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Spontane Reise ins Land der Geysire - RPR-Hörerinnen gewinnen Wahnsinnstrip
nach Island

Es war an einem Sonntag Mitte Februar um genau 9.43 Uhr. Die Anruferin auf Leitung 2 wird ins Studio durchgeschaltet. Small talk mit dem Moderator, Name, Wohnort. „Burgbrohl, das liegt doch bei Neuwied?” - „Ja, genau”. Jetzt muss Beate Schulz nur noch das Lösungswort wissen, das tags zuvor verraten wurde. „Kraterlandschaft”, sagt sie ... und hat mit dieser Antwort die Tickets gelöst. „Frau Schulz, Sie fliegen heute nach Island!” - „Wahnsinn, ich werd’ verrückt!” ist alles, was sie herausbekommt.

„Ich hatte echt nicht damit gerechnet”, berichtet Beate Schulz dreizehn Stunden später, als sie in der Empfangshalle des Luxushotels Esja in Reykjavik zum ersten Mal verschnaufen kann. „Als es hieß, da ist RPR am Telefon, hab’ ich das gar nicht geglaubt”. Danach ging alles in Windeseile. Wer fährt mit? Ehegatte Rainer musste passen, weil er sich auf die Schnelle nicht beruflich freimachen konnte. Nächster Anruf also bei der Schwester im 35 Kilometer entfernten Koblenz. „Ich hab’ erst kein Wort verstanden. Jetzt noch mal deutlich, hab’ ich gesagt”, so Monika Mering zu ihrer jüngeren Schwester Beate. Im zweiten Anlauf klappte die Kommunikation besser, und sie sagte kurzentschlossen zu - da war es bereits 10.15 Uhr.

Gegen halb Zwölf traf man sich in Burgbrohl. Die Kinder waren inzwischen untergebracht, die Großeltern unterrichtet. In wilder Eile waren die Koffer gepackt worden. Ein Mitarbeiter des RPR-Studios Rheinland hatte eine Faxreservierung für die Flugreise vorbeigebracht - es konnte also losgehen zum Flughafen Düsseldorf. Von dort um 14.30 Uhr über Hamburg und Kopenhagen nach Keflavik, dem internationalen Airport von Island. Transfer zum Hotel nach Reykjavik, einchecken, Füße hochlegen. Glückliche Gewinnerinnen? Natürlich glücklich, aber auch müde.

Wahnsinns-Aktion

Vom 19. Januar bis 20. Februar 1998 schickte RPR Eins seine Hörer „in den Wahnsinn”. Sehr wohl, eine „wahnsinnig” anmutende Gewinnaktion des rheinland-pfälzischen Privatsenders und des Reisebüros Berge + Meer: Aus zwei Begriffen, die nachmittags und abends im laufenden Programm durchgesagt wurden, mussten die Teilnehmer - etwa 25.000 waren es Tag für Tag - ein Lösungswort zusammensetzen. Anschließend hieß es anrufen, die eigene Telefonnummer hinterlegen und Daumen drücken. Am darauffolgenden Morgen dann die Auslosung, bei der es eine Reise für zwei Personen zu gewinnen gab. New York, Florida, Australien, Hongkong, der Wiener Opernball, der Karneval in Nizza und viele weitere Ziele standen auf dem Programm ... und eben Island. Die Wahnsinnsreisen starteten noch am selben Tag - morgens gewinnen und wenige Stunden später schon unterwegs sein.

In der klaren Luft hat man eine unbeschreibliche Aussicht von Reykjavik, der isländischen Hauptstadt (ca. 100.000 Einwohner)

„Wir haben am Düsseldorfer Flughafen glücklicherweise einen kleinen Island-Reiseführer gefunden”, meint Monika Mering - wie ihre Schwester einigermaßen ausgeschlafen - einige Stunden später am Frühstückstisch. Crash-Kurs in Natur und Landeskunde während des Fluges. Das schmale Polyglott-Bändchen ist ein hilfreicher Begleiter beim relaxten Stadtbummel durch die „beschauliche Metropole” Reykjavik, den die Gewinnerinnen am Montag unternehmen. Weitere Tipps erhalten sie von Berny Abt. Er ist TV-Producer und Regisseur, hat für RTL einige Comedy-Sendungen mitentwickelt (»RTL Samstag Nacht«, »7 Tage, 7 Köpfe« und andere). Für die nächsten Tage wird er Beate und Monika begleiten und im Auftrag von RPR einen Videofilm über den Island-Trip drehen. Berny ist ein umgänglicher Typ, manche seiner Einfälle sind zum Brüllen komisch - es wird eine Menge gelacht.

Der Kick

Jede RPR-Reise war mit einem »Kick«, einer besonderen Aktivität oder einem speziellen Ausflug, verbunden. Für Island - und besonders im Februar - drängte sich eine Fahrt mit dem Snow-Scooter über Schnee und Eis geradezu auf. Doch Hymir, der nordische Gott des Frostes, spielte nicht mit: Die Nordatlantikinsel erlebte von Dezember 1997 bis Februar 1998 den mildesten Winter seit 20 Jahren mit Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt. An eine Fahrt durch den Schnee war beim besten Willen nicht zu denken. Im Bild: Harmonische Reisegruppe: Monika Mering, Berny Abt und Beate Schulz.

Die Alternative steht am Dienstag in Form eines Land Cruisers bereit. Mit diesem Geländefahrzeug startet die Gruppe zu einem aufregend schönen Ausflug an einen Strandabschnitt und über steinerne und vereiste Nebenstraßen in der Umgebung von Reykjavik. Fahrer Benny manövriert sein Gefährt auch über die gefährlichsten Abschnitte. Er ist eigentlich für die Snow-Scooter-Fahrten zuständig, aber die fallen nun mal seit Wochen ins Wasser. Mit dem isländischen Wetter sei es eh’ so eine Sache, sagt er, das sei sehr wechselhaft. „Wenn du mal ganz schlechtes Wetter hast, dann warte einfach fünf Minuten”.

Eisiger Wind erwartet Beate und Monika am Thingvellir-Felsen, von dem man einen Blick auf die Versammlungsstätte der alten Wikinger erhält. Auf der Ebene vor diesem Felsen fand vor über einem Jahrtausend, im Jahre 930, die erste parlamentarische Versammlung der isländischen Männer statt. Hier trafen sie sich einmal im Jahr, beschlossen Gesetze und hielten Gericht. Die so begonnene demokratische Tradition, die längste in ganz Europa, ist ein wichtiger Bestandteil des isländischen Selbstbewusstseins. Noch heute treffen sich die Repräsentanten der Republik bei besonderen Anlässen an der Stelle, wo ihre Vorfahren das „Althing” abhielten. Im Bild: Mit dem Land-Cruiser unterwegs am Strand.

Der Ersatz für den geplanten Kick kommt an. „Wunderschön! Bestimmt noch besser als die Snow-Scooter-Fahrt”, meint Gewinnerin Beate. Und im Hinblick auf den anschließend gemeisterten Streckenabschnitt, der über Stock und Stein ging und bei dem alle Teilnehmer kräftig durchgeschüttelt wurden: „Viel Spaß hat’s auch gemacht”.

Wasserfälle, Krater und Geysire

Für den Mittwoch entschließen sich Beate Schulz und Monika Mering zu einem weiteren Ausflug. Etwas weiter ins Landesinnere soll es gehen, vorbei an einem noch aktiven Explosionskrater zum bekannten Wasserfall Gullfoss. Dieses Naturschauspiel zieht seine Besucher unweigerlich in den Bann: Auf einer Breite von über 70 Metern stürzt der Fluss Hvítá in zwei Stufen insgesamt 32 Meter tief in einen Cañon. Wenn in den Sommermonaten die Sonne scheint, ist nachmittags ein Regenbogen zu bewundern. Jetzt zeigt sich der Himmel von seiner weniger freundlichen Seite, beeindruckend ist der Anblick aber allemal. „Und man hat auch Platz”, meint Beate, „im Sommer sind bestimmt viel mehr Besucher hier”.

Thingvellir, die Ebene, auf der die isländischen Wikinger ihre Volksversammlung („Althing”) abhielten.

Natürlich gehört auch ein Abstecher zum Gebiet der Geysire zum Programm. Benannt nach dem Großen Geysir, der das Wasserspeien jedoch vor über 80 Jahren eingestellt hat, köchelt und brodelt es überall inmitten des dunklen Lavagesteins. Zahlreiche heiße Quellen, Wasserlöcher und Rinnsale gibt es dort. In direkter Nachbarschaft der Strokkur, ein Geysir, der zuverlässig alle fünf bis zehn Minuten eine 25 Meter hohe Fontäne produziert. Grandios.

Die geothermischen Aktivitäten unter der isländischen Erde werden - ebenso wie die Wasservorräte - zur Energiegewinnung genutzt. Einige Wasserkraftwerke erzeugen ausreichend Strom für die Bewohner des Ballungsraums um die Hauptstadt, und außerdem wird heißes Wasser dorthin geliefert. „Die Rohre sind gut isoliert”, weiß der mitfahrende Reiseführer zu berichten, „auf dem Weg ins 30 Kilometer entfernte Reykjavik verliert das über 80 Grad warme Wasser nur 1,5 Grad”. Kein Wunder, dass das Beheizen der Wohnungen bei solch einem Energievorrat und dem ausgeklügelten Versorgungssystem nicht besonders viel kostet.

Wieder zurück ins Hotel Esja. Die Wahnsinnsreise neigt sich ihrem Ende zu. Am letzten Abend noch ein ausgefallenes Dinner im Hard Rock Café, dem weltweit nördlichsten seiner Art, wie die Werbung mitzuteilen weiß. Bei übergroßen Burgern, Hähnchen in Barbecue-Soße und guter Musik erinnern sich die Island-Urlauberinnen an die vergangenen dreieinhalb Tage. „Ich glaube, dass ich ohne das Gewinnspiel nie hierher gekommen wäre”, meint Monika. Und bedauert sich und die anderen bei dieser Vorstellung, weil sie dann viele nachhaltige Eindrücke und Erlebnisse nicht hätten sammeln können.

Nachtrag

Drei Wochen sind Beate Schulz und Monika Mering wieder zu hause. Die Urlaubsfotos sind schon ausgetauscht, Dias angeschaut. Jetzt warten sie im Rheinland noch auf Berny Abts Videofilm. Der wird seine Heimpremiere bei einem gemeinsamen Abendessen erleben. Ob dann auch Strategien für die Teilnahme an zukünftigen Radio-Gewinnaktionen entwickelt werden...?

Thomas Völkner
Fotos: © Thomas Völkner
www.rpr1.de

Aus RADIOJournal 4/1998