Rundfunk in Südtirol
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Radio Eisack

Zumindest aufgrund der Anzahl der Umsetzer war Radio Eisack aus Klausen im Eisacktal einer der größten Privatsender in Südtirol. Gegründet wurde die Station bereits 1975 von den Brüdern Giancarlo, Giorgio und Marco Agosti, die zuvor aus dem südlichen Italien nach Südtirol übergesiedelt waren. Das Studio befand sich in einer herrschaftlichen Villa am Berghang, am Erzweg etwas oberhalb von Klausen. Ebenfalls in der Villa hatte einer der Brüder Agosti seine Arztpraxis und die Eltern dort ihre Wohnung.

Die ersten Sendungen wurden im Juni 1976 vorproduziert und ausgestrahlt. Der regelmäßige Programmbetrieb wurde kurze Zeit später aufgenommen. Anfangs begann Radio Eisack mit einer Sendeleistung von rund 100 Watt und nur einem Umsetzer auf der Plose bei Brixen. Ausgestrahlt wurde ein zweisprachiges Programm, das zunächst lediglich von morgens bis abends lief. Bis zu sieben Stunden täglich wurde in Italienisch gesendet, der Rest der Sendezeit in Deutsch.

Erst ab September 1976 folgte ein 24-Stunden-Programm. Wie bei den meisten anderen Radiostationen in Südtirol, zu Beginn ihrer Sendetätigkeit, bestand das Programm zunächst aus einem Musikangebot, das alle bei den Hörern beliebten Stilrichtungen Raum bot.

Bis 1978 konnte Radio Eisack lediglich im Eisacktal gehört werden, danach war das Programm auch in Norditalien zu empfangen. Bis 1985 sendete Radio Eisack keine regelmäßigen Nachrichten. Dies änderte sich erst 1986, als man (bis etwa 1990) teilweise das Programm der BBC London übernahm, das auch Nachrichten in deutscher Sprache umfasste.

Radio Eisack war im übrigen neben der Freien Welle Südtirol, Radio Quarta Dimensione, Radio Bolzano Dolomiti und Radio Gamma eine derjenigen Radiostationen in Südtirol, die Sendungen bereits vor dem Verfasserungsgerichtsurteil Nr. 202 vom 28. Juli 1976 aufgenommen hatten. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Radios, die problemlos senden konnten ohne von den Behörden belangt zu werden, war Radio Eisack neben Radio Gamma allerdings die einzige Radiostation in Südtirol, die einen polizeilichen Bescheid - ausgestellt vom Amtsrichter in Klausen - erhalten hatte, den Sendebetrieb umgehend wieder einzustellen. Radio Eisack kam dieser Aufforderung jedoch nicht nach, da die Brüder Agosti sich aufgrund der Verfassungsgerichtsurteile aus dem Jahr 1974 im Recht wähnten. Allerdings war Radio Eisack diesbezüglich in Südtirol diejenige Radiostation, die öfters mit Südtiroler Behörden Probleme hatte. So erschienen beispielsweise am 3. November 1995 bei Radio Eisack Star*Sat / Radio Isarco Euro Radio mehrere Polizeibeamte, beschlagnahmten die gesamte technische Ausrüstung und versiegelten die Studioräume. Grundlage dieser Aktion war der Beschluss eines 27-jährigen Staatsanwalts, der die Durchsuchungsaktion und und Versiegelung mit angeblich nicht abgeführten Zahlungen für Autorenrechte (vergleichbar den GEMA-Gebühren in Deutschland) begründete.

Aufgrund der Versiegelung der Studios waren die Programme von Radio Eisack Star*Sat und Radio Isarco Euro Radio seinerzeit für mehrere Tage nicht zu empfangen. Nachdem die Geschäftsführung die geforderten Unterlagen vorlegen konnte, wurde die vorläufige Versiegelung der Studios wieder aufgehoben und die Programme konnten wieder gesendet werden.

Giorgio Agosti erklärte zu den Geschehnissen, dass seiner Meinung nach die Durchsuchung der Radiostation politisch begründet sei. Radio Eisack Star*Sat sowie Radio Isarco Euro Radio waren in Südtirol kein "Sprachrohr" der regierenden Partei SVP, sondern würden den oppositionellen Parteien eine Plattform zur Darstellung ihrer Ansichten bieten. Dieses sei anscheinend einigen Kreisen in Südtirol nicht genehm, so dass man versucht, mit Aktionen, wie die durchgeführte Versiegelung der Studios, Radio Eisack / Isarco Schwierigkeiten zu bereiten. Mit dem 27-jährigen Staatsanwalt habe man darüber hinaus anscheinend einen jungen Juristen gefunden, der die Durchsuchung ohne große Überprüfung durchführte.

Im Jahre 1979 war Radio Eisack die erste Radiostation Südtirols, die begann, in Richtung Nordtirol zu senden. Senderstandort war der 2.300 Meter hoch gelegene Berg Zirog, oberhalb des Ortes Brennerbad an der italienisch-österreichischen Grenze. Zunächst sendete man mit einer Leistung von 200 Watt ERP auf der Frequenz 102,8 MHz; im Jahre 1980 wurde die Sendeleistung auf 1600 Watt ERP erhöht. Dadurch war der Empfang auch in Innsbruck und Umgebung sehr gut. Zusätzlich stellte sich heraus, dass aufgrund von Reflexionen auch das Karwendelgebiet überwunden wurde und der Empfang sogar im Großraum Mittenwald, Starnberg und München/West ganz annehmbar war.

Mit der Verabschiedung des Mammi-Mediengesetzes am 23. August 1990 wurde die Mischung von deutschen und italienischen Programmteilen aufgegeben und zwei rechtlich völlig getrennte Senderketten gegründet. Ein 24-Stunden-Programm in Italienisch wurde unter dem Namen Radio Isarco Euro Radio, das deutschsprachige Programm unter dem Namen Radio Eisack Star*Sat ausgestrahlt. Bereits ab Oktober 1990 hatte Radio Eisack in der Zeit von 0.00 bis 7.00 Uhr das Programm von Star*Sat Radio als Nachtprogramm übernommen. Lediglich regionale Werbung für Südtirol wurde noch in das laufende Programm eingeblendet.

Aufgrund der zuvor vorgenommenen rechtlichen Trennung bewarben sich zwei voneinander unabhängige Radiostationen um die Lizenzen beim italienischen Postministerium. Dieses hatte den Vorteil, dass man geringere Probleme mit der Genehmigung der großen Anzahl der Frequenzen hatte. Beide Senderketten konnten selbständig Südtirol mit Umsetzern abdecken. Hätte sich beispielsweise nur Radio Eisack und damit nur eine Radiostation für sämtliche Frequenzen beworben, wäre möglicherweise eine Reihe von Frequenzen nicht genehmigt worden.

Beide Radioketten sendeten fortan flächendeckend in der Region Trentino-Südtirol. Außerdem konnten beide Programme in Nord- und Osttirol und Radio Eisack Star*Sat auch via Kabel in München empfangen werden. Ebenfalls via Kabel in Deutschland konnte bis 1996 das Programm von Radio Isarco Euro Radio gehört werden. Die Programme für die italienischsprachige Senderkette wurden seit 1991 vollständig in Trient produziert. Dort hatte man in der Veronastraße ein eigenes Büro errichtet und hoffte durch die Präsenz vor Ort, die Stellung von Radio Isarco unter den italienischsprachigen Radios weiter ausbauen zu können.

Am Standort Zirog wurden neue Antennen mit vertikaler Polarisation eingesetzt. Radio Eisack sendete von da an auf der Frequenz 103,0 MHz mit 300 Watt ERP, Radio Isarco auf 107,5 MHz mit 50 Watt ERP. Mit der BBC London, der Deutschen Welle und der Voice of America wurden ab Mitte 1990 weitere Programmübernahmen vereinbart.

Im August 1995 kaufte Radio Eisack / Isarco das italienischsprachige Bozener Teleradio Spitfire und integrierte diese Station ebenfalls in das "Agosti Imperium". Mit Teleradio Spitfire besaß man nunmehr auch ein Radio, das speziell die jüngeren Hörer ansprach. Ebenfalls 1995 gelang es Giorgio Agosti durch Absprachen mit dem damaligen Melody FM, seinen Sender für Radio Eisack Star*Sat von der Zirog auf die Flatschspitze umzusiedeln. Radio Eisack sendete nun wieder auf 102,8 MHz mit 300 Watt ERP. Im gleichen Jahr nahm Giorgio Agosti zwei Sendeanlagen auf dem Hühnerspiel in 2.750 Meter Höhe in Betrieb. Auf 105,9 MHz sendete Radioropa Info mit 600 Watt parallel zur Zirog-Frequenz und mit horizontaler Polarisation; auf 106,8 MHz Radio Eisack Star*Sat mit vertikaler Polarisation. Die Frequenz 106,8 MHz sendete allerdings lediglich sporadisch und ging später wieder außer Betrieb.

Als Radioropa Info im Jahr 1996 nach Ostdeutschland umzog, waren dessen Eigentümer anscheinend nicht mehr daran interessiert, ihr Programm in Innsbruck und Osttirol auszustrahlen. Giorgio Agosti stellte deshalb den Sendebetrieb seiner Anlagen für Radioropa Info auf dem Hühnerspiel und auf der Zirog im Herbst 1996 ein.

1997 gründete Giorgio Agosti das Programm "Euro Due", aus Radio Isarco wurde "Euro Uno". Beide Programme waren italienischsprachig und unterschieden sich nur in der Musik. Euro Uno sendete internationale Pop- und Oldiemusik; Euro Due rein italienische Musik. Nachrichten wurden von den Satelliten-Programmen Euronews und Radio Svizzera Internationale (SRI) übernommen.

Giorgio Agosti arbeitete zu dieser Zeit überwiegend daran, ein geplantes europaweites Fernsehen zu verwirklichen. Weiterhin sollten die ausgestrahlten Hörfunk-Programme auch Radiostationen in Südamerika angeboten werden, die diese dann rund um die Uhr oder stundenweise übernehmen. Die italienischen Auswanderer wollte man auf diese Weise mit objektiven Informationen aus der Heimat versorgen. Erste Vorverträge mit drei Radiostationen in Brasilien und Argentinien waren bereits unterzeichnet worden.

Nach 1998 kam dann das Ende für beide Radiostationen. Die Sendeanlagen wurden an RTL 102.5 und Radio Maria Italia bzw. Radio Maria Tirol verkauft.

Sendebeginn: Juni 1976
Ende der Sendungen: 1998
Sitz: Klausen, Erzweg
Inhaber der Radiostationen: Giancarlo, Giorgio und Marco Agosti

Reiner Palma
Aus RADIOJournal 4/2004




Im Jahre 1979 war Radio Eisack die erste Radiostation Südtirols, die begann,
in Richtung Nordtirol zu senden. Senderstandort
war der 2.300 Meter hoch gelegene Berg Zirog, oberhalb des Ortes Brennerbad an der italienisch-österreichischen Grenze.




Beide Radioketten sendeten flächendeckend in der Region Trentino-Südtirol. Außerdem konnten beide Programme in Nord- und Osttirol und Radio Eisack Star*Sat auch via Kabel in München empfangen werden. Ebenfalls via Kabel in Deutschland konnte bis 1996 das Programm von Radio Isarco Euro Radio gehört werden.

Als Radioropa Info im Jahr 1996 nach Ostdeutschland umzog, waren dessen Eigentümer anscheinend nicht mehr daran interessiert, ihr Programm
in Innsbruck und Osttirol auszustrahlen. Giorgio Agosti stellte deshalb den Sendebetrieb seiner Anlagen für Radioropa Info auf dem Hühnerspiel und auf der Zirog im Herbst 1996 ein.



Nach 1998 kam das Ende
für beide Radiostationen.
Die Sendeanlagen wurden
an RTL 102.5 und Radio Maria Italia bzw. Radio
Maria Tirol verkauft.



Fotos: © Archiv Reiner Palma

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