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Das Beste aus 20 Jahren RADIOJournal

Kommentar:
»Goodbye RPR Zwei«

Seit dem 4. August 2003, fünf Uhr morgens, ist RPR Zwei Geschichte. Nach zwölf Jahren seines Bestehens verabschiedete sich Deutschlands letztes privates Schlagerradio sang- und klanglos aus dem Äther. Der grassierende Jugendwahn der werbetreibenden Wirtschaft forderte damit genauso seinen Tribut wie gravierende Fehlentscheidungen in der seit letztem Jahr neu besetzten RPR-Führungsebene.

Rückblende: 1991 erhielt - medienrechtlich durchaus umstritten - Radio RPR neben seinem Pop­Programm RPR Eins noch die Lizenz für ein „musikorientiertes Spartenprogramm“ buchstäblich nachgeworfen. Die rheinland-pfälzischen Zeitungsverleger, die als Gesellschafter hinter RPR stehen, beschlossen, auf diesem zweiten Kanal ein reines Schlagerprogramm auszustrahlen. Die Rechnung ging schnell auf: RPR Zwei wurde ein flotter Sender, der dem eher betulichen SWR 4 (früher SWF 4) viele Hörer abspenstig machen konnte. 

Obwohl kostengünstig produziert, weil auf die Redaktion von RPR Eins zurückgegriffen werden konnte, war das Schlagerradio RPR Zwei jedoch alles andere als eine Sparversion. Beliebte Moderatoren mit langjähriger Radioerfahrung, wie Bodo Henkel, Ute Schuler, Reiner Meutsch, Wolfgang Rositzka, Gerd Leienbach, Rainer Schauberger oder Walter Fuchs verstanden es, die Hörer kurzweilig zwischen den flotten und modernen Schlagertiteln zu unterhalten. Prominente Gastmoderatoren wie Heino, dessen sonntägliche Sendung aus seinem Café in Bad Münstereifel ein Highlight war, rundeten das Programmprofil ebenso wie Dauerbrenner-Rubriken à la »Das Geburtstagskind des Tages« oder die Regionalnachrichten ab. Reiner Meutschs »Mein Abenteuer« ist eines der wenigen Formate, die nun bei RPR Eins ihre Wiederauferstehung feiern. 

Von den Hörerzahlen her war RPR Zwei immer etwas beliebter als sein öffentlich­rechtlicher Konkurrent SWR 4. Die letzte Media Analyse wies zehn Tage vor der Sendereinstellung noch einmal deutlich gestiegene Hörerzahlen aus. Doch da war das Schicksal von RPR Zwei schon längst besiegelt. Dem neuen Geschäftsführer Michael Barth warf der Sender zu wenig Gewinn ab. Sicher, ein Großteil der Hörer war jenseits der magischen 50-Jahre-Grenze, die für die etwas verbohrte Werbeindustrie immer noch als heilige Kuh gilt, die nicht geschlachtet werden darf. 

Die Mitarbeiter erfuhren eher beiläufig von der Einstellungsentscheidung, und teilweise als sie schon für ihre Sendung im Studio standen, erst von ihrer Kündigung. 

Stefan Förster

Aus RADIOJournal 9/2003

• »Zum Moderatorenteam von Radio RPR gehört inzwischen auch "Buttnase" Gerd Leienbach. Am 16. November 1990 präsentierte er erstmals das »Frühstücks-Radio«. Der 44-Jährige (ursprünglich als Schlagersänger aktiv und von Howard Carpendale produziert) begann seine Rundfunk-Laufbahn im Sommer 1974 bei Radio Luxemburg im Rahmen einer Urlaubsvertretung. 1975 ging er zu SWF 3 und moderierte die »Litfaßwelle« (Erfinder des röhrenden Schwarzwaldelches). Von 1980 bis 1984 drehte er dann mit Olivia Pascal und Herbert Fux 32 Folgen der Blödelserie »Bananas« fürs Fernsehen. Im September 1990 lernte Gerd Leienbach auf der IHAGA in Neuwied das RPR-Team kennen. Dort hatte er als Ein-Mann-Gruppe "Fix und Fertig" einen Auftritt mit seiner Matthias Reim-Parodie "Verdammt, ich schieb dich". Foto: © RPR (Radio-Skala 2/1991)

• Am 9. Dezember 1991 startete Radio RPR sein zweites Hörfunkprogramm für Rheinland-Pfalz. Musikalische Akzente ("mehr Melodie") sind deutsche Schlager, Volksmusik, Wunschkonzerte sowie populäre Klänge aus Musical und Operette. Stündlich gibt es Nachrichten, Verkehrs- und Wetterservice. (RADIOJournal 1/1992)

 

 

 

 

 

 

 

 

• Einem Bericht in der Rhein-Zeitung zufolge hat sich Radio RPR 2 sechs Monate nach seinem Start zum erfolgreichsten deutschsprachigen Musiksender im privaten Hörfunk entwickelt. Dies geht aus einer Untersuchung der Infratest-Kommunikationsforschungs GmbH hervor, die von Radio RPR in Auftrag gegeben worden war. So hören in der Zeit zwischen 6 und 18 Uhr durchschnittlich pro Stunde über 140.000 Menschen RPR 2 (Vergleich: SWF 4 = 40.000). Ziel des Senders ist es, mit einer harmonischen Musikauswahl bei den Hörern ein positives Lebensgefühl zu vermitteln. Dabei gewinnt der Sender auch außerhalb von Rheinland-Pfalz an Akzeptanz. (RADIOJournal 6/1992)

 

 

 

 

 

 

 

 

• Das Schlagerradio RPR Zwei startet am 1. Juni 1994 um 20.00 Uhr die neue Sendung »Schlager-Parade«. Als Moderator konnte Schlagerstar Andy Borg ("Adios Amor") verpflichtet werden. Christian Simon verstärkt ab 6. Juni das Moderatorenteam von RPR Zwei. Ihn können die Hörer des Schlagerradios um 14.00 Uhr im »Radionachmittag« zum ersten Mal hören. Beim ZDF moderierte Christian Simon ab 1978 die Sendung »Rockpop«. Später arbeitete er zusammen mit Hans Rosenthal an der Sendung »Das Geld liegt auf der Straße«, die er bis 1984 moderierte. 1987 produzierte er einen ganzen TV-Film für die ARD: "Neuland-Suite". Auch bei »Verstehen Sie Spaß« war Christian Simon dabei. Seine Erfahrungen aus dem Fernsehen und dem Radio setzt er erfolgreich in Veranstaltungen um. Seine "Stuttgarter Oldie-Nights" oder die "Baden Badener Pop-Classicals" füllen die Konzerthallen. Seit 1991 verbindet ihn seine Arbeit sogar mit der lebenden Pop-Legende Paul & Linda McCartney. (RADIOJournal 4/1994)

• Der Country-Musik Spezialist Walter Fuchs (RPR Zwei »Country-Time«) bekam den "King Eagle Award 1995/96" von der amerikanischen Organisation "Airplay International" in Nashville/Tennessee zugesprochen. Er ist der einzige amerikanische Award, der auch internationale Künstler berücksichtigt. 2813 Radiostationen in der ganzen Welt haben in drei Wahlgängen die Sieger bestimmt. Foto: © RPR (RADIOJournal 11/1996)

• Erstmals vergeben das Schlagerradio RPR Zwei und der Kölner Familiensender Super RTL den Schlagerdiamant '97. Wie das facettenreiche Schmuckstück symbolisiert diese Auszeichnung einzelne Aspekte der deutschen Musikszene. So werden zum Beispiel Preisträger in den Kategorien "Dauerbrenner", "Kult", "Comedy" oder auch "Live-Show" prämiert. (RADIOJournal 10/1997)

 

 

 

 

 

 

 

 

• RPR Zwei über Astra europaweit zu empfangen: Das Schlagerradio ist seit dem 1. Oktober im Astra Digital Radio (ADR) zu empfangen. Aufgrund der Abschaltung des Digitalen-Satelliten-Radios (DSR) zum Jahresende, über das der Sender bisher zu empfangen war, hat sich die Geschäftsleitung zu diesem Schritt entschieden. Die analogen Kabeleinspeisungen außerhalb des eigentlichen Sendegebietes wurden wegen überhöhter Preise der Telekom aufgegeben. Betroffen hiervon sind die Städte Bremen, Hamburg, Hannover, Chemnitz, Leipzig und Dresden. (RADIOJournal 11/1998)

• Das Schlagerradio RPR Zwei erhält in diesem Jahr den ADS-Medienpreis. Die Auszeichnung wird einmal pro Jahr von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlager e.V. an den schlagerfreundlichsten Fernseh- und Rundfunksender überreicht. (RADIOJournal 12/1998)

 

 

 

 

 

 

 

 

• RPR Zwei Moderator Walter Fuchs erhielt in Berlin den Country Spirit Europa 2000 für seine langjährigen Verdienste um die Förderung des „Country Music Spirits“ in Europa. Der Award wird im Rahmen der Country Music Messe Berlin alljährich von der Organisation „American-Tie Berlin“ an Persönlichkeiten und Organisationen verliehen, die sich um die Verbreitung der Country Music in Europa verdient gemacht haben. »RPR Zwei Country-Time« mit Walter Fuchs ist [war] jeden Sonntagabend von 22.00 bis 24.00 Uhr auf RPR Zwei zu hören. (RADIOJournal 3/2000)

Ehrenmedienpreis für Country-Spezialist Walter Fuchs: RPR Zwei-Moderator und Country-Spezialist Walter Fuchs bekam anlässlich des Country-Festivals in der Stadthalle Frankfurt-Zeilsheim (18. und 19. Oktober 2002) den Ehrenmedienpreis der Country-Freunde-Rhein-Main e. V. verliehen. Der Preis wurde ihm als „Kenner der Nashville Szene für seine jahrzehntelange Tätigkeit im Print- und Medienbereich verliehen“. Im Jahre 2000 wurde Walter Fuchs mit dem „Medien Award 1999“ der German American Country Music Federation GBR (GACMF) und mit dem „Country Spirit Europe 2000“ der Organisation „American-Tie Berlin“ ausgezeichnet. Zuvor erhielt er den „King Eagle Award“ von Airplay International und den „International Broadcaster Award“ der County Music Association. Dieser Preis wurde zum ersten Mal an einen Nicht-Amerikaner überreicht. Die Sendung RPR Zwei Country-Time mit Walter Fuchs war bis zu Schließung des Senders immer sonntags von 21.00 bis 24.00 Uhr on air. (RADIOJournal 11/2002)