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Communications World -
Das Medienmagazin aus den Studios der Voice of America

Dr. Kim Andrew Elliott war Produzent, Journalist und Gastgeber von Communications World im englischsprachigen Weltdienst der Voice of America (VoA). Er übernahm die wöchentliche Sendung 1995 von seinem Vorgänger Gene Reich, der das Medienmagazin im Jahre 1984 aus der Taufe hob. Zu Beginn war es nur ein kleiner Teil der „VoA Magazine Show”, später wurde es unter neuem Namen zu einer eigenständigen Sendung, die inzwischen auf fast 30 Minuten angewachsen war.

Kim Elliott fertigte seine Sendung beinahe im „Einmannbetrieb”. Er war für die Recherche, für die Suche nach Themen und Interviewpartner, für die Gestaltung und die Präsentation sowie für den Hörerkontakt zuständig. Unterstützung erhielt er von einer Person, die die Manuskripte gegenlas, sie auf „Hörfunktauglichkeit” prüfte, und während der Aufnahme von einem Studiotechniker. Das Themenspektrum von Communications World war sehr breit: In der Regel enthielt eine Ausgabe einen Block mit Meldungen aus der Welt der elektronischen Medien und des internationalen Rundfunks. Danach folgten ein oder zwei längere Beiträge mit Hintergrundinformationen oder ein Gespräch und anschließend eine Hörerpostecke, in der auf Fragen bezüglich der Sendung und allgemein auf die Stimme Amerikas eingegangen wurde. 

Häufig waren die Themen besonders für DXer und Wellenjäger von Interesse: So hatte Kim in den zurückliegenden Wochen unter anderem ein aufschlussreiches Gespräch mit einem Funkfachmann im Programm. Beide waren auf der Suche nach der Herkunft der Ausstrahlungen des Amerikanischen Soldatensenders AFRTS, der auf Kurzwelle aufgetaucht war. In einer anderen Sendung gab es ein Interview mit dem alternativen Sendebetreiber Allan Weiner. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.

Ende Mai 1998 änderte der englischsprachige Weltdienst der Voice of America sein Format und war seither als „VoA News Now” mit einem „All-News”-Programm zu hören. Damit verbunden war die Einstellung vieler bekannter Sendungen, vor allem der Musik- und der meisten Magazinsendungen wie beispielsweise Communications World. Kim Elliotts Sendung wurde von 30 auf neun Minuten gekürzt, diese neun Minuten liefen zu unterschiedlichen Sendezeiten für die jeweiligen Zielgebiete auf der Kurzwelle. Um ein Höchstmaß an Kontinuität sicherzustellen, produzierte Kim seither drei Neun-Minuten-Segmente (A, B und C) mit verschiedenen Inhalten und „verteilte” die Segmente auf die Sendeplätze. Ein heilloses Durcheinander war die Folge...

Kim Elliott dazu: „Meine Hörer sind nicht besonders glücklich, dass Communications World in drei Segmente aufgeteilt wurde. Es ist viel zu kompliziert, das Programm zu drei verschiedenen Zeiten auf drei unterschiedlichen Frequenzen an ein und demselben Tag zu finden. Deshalb meinen die meisten Hörer, dass sie inzwischen lieber World Radio Network einschalten, wo Communications World noch im 30-Minuten-Format zu hören ist. Wahrscheinlich wären nicht mehr viele Hörer übrig, wenn es die Ausstrahlung über WRN nicht gäbe.”

WRN 1, der englischsprachige Europadienst von World Radio Network, strahle die Washingtoner Mediensendung weiterhin „an einem Stück” aus und erntete dafür Anerkennung bei den Hörern. Für den Produzenten bedeutete dies eine Doppelbelastung: Nachdem die Segmente A bis C für die Voice of America fertiggestellt waren, musste er in einem zweiten Arbeitsgang - alles in einem älteren Studio mit analoger Schnittechnik - die Teile zusammenschneiden, Musikbrücken einbauen und eigene An- und Absagen sprechen. Schließlich sollte nicht zu viel daran erinnern, dass auf WRN eigentlich drei „Einzelteile” im Back-to-Back-Format liefen. Im folgenden wurde die 28-minütige Sendung in eine Computerdatei umgewandelt und mittels MPEG3­Verfahren komprimiert. Über das Internet ging die Datei dann an WRN nach London. „Der ganze Vorgang kostet etwa drei Stunden”, meinte Kim Elliott, „aber ich versuche derzeit eine Satellitenverbindung von der VoA zu WRN zu erhalten. Dies würde die Sache wesentlich vereinfachen.” Gleichzeitig hoffte der Medienjournalist aus den Staaten auf weitere Verbreitungswege für Communications World, insbesondere für das Zielgebiet Europa. 

Eine Möglichkeit stellte das Internet dar: Neben der Live-Übertragung im Datennetz stellte WRN in seinem „Sound-Store” auch die zurückliegenden Ausgaben des Magazins zur Verfügung. Zusätzlich konnte man auf der Homepage von Communications World - sie war „strictly unofficial”, wie Kim hervorhebt, weil sie nicht im Internet-Angebot der VoA enthalten war - die Sendemanuskripte nachlesen.

Gerade per eMail erhielt Kim Elliott Rückmeldungen von seinen Hörern. Daneben erreichte ihn Feedback auf dem konventionellen Postweg oder per Fax, und einige Hörer haben ihn auch schon direkt im Studio besucht. Woche für Woche gingen Cassettenaufnahmen, Fragen und Anregungen bei ihm ein, und er versuchte, in jeder seiner Sendungen die Hörer zu Wort kommen zu lassen. Für seine Hörer in Mitteleuropa hatte Kim lobende Worte: „Ich erhalte mehr Briefe und eMails aus Deutschland als aus jedem anderen nicht-englischsprachigen Land. Das deutsche Publikum ist für Communications World sehr wichtig, und ich würde gerne weitere Verbreitungswege für die Sendung in und um Deutschland finden.” Dazu kam es nicht mehr.

Thomas Völkner
Foto: © Kim Elliott
www.kimandrewelliott.com

Aus RADIOJournal 10/1998

• Kim Elliott war von 1995 bis Februar 2002 Produzent des Medienmagazins »Communications World«. Scripts aus der Zeit ab September 1998 sind auf seiner Webseite unter CW zu finden. Außerdem gibt es dort interessante Links zu Organisationen und Rundfunksendern. Auf der Startseite veröffentlicht Kim seine Kommentare zu Entwicklungen der internationalen Rundfunkbranche sowie Infos zu seinen zahlreichen Publikationen, die er veröffentlicht hat.

Voice of America stellte »Communications World« ein: Überraschend hat die Voice of America ihr Medienmagazin »Communications World« mit der Ausgabe vom 23. Februar 2002 eingestellt. Redakteur und Moderator Kim Elliott ist jetzt im Bereich Hörerforschung des International Broadcasting Bureau, der für die US-Auslandssender zuständigen Behörde, tätig. Bereits vor der Übernahme von »Communications World« im Jahre 1995 wirkte er in diesem Bereich. Die letzte Ausgabe von »Communications World« war dem 60. Jubiläum gewidmet, das die Voice of America dieser Tage beging. Seinerzeit begann alles mit Sendungen in Deutsch, die allerdings 1961 wieder eingestellt wurden; fortan operierte die Voice of America als Lieferant von Korrespondentenberichten, deren Überspielungen zunächst noch über die Rundfunksender in North Carolina erfolgten und somit ohne weiteres mitgehört werden konnten. Nach der Abnabelung von RIAS Berlin wurden 1991 in Washington erneut eigene deutsche Sendungen unter dem Titel »US-Report« ins Leben gerufen, die durch Budgetengpässe aber schon 1993 wieder ihr Ende fanden. (RADIOJournal 3/2002)