Best of Story
Das Beste aus 20 Jahren RADIOJournal

»In der Güte ganz oben - in der Priorität ganz unten« - Stimme Amerikas stellt deutsches Programm ein

Der Deutsche Dienst der Stimme Amerikas (VoA) wird am 1. Oktober 1993 seine Sendungen einstellen. Peter Schneider sprach in einem Übersee-Call mit Eckhard T. Tollkühn in Washington.

Peter: Warum wird der „US-Report" eingestellt?

Tollkühn: Die Voice of America muss im neuen Haushaltsjahr 1993/94 zehn Millionen Dollar einsparen. Jährlich kostet der Deutsche Dienst 800.000 Dollar und man befindet sich auf der Sprachenliste der VoA am Ende...

Hier wird nun nach Sendebeginn 1991 kurzfristig der Rotstift angesetzt. Zwar sollte die neue Sendung »US-Report« auf Mittel- und Kurzwelle ein wichtiger Dialog zwischen zwei bedeutenden Partnern in der Weltpolitik sein, aber Deutschland ist schon rundfunkmäßig gut versorgt.

Am 24. Februar 1942 begann die Voice of America (VoA) ihren ersten Fremdsprachendienst über Anlagen in England mit einer deutschen Sendung. Robert Bauer sprach die ersten Nachrichten. Es waren Meldungen über das Kriegsgeschehen in Europa. Später wurde das Programm mit Musik aus Amerika, Reportagen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Hörerbriefkasten bis 1961 fortgesetzt. Dann folgten nur noch Berichte im RIAS Berlin.

Mit dem Fall der Mauer, fiel auch das Medienmandat der USA in Deutschland. Das RIAS-Korrespondentenbüro in Washington erwachte 1991 zum 49. Sprachendienst der Voice of America. Der »US-Report« von dreißig Minuten Länge wurde zum Schlager der Kurzwellenhörer.

Live aus dem Studio 27, einem Nachbargebäude des Funkhauses, berichteten in einer bunt gemixten und journalistisch einwandfreien Sendung Richard Anderegg, Tania Burton, Tina Eck, Georg Hirsch, Jens-Uwe Meyer, Hans-Jürgen Moritz, Susanne Sperling und Eckhard Tollkühn.

Montags gab es nach den Nachrichten Sport, dienstags war das Reiseland USA dran, mittwochs Hörerbriefkasten und 14-tägig das DX-Programm für den Kurzwellenhörer. Sonnabends hieß es „Zwischen Broadway und Hollywood". Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Jugend und des Feature. Es war ein gut gemachtes Programm - eigentlich viel zu kurz. 

Das Signal aus Washington kam über Satellit nach München-Ismaning. Dort wurde es aufgefangen, verstärkt und über Mittelwelle 1197 sowie Kurzwelle 3980 kHz ausgestrahlt. Die Frequenz 11845 kHz kam vom Relaissender in Portugal.

Peter Schneider
Fotos: © Archiv VoA / Schneider
www.voa.gov

Aus RADIOJournal 9/1993

• Wieder deutsches Programm aus Amerika: Genau am 4. Juli 1991, dem 215. Unabhängigkeitstag der USA, begann die Voice of America (VoA) nach über 30 Jahren wieder ein deutschsprachiges Programm auszustrahlen. Es ist täglich zwischen 7.30 und 8.00 Uhr on Air. Leiter des Deutschen Programms ist Henry Hartzenbusch. Zehn Mitarbeiter, von denen einige vom RIAS und Schwarzwald-Radio kommen, gestalten die halbstündige Sendung »US-Report« in Washington DC. Auf unsere Frage, was die VoA dazu bewogen habe wieder ein deutsches Programm auszustrahlen, gab man als Beweggrund an "den Dialog zwischen den USA und Deutschland zu fördern". Die gegenwärtige Zielsetzung ist  Europa zu erreichen, um die Europäer über die USA und aus der Sicht der USA zu informieren. An eine Ausweitung des Programms ist gedacht (zum Beispiel die Ausstrahlung über Kurzwelle). Der »US-Report« ist ein voll integriertes Magazinprogramm, das in vier Teile aufgegliedert ist. Es vermittelt ein lebendiges und unterhaltsames Bild von Amerika, den Amerikanern und der Welt, wie sie von Amerikanern gesehen wird. [Das Programm wurde via Satellit übertragen, von RADIOROPA  Info, verschiedenen Lokalsendern und Kabelnetzen übernommen. In Süddeutschland war der Empfang auf Mittelwelle 1197 kHz möglich.] (Radio-Skala 6/1991)

• Die "Stimme Amerikas" (VoA) in deutscher Sprache hat am 20. Dezember 1992 die Frequenz 11845 auf neu 6030 kHz gewechselt. Die halbstündige Sendung bringt Nachrichten, Kommentar, Reportagen, Berichte und Musik. Mittwochs gibt es den Hörerbriefkasten und sonntags den »Runden Tisch« aus den USA. Sendezeit ist 23.00 Uhr. (RADIOJournal 2/1993)

• Bittere Pille aus Washington: Am 24. Juni 1993 verkündete der deutschsprachige »US-Report« in eigener Sache: Das deutschsprachige Programm der Voice of America wird wegen Budget-Kürzungen seinen Sendebetrieb einstellen. Dieser Fremdsprachendienst aus den USA wurde am 24. Februar 1942 erstmals gesendet. Nach fast dreißigjähriger Pause, meldete sich die VoA am 4. Juli 1991 wieder mit einem deutschen Programm. Acht Mitarbeiter produzieren den aktuellen »US-Report« aus Washington. Eine journalistisch gut gemachte und hörbare aktuelle Sendung aus Amerika. Nun soll sie, trotz guter Resonanz, zum 1. Oktober 1993 dem Rotstift zum Opfer fallen. Laut Clinton-Plan müssen in den nächsten vier Jahren etwa 240 Mio. Dollar eingespart werden. Dafür soll aber der Fremdsprachendienst von Radio Free Europe und Radio Liberty aus München weiter senden können. (RADIOJournal 8/1993)

• Jahresrückblick: Zum 1. Oktober 1993 werden im Rahmen einer ersten Einsparungswelle bei der Voice of America (VoA) die Sendungen in Deutsch eingestellt. Chefredakteur Eckard Tollkühn, früher beim Deutschen Dienst der BBC London, kommentierte das bei der Ankündigung am 24. Juni so: "In der Güte ganz oben, in der Priorität ganz unten". Tatsächlich war die Sendezeit um 23.00 Uhr auch nicht sehr hörerfreundlich.
(RADIOJournal 1/1994)