Rundfunk in Südtirol
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Freie Südtiroler Welle

Die Freie Südtiroler Welle wurde Anfang 1976 in Meran von Christian Chindamo von Witkenberg und einigen Mitarbeitern gegründet. Im Verlauf der nächsten Jahre konnte sich der Sender zu einem der erfolgreichsten Radiounternehmen in Südtirol entwickeln.

Wie auch bei vielen anderen Pionieren in Italien waren bei dem Betreiber Christian Chindamo von Witkenberg die Verfassungsurteile vor der Freigabe des lokalen Hörfunks Impuls für die Errichtung einer eigenen Sendeanlage. Im März 1976 startete der Sender von der Romstraße in Meran aus für zunächst nur zwei Stunden am Tag sein Programm. Das Hobby wurde für Chindamo von Witkenberg zum Beruf. Wie auch viele andere Pioniere hatte er als Amateurfunker erste Erfahrungen gesammelt. Die Angaben über den Besitz eines Senders und die Frequenz teilte er zunächst nur der Sicherheitspolizei mit. Laut Chindamo von Witkenberg hatten die Radiopioniere anfangs kein technisches Gespür dafür, wie ein guter Senderstandort aussah. Geeignete Plätze, wo Umsetzer aufgestellt werden konnten, mussten damals durch mühsame, oft tagelange Suche erst gefunden werden. Viele Berghöfe am Vinschgauer Tal, die als Standorte für Umsetzer dienen sollten, waren  noch nicht mit Strom erschlossen, so dass keine Umsetzer angebracht werden konnten.

Ein relativ großer Werbeauftrag gleich zu Beginn der Sendetätigkeit erleichterte den Einstieg der Freien Südtiroler Welle. Es war laut von Witkenberg leicht Werbeaufträge zu erhalten, obwohl einige Kunden skeptisch waren, weil sie nicht wussten, ob die Geschäfte mit den Privatsendern auch legal waren. Sehr schnell aber schwenkte diese Skepsis in allgemeine Akzeptanz um, und plötzlich wollte jeder seine Werbung im Radio platzieren.

Abends konnte die Freie Südtiroler Welle zunächst nicht senden, weil der Fernseher in der Nachbarschaft durch die schlecht zusammengebaute Sendeantenne gestört wurde, die Ausstrahlung erfolgte nämlich nicht über Umsetzer, sondern von einem Kuchentisch im Wohnzimmer aus.

Die Sendeleistung von drei Watt reichte aus, um sogar in Bozen in Stereo gehört zu werden. Fast auf der gesamten UKW-Skala hörte man in der Umgebung von Meran nur die Freie Südtiroler Welle. Das Interesse bei den Hörern war groß, war man doch das nüchterne Programm des öffentlich-rechtlichen Rai Senders Bozen gewohnt. Lediglich 20 Schallplatten umfasste das Programm. Gesendet wurden vor allem aktuelle Hits, Pop, Volksmusik und Schlager.

Am Beginn sendete man nur stundenweise: je nach Lust und Laune und mit freiwilligen Mitarbeitern. Nach zwei Monaten wurde aber bereits ein volles Programm gestartet, nach einem halben Jahr enthielt es auch regelmäßig Nachrichten. Bald darauf schloss sich Chindamo von Witkenberg mittels Fernschreiber der Austria Presseagentur (APA) an.

Ab dem Sommer 1977 war die Freie Südtiroler Welle nicht mehr nur im Burggrafenamt, sondern auch in Teilen des Vinschgau, in Bozen und im Unterland hörbar. Natürlich erfolgte die weitere Verbreitung jetzt über Umsetzer. Nach einigen Jahren konnte man die FSW überall im Land und sogar darüber hinaus empfangen. Durch sogenannte "Überreichweiten", Wiederspiegelungen der gesendeten Signale durch die Stratosphäre, erreichte man mitunter Hörer in der DDR, die dem Sender auch Post zukommen ließen.

Im Jahr 1982 verkaufte von Witkenberg die Freie Südtiroler Welle für 300 Millionen Lire an Karl Gartner, einem Rechtsanwalt aus Schlanders und an Leo Gurschler aus Schnals. Gurschler beabsichtigte, den Sender für den doppelten Preis an eine Münchner Werbeagentur weiterzuverkaufen. Bedingung hierfür war aber, dass die Freie Südtiroler Welle auch im süddeutschen Raum empfangen werden konnte. Dazu wurde auf dem 3.507 Meter hohen Zuckerhütl in den Stubaier Alpen eine aufwendige Umsetzeranlage errichtet, doch aufgrund erheblicher technischer Schwierigkeiten erfüllte diese niemals ihren Zweck.

Finanzielle Probleme von Leo Gurschler waren der Anlass, dass der Naturnser Gastwirt Karl Gapp, ein Schuldner Gurschlers, sich mit zehn Prozent an der Freien Südtiroler Welle beteiligte und gleichzeitig Geschäftsführer wurde. Schulden hatte auch Karl Gartner beim Vorbesitzer Christian Chindamo nach dessen gerichtlicher Aussage in Höhe von 180 Millionen Lire plus Zinsen.

Gartner hatte diese Summe nicht gezahlt mit dem Hinweis, dass einige der Umsetzeranlagen der FSW illegal errichtet worden wären, was schließlich eine eindeutige Wertminderung darstellen würde.

Alle diese Querelen waren letztendlich der Anfang vom Ende der Freien Südtiroler Welle. Eine fachkundige Redaktion gab es praktisch nicht und auch die Zahl der Moderatoren wurde immer kleiner. Man behalf sich, indem die Nachrichten vom Fernseh-Teletext abgeschrieben und die Mitteilungen des Landespresseamtes verlesen wurden. Hinzu kam, dass die Werbeeinnahmen ständig abnahmen, denn Mitte der 80er hatte bereits eine große Anzahl von Radiostationen Bozen und Meran als ihr Sendegebiet auserkoren. Folge davon war, dass die Freie Südtiroler Welle allmählich in die roten Zahlen kam.

1987 wurden dann auch die ohnehin nur sporadisch ausgestrahlten Nachrichtensendungen aus dem Programm genommen, es lief nur noch Non-Stop-Musik ohne Moderation. Die beiden Besitzer, Karl Gartner und Karl Gapp, sahen sich gezwungen, den Sender zu verkaufen. Neuer Eigentümer wurde die österreichische "Medienbeteiligungs- und Betriebsgesellschaft", kurz MBB. Geschäftsführer waren Herbert Vytiska und Heinrich Pecina, als Eigentümer wurden der Elektronikkaufmann Stefan Virag und der Anwalt René Laurer angegeben. Die MBB übernahm 80 Prozent der Freien Südtiroler Welle, den Rest behielt weiterhin Karl Gartner.

Mit den neuen Eigentümern kam frischer Wind in die Radiostation. Zunächst wurden die Studios von Meran nach Lana verlegt. Weiteres setzte man sich zum Ziel, auch Nordtirol und Südbayern zu erreichen. Um dieses zu realisieren, wurde auf dem 3.419 Meter hohen Gipfel des Wilden Freiger in den Stubaier Alpen ein Umsetzer errichtet.

Mitte Oktober 1987 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, nachdem man am 15. Oktober vom Landesbetrieb für Forst und Domänenverwaltung in Bozen die Genehmigung zum Bau erhalten hatte, wohl nicht zuletzt deshalb, weil die ganze Konstruktion sehr kompakt und halb vergraben war.

Einzige Auflage war, dass eine unterhalb des Gipfels von Leo Gurschler errichtete Steinhütte abgetragen wurde. Auf deren Fundament wurde schließlich die Sendeanlage errichtet. Versorgt wurde der Sender von einem Dieselaggregat, das sich in einer Höhle neben der rund 2.600 Meter hoch gelegenen Müller-Hütte unterhalb des Gipfels befand. Gleichzeitig versorgte der Generator auch die Hütte mit Strom, als Gegenleistung wurde das Aggregat regelmäßig vom Pächter gewartet. Die Kabelverbindung zum Gipfel verlief größtenteils unter dem Gletscher.

Im April 1988 wurden vom Wilden Freiger erste Versuchssendungen unter dem neuen Namen Radio Transalpin auf der Frequenz 104,5 MHz ausgestrahlt.

Sendebeginn: März 1976
Ende der Sendungen: April 1988
Sitz: Meran
Eigentümer / Inhaber: März 1976-1982: Christian Chindamo von Witkenberg; 1982-1987: Karl Gartner, Leo Gurschler, später Karl Gapp; 1987-1988: MBB Gesellschaft.

Reiner Palma
Aus RADIOJournal 11/2004




Am Beginn sendete man nur stundenweise: je nach Lust und Laune und mit freiwilligen Mitarbeitern. Nach zwei Monaten wurde aber bereits ein volles Programm gestartet, nach einem halben Jahr enthielt
es auch regelmäßig Nachrichten.




Ab dem Sommer 1977 war die Freie Südtiroler Welle nicht mehr nur im Burggrafenamt, sondern auch in Teilen des Vinschgau, in Bozen und im Unterland hörbar. Natürlich erfolgte die weitere Verbreitung jetzt über Umsetzer. Nach einigen Jahren konnte man die FSW überall im Land und sogar darüber hinaus empfangen. Durch sogenannte "Überreichweiten", Wiederspiegelungen der gesendeten Signale durch die Stratosphäre, erreichte man mitunter Hörer in der DDR, die dem Sender auch Post zukommen ließen.



Fotos: © FSW


Südtirol eins nahm nach einer Testphase auf 104,9 MHz am 5. März 1990 sein reguläres Programm wieder auf (Richtung Bayern) und konnte bis in den Raum München in Stereo empfangen werden. Außerdem waren die Macher des Senders in neue Studios innerhalb von Sterzing umgezogen. Anspruch auf die Frequenz 104,9 MHz
hat auch der Bayerische Rundfunk; er will dort voraussichtlich ab Januar 1991 sein B5 aktuell-Programm ausstrahlen
(RADIOJournal 2/1990)

Radio C 104, der aus dem ehemaligen Radio Südtirol hervorgegangene Privatsender im Besitz der deutschen Firma Conrad Elektronik, hat das Land Südtirol auf Schadenersatz verklagt. Grund: Das Land Südtirol hatte 1984 unrechtmäßig den Bau von Sendeanlagen auf dem Hühnerspiel oberhalb von Gossensaß verboten und somit den weiteren Betrieb des Senders bis 1987 verhindert.
(RADIOJournal 3/1990)

• Rechtzeitig zum 10-jährigen Bestehen von Radio Brenner nennt sich Radio Südtirol eins seit 13. März 1990 wieder Radio Brenner, nachdem ein erster Versuch am 7./8. Dezember 1989 aufgrund rechtlicher Probleme eingestellt werden musste. Radio Brenner sendet auf UKW 105,7 - 104,9 (seit 21. Februar 1990) und 105,9 MHz
(seit 17. März 1990). Die Sendeanlage Schwarzenstein (bis Südbayern empfangbar) wurde am 24. März 1990 aufgrund technischer Probleme abgeschaltet.
(RADIOJournal 3/1990)

• Bei dem nach Nordtirol einstrahlenden Radio Edelweiß handelt es sich um das frühere Radio Zirog 2. Die Stationsansage lautet: "Und Gott schuf wieder eine neue Frequenz: 93,0 MHz. Hier ist Radio Edelweiß, das zweite Programm von Radio Zirog mit Volksmusik rund um die Uhr."
(RADIOJournal 7/1992)