RTL Radio Luxemburg
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So oft ich konnte, hörte ich die
»Fröhlichen Wellen«...

Otto aus Bornheim erinnert sich:

Schon als Kind - es war in den 50er Jahren - war ich davon fasziniert, Stimmen aus dem Radio zu hören und fragte mich, woher sie wohl kämen - für mich damals ein ganz großes Rätsel. Stundenlang hockte ich vor dem Gerät und blickte gebannt auf das magische Auge, hörte staunend auf die Musik und Stimmen. Neugierig schaute ich immer wieder durch die Löcher der Rückwand des Radios, um irgendwann einmal die Sprecher zu finden, die sich vielleicht dahinter verbargen, ich konnte aber nur geheimnisvoll glimmende Röhren entdecken.

Der damalige WDR und Radio Luxemburg auf Mittelwelle 1440 kHz waren zu jener Zeit die wichtigsten Sender, zumindest in der Nordeifel, wo ich meine Kindheit verbrachte. So oft ich konnte, hörte ich die „Fröhlichen Wellen” und mein Wissensdurst über die Radiozusammenhänge wurde immer größer.

Wie oft mag ich damals meinen ältesten Bruder mit Fragen zum Radio gelöchert haben, bis er mir schließlich eines Tages einen Bausatz für ein Detektorradio mit Kopfhörer schenkte. Kaum ein Kind könnte in der heutigen Zeit meine damalige Aufregung über den ersten Ton nach dem Zusammenbau aus meinem Radio nachvollziehen! Es war ja auch nicht ganz so einfach, schließlich musste ich noch zirka 20 Meter Klingeldraht bis zum Dachboden verlegen, das war die Antenne für mein Radio in der Größe einer Seifendose! Über Kopfhörer waren tagsüber auf Mittelwelle sogar drei Sender zu hören, am stärksten der WDR, Brüssel und etwas schwächer Radio Luxemburg. Ich war begeistert über die Sprecherinnen und Sprecher (so hieß es damals) mit dem freundlich-fröhlichen Tonfall, so zum Greifen nah, ganz für mich allein!

Immer stärker wurde der Wunsch, selbst bei einem Radiosender mitmachen zu können. Und so folgten Mitte der 60er Jahre mehrere Besuche im Luxemburger Funkhaus. Bei einem der Besuche, es war wohl 1965, traf ich Frank Elstner, der dort schon ein bekannter Sprecher war. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte ihn, was ich anstellen müsste, um an einen Radiojob zu kommen. Er gab mir den Rat, mich an den damals noch jungen Deutschlandfunk in Köln zu wenden, dort würden noch Leute gebraucht.

Ich schrieb also an den Deutschlandfunk und - es war wie ein kleines Wunder für mich - man bot mir einen Job an. Frank Elstner sei Dank! Beim Deutschlandfunk blieb ich schließlich 21 Jahre. Aber in den 80er Jahren lockten mich auch andere Radioformen, zum Beispiel die sogenannte freie Radioszene im deutschsprachigen Ostbelgien empfand ich als äußerst spannend und ich begann bei „Radio Benelux” und später bei „Henri Radio” meine Moderatoren-Laufbahn. Immer im Hinterkopf und als Vorbild die flotten Sprecher von Radio Luxemburg. 
 
Nach Zwischenstationen als Dozent an Bildungseinrichtungen und Mitarbeit beim Bürgerradio leite ich heute ein Bürgerradiostudio in Bornheim-Merten im Rhein-Sieg-Kreis und sitze manchmal selbst noch mit heißen Ohren am Mikrofon.

[Otto Ganser ist Vorsitzender und Studioleiter der Arbeitsgemeinschaft Vorgebirgsstudio Merten e.V. (Straußweg 21, 53332 Bornheim, Telefon 02227 4676). Das Vorgebirgsmagazin wird jeden Donnerstag von 21.04 bis 22.00 Uhr im Bürgerfunk von Radio Bonn/Rhein-Sieg (UKW 98,9 MHz) ausgestrahlt.] 

Bild ganz oben: Otto Ganser vor dem Funkhaus
(Villa Louvigny) in Luxemburg (1965).
 


»...Über Kopfhörer waren tagsüber auf Mittelwelle sogar drei Sender zu hören, am stärksten der WDR, Brüssel und etwas schwächer Radio Luxemburg. Ich war begeistert über die Sprecherinnen und Sprecher (so hieß es damals) mit dem freundlich-fröhlichen Tonfall, so zum Greifen nah, ganz für mich allein!«



Frank Elstner (1965)



Studio von Radio Luxemburg (1965)



Otto Ganser
im Studio Merten



Fotos: © Otto Ganser

www.studiomerten.de