Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Radio 700 über Kurzwelle

Die bis zum 17. Juli 2007 von Deutschlandradio Kultur genutzte Kurzwellenfrequenz 6005 kHz wurde von der Bundesnetzagentur im Benehmen mit Deutschlandradio an das „Funkhaus Euskirchen“ übertragen. Die neue, weitreichende Kurzwelle wird das 24-stündige deutschsprachige Europa-Programm „Radio 700“ verbreiten. Derzeit ist der Sender weltweit im Internet als Stereo-Stream zu hören sowie in einigen Regionen Deutschlands im Kabel zu empfangen.

„Die neue Kurzwelle ist vor allem für Hörer gedacht, die unser europäisches Informations- und Unterhaltungsprogramm mobil, also im Auto, im Hotel oder am Strand genießen wollen“, so Bernd Frinken, Programmverantwortlicher von „Radio 700“. Kurzwellen kennen keine Grenzen und überbrücken tausende Kilometer. Sie sind ein seit Jahrzehnten bewährtes, weitreichendes Transportmedium.

„Wir planten schon lange die Verbreitung unseres Programms über eine Kurzwelle“, so Frinken weiter. „Als dann plötzlich die Traditionsfrequenz 6005 kHz nach einem Brand im Sender Britz bei Berlin im Juli dieses Jahres verstummte und zur Disposition stand, war es für uns Ehre und Verpflichtung zugleich, sie für Radio 700 zu übernehmen.“ Von 1948 bis 1994 sendete auf dieser Frequenz RIAS Berlin, eine „freie Stimme der freien Welt“. Heute soll „Radio 700“ den europäischen Integrationsprozess begleiten und fördern - mit europäischen Nachrichten und Informationen in deutscher Sprache, präsentiert auf einem multikulturellen, unterhaltsamen Musikteppich.

20 Kilowatt Steuersender; Bild oben: Kurzwellen-Breitband-Dipolantenne

Das Programm von „Radio 700“ besteht aus stündlichen Nachrichtenübernahmen von europäischen Partnerstationen wie Deutschlandfunk, Radio Prag, Radio Vatikan, Radio France International, Radio Schweden und anderen. So erhalten Hörer in deutscher Sprache ein breites Bild über Fakten, Stimmungen und Sichtweisen in Deutschland und in anderen Ländern Europas. Der das Wortprogramm tragende Musikteppich unterstützt diese Zielrichtung mit deutschen und fremdsprachigen Musikproduktionen - von isländisch bis griechisch, von spanisch bis estnisch. Auch Wortbeiträge wie Berichte, Reportagen, Presseschauen und Musikmoderationen werden von Mitarbeitern aus verschiedenen europäischen Ländern beigesteuert. Zahlreiche „Specials“ zu verschiedenen Themen, vor allem in den Abendstunden, sorgen für ein breitgefächertes Hörerinteresse und Feedback.

Zu hören war „Radio 700“ erstmals über die neue Kurzwelle am 24. November 2007 von 11.00 bis 13.00 Uhr mit einer zweistündigen Sondersendung vom „Journalistentag 2007 des Deutschen Journalisten Verbandes NRW“ aus der Jahrhunderthalle in Bochum. „Radio 700“ war dort mit einem Ü-Wagen vertreten und berichtete über die Themen und Thesen, Fragen und Antworten der mehr als 500 versammelten Journalisten und Aussteller. Außerdem wurde den Journalisten dort demonstriert, wie man mit geringen Mitteln und großem Engagement ein anspruchsvolles Informationsradio produzieren kann. Die Sendung aus Bochum wurde in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Fachausschusses Online des DJV-NRW gefahren.

„Dort wo früher RIAS Berlin auf der Skala stand, könnte nun Radio 700 stehen“, sinniert Burkhard Baumgartner, der für die Kurzwellenausstrahlung technisch Verantwortliche von „Radio 700“. Die Sendungen werden im Funkhaus Euskirchen produziert und über einen Kurzwellensender in der Eifel ausgestrahlt. Vom Studio bis zur Sendeantenne obliegt die gesamte Programmabwicklung und Sendetechnik dem Funkhaus Euskirchen. „Das ist bisher einmalig in Deutschland, dass der Programmveranstalter auch die technische Sendeabwicklung auf Kurzwelle übernimmt“, so Baumgartner. „Dies kommt der Ausstrahlungsqualität zugute.“

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung im Hörfunk wird „Radio 700“ auf der Kurzwelle klassisch analog ausgestrahlt. Die Gründe nennt Programmchef Bernd Frinken: „Wir wollen mit der Kurzwelle möglichst viele Hörer erreichen, die auf Reisen sind, oder die zu Hause weder über einen schnellen DSL-Anschluss für Radio 700 im Internet noch über Radio 700 im Kabel verfügen. In Ermangelung preiswerter KW-Digitalempfänger und der großen Zahl noch vorhandener analoger Alt-Geräte ist dies für uns auf längere Zeit die einzig sinnvolle Sendeart auf Kurzwelle.“

Fotos: © Funkhaus Euskirchen
www.funkhaus-euskirchen.de

Aus RADIOJournal 1/2008