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Voice of America - Stimme aus der Neuen Welt

Der Zweite Weltkrieg ist in vollem Umfang entflammt. Am 7. Dezember 1941 überfallen die Japaner Pearl Harbor und die deutsche Armee steht dreißig Kilometer vor Moskau. Eigentlich ist dies die Geburtsstunde der "Voice of America".

US-Präsident Fanklin D. Roosevelt gründete Mitte 1941 die FIS - das U.S. Foreign Information Service - mit dem ersten Direktor Sherwood. Seine Idee war die Sicht der Ereignisse aus Amerika. Das erste Büro entstand in New York City. Von hier wurden die ersten Sendungen der FIS über private Kurzwellenstationen in USA und England übertragen. In Amerika gab es nur ein Dutzend private "Low-power"-Kurzwellenstationen, während Japan, England, Russland und Deutschland starke Kurzwellenzentren besaßen und Propaganda in alle Welt sendeten.

Erst im Juli 1942 hatte die USA über das "Office of War Information" 23 Kurzwellensender im Aufbau, darunter auch die Relaisstation Casablanca. Am 24. Februar 1942 sendete die FIS über Sender der BBC London das erste Programm nach Europa über Mittel- und Langwelle. Sprecher William Harlan Hale eröffnete das deutsche Programm mit den Worten: "Hier spricht eine Stimme aus Amerika".

Dieser Name sollte und ist bis heute das Erkennungszeichen aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Mit dieser Ansage hatte Amerika ein "Stimme in der Welt". Bis zum Ende des Krieges sendete die VoA schon in 41 Sprachen. Danach wurden die Sendungen reduziert, aber mit der Berlin-Blockade 1948 wieder aufgenommen. Im Bild: Am Eingang zur VoA - Micro frei für viele Sprachdienste; oben: »World of Music« mit Rita Rochelle.

Von nun an sollte die "Stimme", eine "Stimme der Freiheit" sein. Aber schon damals beschloss der Kongress in Washington, welche Sprachen in der Welt zu hören sind. 1954 zieht die VoA von New York in neue Räume in Washington um. Von 1942 bis 1960 und von 1991 bis 1993 sendete die Voice of America auch in deutscher Sprache.

Erinnern wir uns: Als junge Kurzwellenhörer nach dem Krieg erlebten wir den Jazz, entdeckten mit dem "Ü-Wagen" den Kontinent Amerika und erfuhren etwas vom Lebensstil in der "neuen Welt". Das war 1960 beendet, dann bekamen wir diese Informationen nur noch in englischer Sprache. So war für uns die in langsamem Englisch gesprochene Sendung sehr wichtig. Aber auch »Good Morning«, »This is America«, »Daybreak Africa« und »Country Music«. 1985 wurden zwei neue Abteilungen gegründet. Zunächst die "VoA Europe" in englischer Sprache und das 24-stündige spanische Programm "Radio Martí" für Cuba.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sendete die Voice of America auch über Relaisstationen auf den Philippinen, Griechenland, Afrika und Europa. 1980 begann man die über 30 Jahre alten Sender zu modernisieren und mit 500 Kilowatt-Technik zu versehen. Eine geplante Relaisstation in Israel scheiterte am Protest von Umweltschützern. Die gesamte Planung und der Bau wurde nun in Udorn / Thailand realisiert. Rund 130 Millionen Hörer in aller Welt verfolgen täglich das Programm der Voice of America.

Besuch im Funkhaus

Rund 660.000 Einwohner leben in Washington D.C., der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach einem Schachbrett wurde die Stadt 1790 von Pierre Charles L'Entfant angelegt. Moderne Untergrundbahnen verbinden alle Teile der Stadt. Als Grüngürtel erstreckt sich die berühmte Mall vom Capitol zum Lincoln Memorial. Unwelt vom Capitol, an der Independence Avenue 330, befindet sich das "Wilbur J. Cohen Federal Building" - der Sitz der "Voice of America". In diesem Gebäude ist aber auch noch ein Ministerium untergebracht. Im Bild: Der Hauptschaltraum in Washington.

Nach sehr anstrengenden Sicherheitskontrollen empfängt mich Frau Lesly Jackson. Sie ist Mitarbeiterin des Büros für "External Affairs" und erzählt: "...eine der wichtigsten Aufgaben der VoA ist es, wahrheitsgetreu zu berichten. Für alle Journalisten bei der VoA gibt es eit 1942 den Journalisten Codex, der in einer Präambel der VoA Charter im Gesetz 94/350 und 103/415 verankert ist. Das heißt, jeder Journalist hat wahrheitsgemäß zu berichten und nicht mit Sensationen ein Programm zu gestalten".

Bevor eine Meldung in den Nachrichten gebracht wird, muss diese von mindestens zwei zuverlässigen Quellen stammen. Die VoA legt den Schwerpunkt ihrer Berichterstattung eher auf Genauigkeit als Schnelligkeit. Durch diese Arbeit hat seit 1942 die Voice of America überall in der Welt einen guten Ruf auf ehrliche und informative Berichterstattung.

Rund 40 Prozent des gesamten Programms der VoA macht die aktuelle Berichterstattung aus. In der "ZN", der zentralen Nachrichtenabteilung laufen die Meldungen auf. Sie kommen von bekannten Nachrichtenagenturen der Welt, wie etwa AP, AFP, Reuter und dpa. Ebenfalls liefert ein gut ausgebautes Monitoring-System - genannt "FIBS" (Foreign Broadcasting Information Service) weitere Nachrichten. Hier werden wie bei allen großen Auslandssendern andere ausländische Sender abgehört.

Blick in den "bubble" - Zentraler Aufzeichnungsraum der VoA.

Neben der "ZN" befindet sich der "Bubble" - der zentrale Aufzeichnungsraum für alle Korrespondentenberichte aus aller Welt. Rund 200 Meldungen und Berichte bietet die "ZN" über ein eigenes Computernetz (SNAP) den einzelnen Auslandsabteilungen an. Bei der VoA arbeiten zur Zeit [1996] etwa 1200 Mitarbeiter.

Im zweiten und dritten Stockwerk des fünfgeschossigen Hauses befinden sich die "ZN", die etwa 60 Studios und die Technik-Hauptkontrolle. Im Erdgeschoss ist die "VoA Europe" mit den digitalen Studios untergebracht. Über riesige Parabolantennen auf dem Dach werden die Programme zu den diversen Satelliten verteilt. Leider sendet die VoA seit Ende 1995 kein englisches Programm mehr nach Europa.

Peter Schneider
Fotos: © Peter Schneider
www.voa.gov

Aus RADIOJournal 4/1996

• Nach der Fußballweltmeisterschaft wird die Voice of America (VoA) im Juli die Kurzwellensendungen für Lateinamerika einstellen. Wie ein Sprecher des US-amerikanischen Auslandsdienstes mitteilte, gibt es im Zielgebiet immer weniger kurzwellentaugliche Radioempfänger und andererseits mit größerer Hörerschaft lokale Partner auf Mittelwelle und UKW, die leicht über Satellitenzuspielungen versorgt werden. Möglicherweise wird die Voice of America bis zum Jahr 2000 alle Kurzwellensendungen eingestellt haben. (RADIOJournal 5/1994)

• Am 4. Juni 1994 wurde das neue Sendezentrum Udorn der Voice of America (VoA) in Thailand offiziell in Betrieb genommen. Die sieben 500 Kilowattsender sind Teil eines 120 Mio. Dollar-Projektes, mit dem der US-Auslandssender seine Hörbarkeit in Asien verbessert. Sechs Sender werden der VoA für Sendungen nach Ost- und Südostasien zur Verfügung stehen, einer dem Auslandsdienst von Radio Thailand. Der Betrieb ist so weit automatisiert, dass eine Fernkontrolle und -steuerung aus Washington möglich ist. Ab Mitte Juli soll der 500 Kilowattsender von Radio Thailand dann auch für neu eingeführte Programme in deutscher Sprache eingesetzt werden. (RADIOJournal 7/1994)

• Am 14. November 1994 wurden in einer Betriebsversammlung die lang erwarteten Sparmaßnahmen bei der Voice of America (VoA) bekanntgegeben. Der US-amerikanische Auslandsdienst hat 1995 in seinem Budget 32 Mio. US-Dollar weniger zur Verfügung als im Vorjahr. Das über den Zeitraum eines Jahres erstellte Maßnahmenpaket umfasst Stellenabau und Kürzungen im Sendeplan. Ein Dutzend Sprachdienste für die Nachfolgestaaten der Sowjetunion und Jugoslawiens mussten die Kürzung von Sendezeit und Frequenzen hinnehmen. Durch vorzeitige Pensionierung und einen Einstellungsstopp sollten sozialverträglich 145 Stellen abgebaut werden. Dennoch wurden jetzt auch 51 Kündungen ausgesprochen. 38 Mitarbeitende in den Sprachdiensten verloren ihren Arbeitsplatz, ebenso alle 13 Mitarbeiter bei der VoA-Sendestation Bethany in Ohio, die am selben Tag geschlossen wurde.
(RADIOJournal 1/1995)