisch, Arabisch, Französisch, Italienisch, Maltesisch, Deutsch und Japanisch) gesendet. Der wöchentliche Output liegt bei 43 Stunden. Über Satellit wird das Programm nach Rom und Moskau überspielt.

Das fast reine Kulturprogramm, gemixt mit News und maltesischer Musik, hat inzwischen auf der Welt sein Publikum gefunden. In einem kurzen Interview mit dem Direktor der Station, Dr. Richard Vella Laurenti, erfuhr ich, dass vielleicht in nächster Zeit das deutsche Programm täglich mit 15 Minuten Länge ausgestrahlt werden könnte. Das liegt an den Sendekapazitäten und den Kosten, die zunächst geklärt werden müssten. Aber die deutschen Hörer sind ein excellentes Publikum, wie Direktor Laurenti betonte.

Seit vier Jahren ist man nun im neuen Domizil St. Francis Ravelin. Es gibt zwei kleine Studios mit Regieraum. Hier stehen drei Studer-Tonbandmaschinen, Cassettendecks und ein Sony-Mischpult. Das deutsche Programm wird jeden Freitag von 10.00 bis 12.30 Uhr aufgezeichnet. Carmen Borg, Malteserin und Lehrerin, spricht die Nachrichten. Danach eröffnet Ingrid Hüttmann das Programm, auch mit viel klassischer Musik - weil Ingrid diese Musik sehr liebt. Fünf Tage in der Woche macht sich die ehemalige Norddeutsche Gedanken über das Programm. Ingrid: „...ich fahre sehr oft über unsere kleine Insel, immer auf der Suche nach neuen Berichten und deutschsprachigen Interviewpartnern. Natürlich ist es nicht leicht, stets solche Menschen zu treffen. Bernd Grüber berichtet ab und zu über unsere Nachbarinsel Gozo. Besonders freue ich mich über die vielen Briefe der Hörer, auch wenn sie wegen einer Wiederholung oder den neuen Frequenzen am Ende der Sendung sich zu Wort melden. Ich schreibe meine Beiträge mit der Hand und nicht mit dem Computer, das ist einfacher und man kann es selbst im Café. Natürlich bestätigen wir mit QSL-Karten und auch einen Newsletter gibt es vom kleinen Auslandsdienst, dem Auslandsdienst mit Charme”.

Peter Schneider
Fotos: © Peter Schneider / Karl Michael Gierich

Aus RADIOJournal 5/1999

• Ab Januar 2002 wurden die deutschsprachigen Sendungen der VOM auch via World Radio Network (WRN) übertragen und konnten damit einen erweiterten Hörerkreis erreichen. Nach einem Umzug in einen Vorort von Birkirkara, verbunden mit einem teuren Umbau, hatte die Regierung sich finanziell übernommen. Libyen zog sich aus dem Staatsvertrag zurück und verweigerte weitere Zahlungen, was Ende 2003 zur Schließung des Senders führte. Nach dem EU-Beitritt der Insel hatte die maltesische Regierung offensichtlich auch kein Interesse mehr an einem Sender, der innerhalb Europas zu hören ist. Das deutsche Programm war unter anderem eingerichtet worden, um Malta im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Außerdem ließ sich das Auslandsradio für touristische Zwecke nutzen, so enthielt die Sendung den regelmäßigen Programmteil "Informationen für Touristen", um dem Informationsmangel über Land und Leute entgegenzuwirken. Einen ausführlichen Beitrag zur Geschichte der VoM hat Ingrid Hüttmann unter dem Titel "Malta lässt von sich hören" für das Buch "Internationales Radio in Europa - Situation und Zukunftsperspektiven" verfasst. Es ist im Gardez Verlag, Remscheid erschienen. www.gardez.de

 • 10 Jahre „Voice of Mediterranean”: Erst Anfang September 1998 stand die kleine Insel Malta im Schlaglicht der Weltöffentlichkeit. Fußball-Länderspiel gegen Deutschland, das mit 1:2 verloren ging und anschließend die Wahl zur neuen Regierung. Fast unbemerkt davon gab es noch einen Geburtstag zu feiern. Am 1. September 1988 ging die „VoM” noch über das Relais der Deutschen Welle auf Sendung. Finanziert wird der Sender von der libyschen und maltesischen Regierung. Man begann mit je einer Stunde in englischer und arabischer Sprache. Heute sendet man in sieben Sprachen, in Arabisch, Italienisch, Französisch, Englisch, Japanisch, Maltesisch und Deutsch. Seit Oktober 1995 ist Ingrid Huttmann für das deutsche Programm verantwortlich. Sie kommt aus dem Raum Bremen und hat an der Uni Bremen Angelistik und Germanistik studiert. Für sie war es ein Sprung ins kalte Wasser, denn nur Sprecherfahrung brachte sie mit. Wegen der immer stärkeren Präsenz deutscher Touristen auf der Mittelmeerinsel Malta, wurde das deutsche Programm eingeführt. Es beinhaltet Informationen über die Geschichte Maltas, Sehenswürdigkeiten der Städte und Dörfer, Kulturelles aus Kunst und Architektur, Tips und Nachrichten von der Insel und viel Musik. (RADIOJournal 11/1998)