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»Unsere Meinung vom Weltgeschehen ist hier manchmal anders...« Radio Neuseeland International (RNZI)

"Very british" ist das Land „am anderen Ende der Welt". Das liegt natürlich an den Handelsbeziehungen und verwandschaftlichen Bindungen vieler Einwohner mit dem Mutterland Großbritannien. Heute ist Neuseeland ein unabhängiger Staat im Commonwealth mit eigener Außenpolitik. Der Inselstaat im südlichen Teil des Pazifiks gelegen, besteht aus zwei Hauptinseln und einigen kleinen Inseln. Getrennt wird die Nord- und Südinsel durch die 23 Kilometer breite Cook-Straße. Neuseeland, ein Land mit eindrucksvollen Kontrasten, eine grüne Perle im Südatlantik. Auf einer Fläche von 270.000 Quadratkilometern leben etwa 3,3 Millionen Einwohner.

Von Auckland nach Wellington

Auckland - größte Stadt der Nordinsel mit rund 810.000 Einwohnern - ist auch das wirtschaftliche Zentrum der Insel. Hier ist noch der Einfluss der Kolonialzeit der Briten (bis 1907) zu spüren. Die Polizisten gleichen dem "Bobby" in London. Moderne Hochhäuser in der Queens Street und die alte Hafenmauer im viktorianischen Stil erinnern an England. Hier aber trifft man auch die Maori, die Ureinwohner Neuseelands. Am Hafen das Funkhaus von "Radio Hauraki", das den Maoris Musik und Information auf FM 99,4 MHz vermittelt. Im Bild: QSL-Karte für den Empfang einer Sendung von Radio New Zealand International vom 22. April 1980 um 7.55 Uhr auf 15485 kHz.

Hier in Auckland fanden im Frühjahr 1990 die 14. Commonwealth-Spiele statt. Auckland ist aber auch die Stadt der bunten Segel und der vielen Blumen. Vor den Toren der Stadt beginnen die Obst- und Gemüseplantagen. Hier wächst die beliebte Kiwifrucht. Schafherden begleiten mich auf dem Weg nach Taupo.

Ein majestätischer Anblick: Der Tauposee, mit 600 Quadratkilometern Fläche der größte See im Lande; im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Tongariro und Ngauruhoe - 1988 und 1707 Meter hoch.

Auf der Nationalstraße "No 5" geht es weiter in Richtung Napier am Pazifik. Endlose Weiten, ein paar Schafe und eine Telefonleitung. Nach 50 Kilometer Fahrt komme ich nach Rangitalki. In der Einsamkeit eine Tankstelle mit Bar. Hier sitzen Maori-Trucker und schauen auf den Großbildschirm, auf dem ein Football-Match aus Melbourne übertragen wird. Hier ist auch die unbemannte Sendestation von "Radio New Zealand International" beheimatet. Zwei Vorhang-Dipolantennen senden mit 100 Kilowatt Leistung ihre Signale in den Pazifik und sogar nach Europa.

Wellington - Hauptstadt und politisches Herz des Landes. Rund 250.000 Einwohner leben dort an der Mündung des Hütt-Rivers, umgeben von bis zu 500 Meter hohen Bergen. Der schmale Steifen am Hafen lässt die Hochhäuser emporwachsen. Kurvenreiche Straßen führen auf die bewohnten Randhöhen. Vom Botanischen Garten, den man mit einer Cable-Tram erreicht, hat man eine herrliche Aussicht auf Stadt und Hafen.

Ganz in der Nähe des modernen Parlamentsgebäudes befindet sich in der Bowen-Street das Funkhaus von "Radio New Zealand". Der langjährige Manager der Kurzwelle - Rudi Hill - schildert mir die Hauptaufgaben von Radio New Zealand International: "RNZI aus Wellington soll die Meinung der Pazifik-Staaten mehr reflektieren und ihnen Informationen aus aller Welt bringen. 1989 entschloss man sich diesen neuen Dienst aufzubauen, weil die starken Stationen wie Voice of America, BBC London und Radio Moskau mit über 500 Kilowatt starken Sendern unseren pazifischen Raum mit Informationen aus ihrem Gesichtswinkel überschwemmten. Das konnten wir nicht hinnehmen, denn unsere Meinung vom Weltgeschehen ist hier manchmal anders, etwa wie die Jahreszeiten, die ja umgekehrt sind. Darum ging Radio New Zealand International mit einem neuen 100 Kilowatt-Sender, der übrigens von Thompson / Frankreich stammt, am 24. Januar 1990 on the air.

RNZI sendet in Englisch und in vielen Sprachen des Pazifik. So ist das »Pazific-Islands-Magazine« eine beliebte Sendung. Wir bringen Nachrichten in Samoan, Tongan, Cook Island Maori, Niuean und Tokelauan. Es ist ein abwechslungsreiches Progamm, bunt gemischt mit musikalischen Klängen des Pazifik, dazwischen auch Wetterberichte für die Fidschi, Kiribati und Samoa. Diese Sendung wird von Montag bis Freitag 7.00 bis 7.30 Uhr Ortszeit ausgestrahlt."

Um 4.30 Uhr Weltzeit ist die sonore Stimme von Rudi Hill in der Sendung »Arround the World« zu hören. Rudi Hill ist heute 68 Jahre [1994] und kommt aus London. Seine Rundfunkerfahrung sammelte er bei der alten Tante BBC. 1948 wurde der "External Service" von RNZ gegründet und man sendete mit zwei 7,5 Kilowatt-Sendern aus US-Army-Beständen. Noch heute steht diese alte Anlage in Titahi Bay an der Tasman See - rund 35 Kilometer nördlich von Wellington. Modernisiert ist sie in Bereitschaft, falls die "up-link"-Verbindung nach Rangitalki ausfällt.

Wie ein Kommandostand in einem Raumschiff - so präsentiert sich der Hauptschaltraum im Funkhaus in Wellington. Hier laufen die zwei Programme des inländischen Rundfunks auf und auch von hier wird das Kurzwellenprogramm digital nach Rangitalki übertragen. Über eine Entfernung von 350 Kilometern steuert der Computer die Antennen und schaltet den Sender ein und aus.

Übrigens hat die neue Anlage drei Millionen Dollar gekostet und Manager Ian Johnstone sagte anlässlich der Eröffnung: "Jeden Abend senden 48 Länder in den Südpazifik, aber nun antworten wir."

Peter Schneider
Fotos: © Archiv Schneider
www.rnzi.com

Aus RADIOJournal 12/1994

• Radio New Zealand International (RNZI) kann via Satellit über World Radio Network (WRN English) mit der Sendung »Dateline Pacific« (Samstag) sowie »Korero Pacifica« (Montag bis Freitag) auch in Europa in guter Qualität gehört werden. Sendezeit und Frequenzen: www.wrn.org 

• In Titahi Bay, wo früher die Kurzwellensender von Radio New Zealand standen, werden nur noch Mittelwellen belegt: 567 (National Radio 2YA), 657 (Southern Star / Parliament), 783 (Access Radio 2YB), 1035 (Newstalk ZB) und 1161 (Te Upoko O Te Ika). Die Sendeanlagen sind in Whitireia Park in der Vorstadt Porirua, wo auch mit Google Earth die Masten und Bauten zu finden sind. Die Kurzwellenmasten sind abgebaut worden. (ntt 12-2006)