Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Am Anfang war ... Musik - Die Erfolgsstory von R.SH

„Gut vier Wochen dauerte es und wir lagen mit unseren Hörerzahlen vor dem NDR“, erinnert sich R.SH-Musikredakteurin Franziska Müller. Die heute dienstälteste Mitarbeiterin war als junge Volontärin dabei, als im Sommer 1986 ein Stück Radio-Geschichte geschrieben wurde. Aus einer ehemaligen Tabaklagerhalle in Kiel-Wittland ging am 1. Juli 1986, genau um 11.55 Uhr, der erste landesweite Privatsender Deutschlands On Air: Radio Schleswig-Holstein.

„Dass der Erfolg so schnell kommen würde, ahnte damals niemand“, sagt der heutige Senderchef Axel Hose. Als die Station mit gerade einmal 30 Leuten und dem kessen Spruch „Lieber NDR du musst ganz tapfer sein“ startete, schien David gegen Goliath anzutreten.

Wie der biblische Kampf verlief ist bekannt, doch wie erklärt man den Erfolg von R.SH? „Um im alttestamentarischen Bild zu bleiben: Bei uns war am Anfang nicht das Wort, sondern die Musik!“, umschreibt Hose die wichtigste Zutat im Erfolgsrezept von Radio Schleswig-Holstein. Seit der Pionierzeit 1986 hat sich der Sender als Marktführer im nördlichsten Bundesland etabliert und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen attestiert zum 20-jährigen Jubiläum: „R.SH ist ein Sender zum Anfassen, der die Worte ‚Schleswig-Holstein’ verdient und berechtigt in seinem Namen führt.“

Neben der Musik ist diese regionale Verbundenheit sicher eine Hauptzutat im Erfolgsrezept von R.SH. „Die dritte Zutat sind die Menschen, sprich Moderatoren“, so der heutige Geschäftsführer Hose. Der erste Senderchef, der im Oktober 2005 verstorbene Hermann Stümpert, sprach von R.SH als „recht sonderbarem Haufen“. Kein Wunder bei einer Mischung von Typen wie Joachim Steinhöfel, heute Mediamarkt Werbeikone, Torsten Sawade, „Mit-Erfinder“ der R.SH-Kraftrille oder Ulli Harras, über seinen Sizilien-Versprecher lacht man heute noch beim traditionellen R.SH-Jahresempfang. Händchen bei der Auswahl von Talenten bewiesen die R.SH-Macher dabei immer wieder: Jörg Pilawa, Christian Schröder, Christian Pipke, Thomas Bug oder Dennis Wilms, alle haben ihre Wurzeln bei R.SH.

Talentschmiede R.SH - oder Zufall? Axel Hose: „Nehmen wir unseren Kollegen Frank Bremser. Dessen Talent zusammen mit seinem Kollegen Jens Lehrich haben wir entdeckt, gefördert und richtig kanalisiert. Heute sind die beiden mit ihrer Firma ‚CallAComedy’ bundesweit erfolgreich, schreiben Hörfunk-Comedy a la »Baumann & Clausen«, »Der Kanzler und sein Fahrer« etc. - Moderatoren von R.SH, die ihr Volontariat in Kiel gemacht haben, sitzen heute in öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern in Chefetagen oder Führungszirkeln. Zufall? Nein.“

Das besondere ist aber, das auch immer noch Kollegen aus der Anfangszeit dem Sender die Treue halten. „Frühstücksclub-Mann Carsten Köthe, Schleswig-Holstein-Reporter Andreas Otto oder Chefkorrespondent Carsten Kock stehen für R.SH und die Hörer vertrauen darauf“, so Axel Hose, selbst seit 1987 im Funkhaus. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert, nicht nur in punkto Musik: Ging R.SH 1986 mit dem in Holland produzierten Stationsong „Neue Töne für den Norden“ und Hits von Nicki, Roger Whittaker oder Hans Harz On Air, heißt es heute „Alle Hits für Schleswig-Holstein!“. Künstler wie Melanie C, Robbie Williams und Wir sind Helden haben das Ruder übernommen.

Welche Rolle spielt R.SH für die Unternehmen im Norden? „Sicherlich müssen das die Unternehmen selbst definieren“, sagt Axel Hose. „Aber als Radiosender, der von ‚Werbung’ lebt und sich ausschließlich darüber finanziert, ist Erfolg der wichtigste Indikator. Werbung macht nur, wer spürt, dass sie etwas bewirkt. Das wir auch im 20. Jahr von R.SH nicht nur hörerzahlenmäßig, sondern auch umsatzmäßig sehr gut aufgestellt sind, belegt die richtige Position auf dem norddeutschen Markt: Gutes Produkt, gutes Programm, gutes Image, gute Ideen = gutes Umfeld für gute Geschäftsbotschaften. Die regionale Werbung aus Schleswig-Holstein hat in den vergangenen Jahren einen massiven Zuwachs zu verzeichnen. Und einer unser alten Slogans: ‚Keiner ist so von hier wie wir...’ bekommt dann einen neuen (alten) Wert: Er gilt (immer noch).“

Auch die Technik hat sich weiterentwickelt: Aus Schallplatten wurden zunächst CDs und dann nur noch Festplatten und Daten. Die gesamte Sendetechnik ist mittlerweile digitalisiert und das R.SH-Funkhaus gehört zu den modernsten Europas. Digitale Programme für zukünftige Übertragungsstandards wie DVB-H oder DMB sind im Funkhaus Wittland nicht nur längst in Planung, sondern werden bereits realisiert. „Wir setzen in der Tat Maßstäbe, die bundesweit kopiert werden. Es gibt inzwischen den Funkhaus-Tourismus in Kiel: Kommen - schauen - fragen - aufschreiben - abreisen - woanders umsetzen“, berichtet Hose.

Als Wunsch für die Zukunft bleibt Axel Hose da nur noch, auch weiterhin vorn zu sein: „Wir stellen uns auf, bevor wir aufgestellt werden. Mit diesem Motto wird R.SH hoffentlich auch noch die nächsten 20 Jahre die Nummer 1 sein.“

Bilder (von oben): Redaktionssitzung aus dem Jahr 1990; Christian Schröder mit dem R.SH-Logo; begann bei R.SH seine Karriere: Jörg Pilawa.

Fotos: © MACH3
www.rsh.de

Aus RADIOJournal 7/2006