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„Neue Chancen von Digital Radio nutzen“ - Johannes Trottberger ist Bayerns Motor der digitalen Technik

Ihn als „Hans Dampf in allen Gassen“ zu bezeichnen, ist sicherlich nicht übertrieben. Schließlich hat Johannes Trottberger, der ursprünglich aus der Elektronikbranche kommt, schon an vielen Standorten Radio und Fernsehen gemacht. Er begleitete die ersten Anfänge des privaten Lokalradios in Bayern, war bei Radio IN in Ingolstadt zuständig für Technik und Produktion und hatte eine Produktionsfirma für Audiowerbespots. Unter Gründungs-Geschäftsführer Helmut Ahrens baute er radio SAW ab 1992 als Technischer Leiter auf, nachdem ihn der damalige Beiratsvorsitzende Reinhard Köser nach Magdeburg holte. 

Der Vater von vier Söhnen trieb auch das DAB-Pilotprojekt in Sachsen-Anhalt voran und hatte gemeinsam mit Michael Richter vom Projektbüro Digitaler Rundfunk maßgeblichen Anteil daran, dass Sachsen-Anhalt noch einen Monat vor Bayern als erstes Bundesland den DAB-Regelbetrieb startete. Anschließend ging Johannes Trottberger zu radio NRW in Oberhausen, das er technisch sanierte ehe er, seinem langfristigen Wunsch entsprechend, wieder nach Bayern zurückkehrte. 

Seit 2001 betreute er bei Bayern Digital Radio den Aufbau des Bereichs Datendienste, seit Juni 2004 ist Trottberger BDR-Geschäftsführer. Viele technische Entwicklungen hat er früher als viele andere begleitet. So ist ihm das heute viel gepriesene DMB, das ja im Grunde DAB plus Video ist, bereits seit über zehn Jahren bekannt, wo es einen ersten Versuch in Sachsen-Anhalt dazu gegeben hat. Jetzt, wo es über Umwege aus Korea kommt, wird es als große Neuentdeckung gefeiert. 

Das Digital Radio DAB hält Trottberger noch immer für eine sehr ausgereifte Technik. Ihn ärgern vor allem die Probleme mit der Sendeleistung, die einen störungsfreien Indoorempfang behindern. „Ein-Kilowatt-Sender sind zu wenig, um ein Sendegebiet abzudecken, das vorher mit 100-Kilowatt-UKW-Sendern versorgt wurde. Eine Erhöhung auf bis zu 10 Kilowatt, was technisch ohne Probleme möglich ist, wogegen sich allerdings vehement die Bundeswehr sträubt, die Störungen ihrer Kanäle befürchtet, ist daher dringend geboten.“ 

In Augsburg hat Bayern Digital Radio „BMW-Radio Augsburg“ mit ins Leben gerufen, wo ein Konsortium über einen Testzeitraum von sechs Monaten ein zielgruppengerechtes Programm angeboten hatte. Wenn herkömmliche Radiosender bei der Digitalisierung nicht mitziehen, könnten die Autohersteller schnell auf die Idee kommen, eigene Programme zu starten. Ob das die jetzigen Platzhirsche wirklich wollen, dürfte zu bezweifeln sein. 

Regionale Ensembles im L-Band gibt es in Bayern in München, Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt, und testweise in Würzburg und Regensburg. Dabei werden Sendeleistungen zwischen 500 Watt und vier Kilowatt verwendet. Auch hier hält Johannes Trottberger eine Neuorientierung für sinnvoll. „Die größte Chance des L-Bands sind zielgruppengerechte DMB-Angebote, wie sie momentan bereits in vielen Städten Deutschlands so auch in München und Nürnberg on air sind. Es kommt darauf an, die Daten soweit zu reduzieren, dass ich trotzdem in guter Qualität ein bewegtes Bild darstellen kann.“ 

Als ein erfreuliches Ergebnis der erst kürzlich zu Ende gegangenen Wellenkonferenz in Genf sieht Trottberger die Zuteilung einer weiteren landesweiten Band III-Bedeckung, bei der es die langwierigen Diskussionen bezüglich einer Leistungsbegrenzung nicht mehr geben dürfte. Neben dem Kanal 12, den regionalen L-Bändern und der für DMB genutzten L-Band Maastricht-Bedeckung steht so eine ansehnliche Gesamtkapazität zur Verfügung. 

Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut arbeitet Bayern Digital Radio an den neuesten Entwicklungen, um das Potential das DAB bietet optimal nutzen zu können. „DAB / DMB ist und bleibt auch in Zukunft die flexibelste und sicherste Antwort auf zukünftige Herausforderungen denen wir uns bei der Digitalisierung des Rundfunks stellen müssen, insbesondere wenn es um mobiles Fernsehen, Radio und klassische Datendienste geht “, ist sich Johannes Trottberger sicher.

Stefan Förster
Foto: © BDR
www.bayerndigitalradio.de

Aus RADIOJournal 7/2006