Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

SWR: Einstellung der Kurzwellenverbreitung

Der SWR beendet seine Programmverbreitung über Kurzwelle am
19. Oktober 2004. Die Programme SWR3 und SWR cont.ra, die bisher über die Frequenzen 6030 bzw. 7265 kHz verbreitet wurden, sind außerhalb des Sendegebiets weiterhin europaweit über Satellit empfangbar, ab Mitte nächsten Jahres auch im DVB-S Mode über den geplanten Hörfunktransponder der ARD. Außerdem stehen beide Programme im Internet als Livestream zur Verfügung.

Die Einstellung der Kurzwellenverbreitung erfolgt aus Kostengründen und auch im Hinblick auf neue, zwischenzeitlich eingeführte Verbreitungswege für den Hörfunk wie Satellit und Internet.

Damit endet der über 50-jährige Betrieb von zwei Kurzwellensendern im Südwesten. Bereits im September 1947 wurde in Mühlacker ein Kurzwellensender in Betrieb genommen. Auf der bis heute genutzten Frequenz 6030 kHz konnte seit 1949 das Tagesprogramm von Radio Stuttgart empfangen werden. Erst war dies nur zehn Stunden am Tag möglich, ab 1951 wurde dann ganztags gesendet. Über die Jahre änderte sich nicht nur das Programm, auch die Sendetechnik und die Antenne wurden ständig verbessert und optimiert. Zuletzt wurde das Programm über eine Antenne, die aus einem Horizontaldipol mit den Senderichtungen Nord und Süd besteht, mit einem 20 Kilowatt-Sender abgestrahlt. Der 1947 in Betrieb genommene Kurzwellensender hatte dagegen lediglich eine Ausgangsleistung von 800 Watt.

Von 1945 bis 1964 erlebte die Kurzwelle im Sendegebiet des ehemaligen SWF wechselvolle Jahre. Mehrfach wurden sowohl die Frequenz als auch der Standort des Senders verändert. Seit 1964 war die Kurzwelle dann am Sendestandort Rohrdorf (Bodenseesender) auf der Frequenz 7265 kHz zu Hause. Die Leistung des Senders erhöhte sich von anfangs 1,5 auf heute 20 Kilowatt. Neben den dadurch notwendigen Veränderungen am Sender, erfolgten im Laufe der Jahre auch diverse Veränderungen an der Antenne. Das abgestrahlte Programm wechselte seit 1945 auch immer wieder. Während anfangs ein Programm der französischen Militärregierung abgestrahlt wurde, waren später SWF 1, SWF 3 und zuletzt SWR cont.ra zu hören. Im Bild: Empfangsbestätigung (QSL-Karte, siehe oben) des Südwestfunks Baden-Baden vom 1. Januar 1983 für Kurzwellensendung auf 7265 kHz vom Sender Rohrdorf (20 kW).

Foto: © Dieter Leupold

Aus RADIOJournal 10/2004

• Der SWR auf Kurzwelle: Ein Privileg der besonderen Art gönnten sich SDR wie SWF: Neben den großen Mittelwellensendern in Mühlacker bzw. Rohrdorf baute man auch Kurzwellensender zu je 20 Kilowatt, die auf 6030 kHz das Programm von SDR 1 und auf 7265 kHz SWF 3 übertrugen. Vielleicht mochte sich der Südwestrundfunk nicht dafür entscheiden, nur eines seiner Landesprogramme mit besonders großer Reichweite auszustatten, jedenfalls läuft nun auf beiden Frequenzen das Programm von SWR3. Der Wechsel gestaltete sich eher unspektakulär: Für 7265 kHz änderte sich (technisch gesehen) nichts, auf 6030 kHz konnte man den Übergang von SDR 1 zu SWR1 Baden-Württemberg bis zum regulären Sendeschluss um 0.05 Uhr verfolgen, zur Wiederaufnahme der Kurzwellenausstrahlung (die wohl ebenfalls zum bisher üblichen Zeitpunkt, um 5.05 Uhr erfolgte) waltete der Schaltraum dann seines Amtes.
Schon im vergangenen Jahr hatten sich die Ingenieure des SWF Ersatz für ihren etwas widerspenstigen Siemens-Sender (Baujahr 1971) besorgt: Aus der stillgelegten Sendestation von Radio Bremen holte man jenen Sender nach Rohrdorf, der früher neben Radio Bremen auch SFB 2 auf 6190 kHz ausgestrahlt hatte. Nach gründlicher Überholung wurde die relativ moderne und daher energiesparende Neuerwerbung Ende letzten Jahres auf 7265 kHz wieder in Betrieb genommen. Seit einiger Zeit arbeitet auf diesem Kanal allerdings auch ein Sender des Belorussischen Rundfunks in Grodno und verursacht zum Teil erhebliche Störungen, insbesondere dadurch, dass seine Frequenz mit der des SWR-Senders nicht exakt übereinstimmt, was zu unangenehmen Schwebungseffekten führt. Ungestört ist in der Regel der Empfang des Senders in Mühlacker auf 6030 kHz, was die hellen Tagesstunden anbelangt. Dafür sind die Probleme abends um so heftiger: Die Frequenz ist nicht besonders geschützt und wird auch von anderen Stationen benutzt. Derzeit ist es der Arabischdienst der BBC, abgestrahlt über die Sendeanlagen auf der Insel Masira (Oman), der abends für Störungen sorgt, in der kommenden Wintersaison könnte es wieder die Stimme Ru
sslands sein. Besonderes „Feingefühl" bewies vor einigen Jahren die Voice of America, als sie sich diese Frequenz zur Abstrahlung ihrer Deutschsendung über die Anlagen in Gloria/Portugal (inzwischen beides Geschichte) aussuchte; die damaligen Kommentare mag das Wort „Besatzungsmacht" umreißen. Kai Ludwig (RADIOJournal 10/1998)