Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

80 Jahre »Hamburger Hafenkonzert«

Die älteste Radiosendung der Welt feierte Geburtstag: Am 8. Juni 2009 blickte das »Hamburger Hafenkonzert« in einer Gala-Sendung auf 80 Jahre Radiogeschichte zurück. Bei der Aufzeichnung in der Komödie Winterhuder Fährhaus präsentierten Kerstin von Stürmer und Gerd Spiekermann die Höhepunkte aus acht Jahrzehnten und sprachen mit Weggefährten. Auch diesmal wurde international ausgestrahlt: Angeschlossen war der Radiosender E.B.I. im australischen Adelaide und die Namibian Broadcasting Corporation (NBC). Das Hafenkonzert ist für Tausende von Deutschen im Ausland die Verbindung zur Heimat.

„Schaffen Sie etwas ganz Neues, eine Sendung, die nach Tang und Teer riecht, eine Sendung, in der die See zu den Hörern spricht, die See und die Männer, die sich ihr verschrieben haben. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen die Technik bietet. Stellen Sie die Technik vor neue Probleme. Kurz und gut: Schaffen Sie eine einmalige Sendung für den frühen Sonntagmorgen.“ Das war im Frühjahr 1929 der Auftrag des NORAG-Intendanten Hans Bodenstedt an Kurt Esmarch, seinen Mann fürs Maritime. Dieser legte ihm schon wenige Tage später ein Konzept auf den Tisch, das bis heute Grundlage des »Hafenkonzerts« geblieben ist: Musik aus Hamburg und von der Waterkant, dazu spannende Reportagen und Geschichten von Menschen, Schiffen und Häfen.

Klar, das »Hafenkonzert« ist eine betagte Sendung und doch alles andere als altbacken oder gar altmodisch. Der Hafen ist immer noch Hamburgs größter und wichtigster Wirtschaftsfaktor und das »Hafenkonzert« ist mittendrin - einmal im Monat auf Deck 10 des neuen Internationalen Maritimen Museums von Peter Tamm. Mitten in der HafenCity, Hamburgs größter und spannendster Baustelle, begleitet und dokumentiert die Sendung die rasanten Veränderungen im Herzen der Stadt. Wie die Themen, so hat sich auch die Musik im »Hafenkonzert« ständig verändert. Von den Melodien aus dem "Freischütz" in der ersten Sendung am 9. Juni 1929 über die jahrzehntelang dominierende Blasmusik, von Hans Freeses legendärem Hafenkonzertorchester, Alfred Hauses Tangos und Günter Fuhlischs Swingmusik bis zu Karl-Heinz Loges' schmissigen Arrangements - das »Hafenkonzert« ist auch musikalisch immer mit der Zeit gegangen und war ein Treffpunkt der Stars ihrer Zeit: Hein Timm, Freddy Quinn, Lolita, Lale Andersen, Heidi Kabel. Im Bild: Hermann Rockmann war viele Jahre Reporter beim Hamburger Hafenkonzert, seit 1964 Wortchef des Hafenkonzerts; oben: Eva Kohlrusch (links) als erste weibliche Reporterin des Hafenkonzerts.

Natürlich waren auch die neuen Stars schon alle einmal dabei - open air in der HafenCity, im Schulauer Fährhaus oder auf einem der Schiffe auf Elbe und Alster: Ina Müller, Roger Cicero, Stefan Gwildis, Eddy Winkelmann, Jochen Wiegandt und Lars Luis Linek.

Wie das »Hafenkonzert« heute klingt, ist auch eindrucksvoll auf der CD „80 Jahre Hamburger Hafenkonzert“ zu hören. Und natürlich jeden Sonn- und Feiertag morgens von 6.00 bis 8.00 Uhr. Mehr als eine Viertelmillion Hörer machen das »Hafenkonzert« auf NDR 90,3 zur unangefochtenen Nummer eins in Hamburg.

Fotos: © NDR
www.ndr903.de

Aus RADIOJournal 5/2009

• Schon seit langem fällt mir auf, dass sich das "Hafenkonzert" als die älteste Radiosendung der Welt bezeichnet. Es mag sicherlich die älteste Radiosendung in Europa sein, nicht aber der Welt. Die älteste Radiosendung wurde am 28. November 1925 von George D. Hay für die Radiostation "WSM", Nashville, Tennessee, USA ins Leben gerufen. Sie nannte sich zunächst "WSM Barn Dance" die zwei Jahre später 1927 als "Grand Ole Opry" auf Sendung ging. Seit November 1925 wird diese Radiosendung jeden samstagabend über den Sender "WSM" ohne jegliche Unterbrechung bis heute ausgestrahlt. Nachzulesen auf der Webseite des Senders WSM. Als ehemaliger freier Mitarbeiter des hr (speziell für "Country Music"-Sendungen) ist mir diese Sendung natürlich ein Begriff. Dieter Vulpus, Frankfurt am Main (24.6.2009)