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Radio Schweden auf Deutsch

Es liegt schon eine Weile zurück. 1952 starteten versuchsweise die ersten deutschsprachigen Sendungen des Schwedischen Rundfunks im Rahmen des damaligen Auslandsprogramms. Die Ambitionen des Projekts imponieren noch heute: in sieben Sprachen sollte 20 Stunden pro Tag über Kurzwelle quasi rund um den Erdball gesendet werden, geeignete Reporter und Redakteure mussten förmlich aus dem Boden gestampft werden.

Aus dem Experiment wurde schließlich das reguläre schwedische Auslandsprogramm UTP und schließlich Radio Schweden. Im Laufe der Jahrzehnte erlebte der Sender - entsprechend der politischen Lage, aber auch geänderter Hörgewohnheiten - Erweiterungen, Einsparungen und Strukturveränderungen: neue Sprachgruppen wurden gebildet, andere aufgelöst. So war es beispielsweise kein Zufall, als das Auslandsprogramm 1967 mit russischen Sendungen begann. Zur Zeit des Kalten Krieges hatte Schweden die Ambition, neutrale Stimme in der Systemauseinandersetzung zu sein. Mit gutem Erfolg, kann man heute zum Beispiel mit Rückblick auf die Arbeit der deutschen Redaktion sagen. Besonders die Hörer in der damaligen DDR bescheinigten den Mitarbeitern immer wieder eine ausgewogene und objektive Berichterstattung, die sich von der oftmals infizierten Ost-West-Debatte abhob.

Aber Zeiten haben es so an sich, dass sie sich verändern. Die politische Wende in Europa war auch eine Medienwende und warf alte Konzepte über den Haufen. So auch bei den Auslandsstationen der Welt; deren Existenz musste plötzlich neu definiert und motiviert werden. So stand auch die deutsche Redaktion von Radio Schweden praktisch von einem Tag zum anderen vor der Herausforderung, sich der geänderten politischen Lage und der EU-Mitgliedschaft anzupassen. Nun ging es darum, das Schwergewicht zu verschieben, den Sender von der „Stimme zwischen den Blöcken” zur „Stimme Schwedens” umzugestalten. Die technische Entwicklung der Äthermedien half dabei. Die Sendungen von Radio Schweden sind heute über Kurz- und Mittelwelle und UKW, sowie über Satellit hörbar. Im Bild: Kurzwellen-Richtstrahlantenne.

Zielgruppe der Sendungen in deutscher Sprache sind natürlich wie eh und je die Hörer im deutschen Sprachraum sowie in Osteuropa, aber auch verstärkt die Schwedenbesucher. So sind beispielsweise die Sendungen im Großraum Stockholm über UKW - besonders während der Urlaubssaison im Sommer - wichtiger geworden; unsere Halbstundensendung enthält Veranstaltungstipps und Touristisches. An den täglichen Programmen arbeiten neun bis zehn Redakteure mit, die meisten halbzeitlich. Das geordnete Chaos, das sich daraus ergibt, wird aufgewogen von der Vielfalt: wir sind viele Stimmen, mit vielen Ideen und viel Variationsvermögen.

Gundula Adolfsson und Helmut Steuer auf Sendung: Während Musik läuft, wird der weitere Ablauf der einstündigen »Schwedenwelle« abgesprochen.

Die schnelle technische Entwicklung der Äthermedien und das immense Marktangebot treiben die internationalen Rundfunkanstalten in die Kooperation. Wo früher konkurriert wurde, wird heute zusammengearbeitet. So haben wir mittlerweile drei regelmäßige Kooperationen, die jeweils zum Wochenende ausgestrahlt werden: die Europasendung »Radio E« (oder »Europa im Gespräch«), die schwedisch-finnnische Sendung »Dialog Nord« und das »Ostseemagazin« zusammen mit dem NDR in Kiel. Ein Programm, das Zukunft hat, je stärker sich die Länder am Mare Balticum als Region profilieren. Hier setzen wir mehrmals im Jahr größere Ressourcen ein und senden direkt vor Ort, beispielsweise von der Kieler Woche und dem Stockholmer Wasserfestival. Wer sich über das Geschehen im Ostseeraum informiert halten, oder aber an unserem monatlichen Preisrätsel teilnehmen will, für den gilt: „Vergessen Sie den Sonntag nicht!”, wie es so schön in unserem Trailerhinweis heißt.

Bild oben: Gundula Adolfsson bei der Direktsendung »Ostseemagazin«
beim Wasserfestival in Stockholm.

Gundula Adolfsson
Fotos: © Radio Schweden
www.sr.se/international

Aus RADIOJournal 12/1998

• Gundula Adolfsson arbeitet seit den 80er Jahren für Radio Schweden. Von 1996 bis 2002 leitete sie die deutsche Redaktion; seit 2002 ist sie Chefredakteurin von SR International. Das deutschsprachige Halbstunden-Programm von Radio Schweden konnte abends auf Mittelwelle 1179 kHz und Kurzwelle 6065 kHz (Stammfrequenzen) gehört werden. In Stockholm waren die internationalen Programme auf UKW 89,6 MHz zu empfangen. Deutschsprachige Nachrichten aus Schweden gibt es weiterhin auf der Webseite.

Radio Schweden -
Die Stimme des Nordens

Heute [1991] ist Radio Schweden ein wichtiger Bestandteil der "Schwedeninformation" und eine selbständige Abteilung innerhalb des öffentlich-rechtlichen Schwedischen Rundfunks. Die Zahl der Hörerbriefe beweist, dass die Sendungen in der ganzen Welt gehört werden. Die Popularität des Senders hängt mit der schwedischen Mediengesetzgebung zusammen. Vieles spricht dafür, dass die ethnischen und journalistischen Regeln sowie Neutralität und Unabhängigkeit des Landes den Sendungen eine entsprechende Glaubwürdigkeit verleihen. Dies Hörer wissen dies zu schätzen. Jährlich erhält die Station rund 40.000 Zuschriften: Briefe, die beweisen, dass das kleine Land mit Ätherriesen wie Voice of America und BBC World Service durchaus konkurrieren kann.

Inhaltlich geht es in der Programmtätigkeit darum, Kenntnisse über Schweden und Verständnis für schwedische Standpunkte zu vermitteln. Beispielsweise soll die schwedische Haltung zu unterschiedlichen Fragen deutlich werden. Weiter will Schweden am internationalen Kultur- und Informationsaustausch teilnehmen.

Radio Schweden wird nicht mehr wie Riksradion über Rundfunkgebühren finanziert, sondern seit 1964 aus Steuermitteln. Für Budgetfragen ist das Außenministerium zuständig. Die Kosten für die Programmtätigkeit sowie den Haushalt des Auslandsprogrammes beliefen sich 1988 auf etwa 25 Millionen Kronen. Davon entfallen acht Millionen Kronen Gebühren an die Fernmeldeverwaltung (Televerket / Swedish Telecom) für den Unterhalt der Sender. Die Kurzwellensender in Hörby und Karlsborg sind veraltet. Das Parlament hat insgesamt 45 Millionen Kronen zur Verfügung gestellt, damit sie von 1992 bis 1994 ausgetauscht werden können. Der Mittelwellensender in Sölvesborg (Inbetriebnahme 1985) hat eine Leistung von 600 Kilowatt.

Ein mehrmonatiger Versuch "Radio Sweden Europe" in vier Sprachen testete das Interesse der Hörer für die Mittelwelle. 1986 wurde die einstündige Live-Abendsendung »Schwedenwelle« gestartet. Empfangsberichte sind für Radio Schweden von großer Bedeutung und geben Aufschluss über die Empfangsbedingungen im jeweiligen Zielgebiet. Manchmal kommen auch konkrete Programmvorschläge. Hörerfragen von allgemeinem Interesse werden in »Hörerpost-Sendungen« beantwortet. Briefe sind für die Redaktionen auch eine wichtige Quelle der Inspiration und Beweis für das Interesse an Schweden im Ausland. Im Bild: Mittelwellenstation Sölvesborg 1179 kHz (600 kW) mit zwei 135 Meter-Sendemasten.

Die Sendungen auf Deutsch sind für die deutschsprachigen Länder Europas bestimmt. Sie haben aber auch in den Benelux-Staaten und in Osteuropa viele Zuhörer. Die deutsche Redaktion wirkt auch in einer Gemeinschaftsproduktion mehrerer europäischer Auslandssender mit; eine Zusammenarbeit mit Radiostationen in den Ostseeanrainerstaaten ist in Vorbereitung. Die »Schwedenwelle« kommt live aus dem Stockholmer Funkhaus und beinhaltet Nachrichten, Informationen und Reportagen aus Nordeuropa, Interviews, Studiogäste und skandinavische Musik. Dazu kommt ein Wochenendprogramm (samstags: »Spiegel der Woche« - ein Rückblick auf das aktuelle Wochengeschehen in Nordeuropa); sonntags »Hallo Schweden« (Hörerbriefsendung und skandinavische Hörerhitparade im zweiwöchigen Rhytmus).

Seit 1992 wird das Programm zusätzlich via Satellit ausgestrahlt. Den Direktfunk via Mittel- und Kurzwelle will Radio Schweden - der Unabhängigkeit wegen - auf jeden Fall beibehalten: "Die Welt braucht beides!". (RADIOJournal 9/1991)

• Ein beliebtes Spezialprogramm war »Sweden Calling DXers« (»Schweden ruft DXer«). Das Programm wurde von dem jungen Ingenieur Arne Skoog 1946 ins Leben gerufen. Auf seine Initiative begann der Schwedische Rundfunk Testsendungen auf Kurzwelle nach Nordamerika, die DX-Nachrichten enthielten. Sie waren so erfolgreich, dass es vom 28. Februar 1948 an ein regelmäßiges DX-Programm gab. Es war weltweit das älteste DX-Programm überhaupt. Zum 35-jährigen Jubiläum 1983 hatte Radio Schweden eine Sonder-QSL-Karte herausgegeben. Sie zeigt das neue Antennensystem der Sendestation Hörby in Südschweden. 1990 wurde das Programm umstrukturiert. Es gibt jetzt nur noch alle zwei Wochen (jeweils dienstags) ein sogenanntes »Medien-Magazin«, das hauptsächlich Informationen über die nordischen Länder enthält. (Radio-Skala 9/1991)

• Im »Kurzwellen-Panorama« von Radio Österreich International (RÖI) wurde ein Interview mit dem Programmleiter von Radio Schweden, Hans Wachholz, gesendet, in dem dieser berichtete, dass für seine Station 1992 das bisher erfolgreichste Jahre gewesen sei. Aufgrund der Satellitenabstrahlung ergebe sich jetzt eine viel größere Hörerschaft durch Rebroadcasting in Deutschland, Großbritannien, Finnland, den GUS-Ländern und den Baltischen Staaten sowie dem Telefonservice in Lateinamerika. Man zähle die Hörer nun nicht mehr nach Hunderttausenden sondern nach Millionen. Trotzdem wolle der Schwedische Reichstag Haushaltskürzungen bei Radio Schweden vornehmen.
(RADIOJournal 3/1993)

• Am 23. Februar 1993 feierte der englische Auslandsdienst Radio Sweden den 45. Jahrestag von »Media-Scan« und der Vorgängersendung »Sweden Calling DXers«. In den letzten Jahren hat das Programm seinen Augenmerk immer mehr von der Kurzwellenbeobachtung weg zur Satellitenszene gewandelt. (RADIOJournal 4/1993)

•  Am 25. April 1993 war die Geburtsstunde des neuen europäischen Regionalmagazins »Ostsee-Magazin«. Die 55-minütige Sendung in deutscher Sprache ist ein Gemeinschaftsprogramm des Auslandsdienstes Radio Schweden in Stockholm und der NDR-Landesstudios in Kiel und Schwerin. Helmut Steuer, der für Radio Schweden die erste Sendung redaktionell betreute, sieht die Aufgabe des »Ostsee-Magazins« darin, aus den und über die Anrainerstaaten zu berichten. Über UKW, Mittel-, Kurzwelle und Satellit strahlte der schwedische Weltfunk als erste der beiden Anstalten die Debut-Ausgabe des neuen, kritischen Magazins mit einem breiten Themenspektrum aus. (RADIOJournal 6/1993)

• An dem Auslandsdienst Radio Schweden wird der Rotstift angesetzt. Die Regierung bewilligte nur 75 Prozent des vorjährigen Etats. Der Weltdienst gehört zum öffentlich-rechtlichen Radiokonzern, wird aber durch das Außenministerium finanziert. Die Etatkürzung bedeutet bei gleichbleibender Sendernutzung die Einstellung des französischen und spanischen Dienstes. Eigenproduzierte Schwedischprogramme sollen durch Übernahmen aus dem Inlandsdienst ersetzt werden. Die Regierung räumte den übrigen fünf Diensten in deutscher, englischer, russischer, estnischer und lettischer Sprache eine hohe Priorität ein. Sie seien „attraktive und effektive Infokanäle Schwedens“, so Programmdirektor Hans Wachholz. (RADIOJournal 7/1993)

• Deutsch hat Priorität: Das deutsche Programm von Radio Schweden aus Stockholm kommt weiter täglich um 20.30 Uhr für eine Stunde nach Europa. Gebracht werden Nachrichten, Wetter für die Urlauber in Nordeuropa, Hintergrundinformationen, Interviews und Reportagen. Eingestellt wurden der spanische und der französische Dienst; die schwedischen Programme werden aus dem Inlandsdienst übernommen. Englisch ist ebenfalls weiter im Sendeplan enthalten. Die Programme können auch auf Mittelwelle 1179 kHz empfangen werden. (RADIOJournal 8/1993)