Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Nur wer sich verändert, bleibt!

Das Thema des diesjährigen Bundeskongresses Bürgermedien lautete „Heimat Bürgermedien“. Unter diesem Titel sollte der Blick für spezifische Arbeitsgebiete geschärft werden, die die lokale und regionale Kultur stärken und Menschen zu Wort kommen lassen, die „ihren“ Sender als Heimat begreifen und dort einen Teil ihrer Identität finden. 

Nun ist der Begriff „Heimat“ sehr breit definiert. Laut Duden ist Heimat, „wo jemand zu Hause ist; Land, Landesteil oder Ort, in dem man geboren und aufgewachsen ist und seinen ständigen Wohnsitz hat und sich geborgen fühlt.“ Es gibt auch eine nichtgeographische Variante, wobei Heimat ein Gefühl ausdrückt, eine Hoffnung oder auch Sehnsucht. 

In Nordrhein-Westfalen gibt es seit Jahren eine sehr ausgeprägte „Bürgermedienlandschaft“. Bürgerfernsehen, Bürgerradio und Campus-Rundfunk prägen das abwechslungsreiche und vielseitige Bild. Zwar steht in der Regierungserklärung der neuen Landesregierung, dass sich die Bürgermedien nicht bewährt haben, aber ich darf beruhigen: Von einer Abschaffung spricht niemand. Das ist auch gut so, denn in der LfM weiß man die Leistungen der Bürgermedien durchaus zu schätzen. 

In einer Evaluierung, die letztes Jahr durchgeführt wurde und deren Ergebnisse uns seit kurzem vorliegen, haben wir den Bürgerfunk unter die Lupe genommen. Eine Veröffentlichung hierzu wird in Kürze erscheinen, aber ich darf vorwegnehmen: Der Bürgerfunk ist, oder vielmehr „funkt“ besser als sein Ruf. 

Sicher werden wir, und das gilt für den Bürgerfunk genauso wie für das Bürgerfernsehen, an der einen oder anderen Stellschraube drehen müssen. Es ist nun einmal so, dass in der heutigen Zeit alles und jedes auf seine Leistung hin überprüft und bewertet wird. Dies gilt auch für die Bürgermedien. In Arbeit ist in unserem Haus derzeit eine so genannte „Qualitätsoffensive Bürgermedien“. 

Ziel ist, die einzelnen Partner der Bürgermedien zusammenzuführen und deren Arbeit aufeinander abzustimmen. Hierbei soll sich jedes Netzwerk auf einen bestimmten Schwerpunkt konzentrieren. Ein Konzept hierzu wird derzeit mit den Beteiligten diskutiert, unser Haus sucht diesbezüglich ganz bewusst die Diskussion, denn es hilft niemandem, wenn wir ein Konzept umgesetzt haben wollen, aber die Beteiligten nicht mitspielen. 

Vielleicht gelingt es so, dass die Bürgermedien auch weiterhin für viele ein Stück Heimat bleiben - getreu dem Motto: Nur wer sich verändert, bleibt!

Wolfgang Hahn-Cremer
Foto: © LfM
www.lfm-nrw.de

Aus RADIOJournal 11/2005

• Wolfgang Hahn-Cremer, viele Jahre Vorsitzender der Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) und zuletzt Geschäftsführer der LfM Nova für die Vorbereitung und Durchführung des medienforum.nrw 2006 verantwortlich, ist in der Nacht zum 4. März 2006 plötzlich und unerwartet im Alter von 57 Jahren gestorben. Hahn-Cremer war von Mai 1987 bis Dezember 2005 Mitglied der Medienkommission, davon seit 1999 ihr Vorsitzender. Im Dezember 2005 hatte er die Geschäftsführung der LfM Nova übernommen. Bis Dezember 2005 war Hahn-Cremer Vorsitzender des Aufsichtsrates der Filmstiftung NRW und bis zu seinem Tode Vorsitzender des Aufsichtsrates des Europäischen Zentrums für Medienkompetenz (ecmc) sowie des Bildungszentrums Bürgermedien.