Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

„Alles begann in einem Wohnwagen...“
40 Jahre Manx Radio

Die Isle of Man liegt in der irischen See zwischen Irland und Großbritannien. Die Insel ist Privateigentum der britischen Krone, seit ihr letzter Besitzer, der Graf von Atholl, sie vor 200 Jahren für 70.000 Pfund an den englischen König verkaufte. So gelten auf Man eigene Gesetze, eigenes Geld. Man - hat nichts mit dem englischen Wort für Mensch zu tun, eher vielleicht mit dem keltischen Meergott Manannan. Keltisch wird auf Man nicht mehr gesprochen, der letzte Inselbewohner, der die einheimische Sprache beherrschte, starb in den siebziger Jahren.

Die besondere Rechtslage wurde früh auch als Chance für kommerziellen Rundfunk erkannt. 1959 wollte eine private Interessentengruppe einen 100-kW-Sender errichten. Da das Londoner Innenministerium aber nicht daran interessiert war, private Konkurrenz zur werbefreien BBC zu haben, blieb das Projekt hängen. Erst seit den späten neunziger Jahren bemüht sich wieder ein kommerzielles Unternehmen Isle of Man International Broadcasting um einen auf Man angesiedelten Großsender für die britischen Inseln.

Im Mai 1964 erhielt die Isle of Man Broadcasting Company die Erlaubnis zur Errichtung eines UKW-Senders. Die Gesellschaft wurde von Richard Meyer geführt, dessen International Broadcasting Company in den dreißiger Jahren über verschiedene kontinentale Mittelwellensender nach Großbritannien gesendet hatte und der dann in Moçambique tätig gewesen war. Am 5. Juni 1964 nahm der Sender den Betrieb auf und berichtete als erstes über die Tourist Trophy, das jährliche Motorradrennen. Die Programme wurden anfangs in einem Wohnwagen in Onchan, auf einem Berg bei der Hauptstadt Douglas, produziert und hatten vielleicht 2.500 Hörer und Hörerinnen. Immer noch gerne erzählt werden Geschichten von der Enge und Windanfälligkeit des Wohnmobils. 1965 fand man eine festere Bleibe und 1969 das endgültige Zuhause in der Radarschule von Douglas Head, die im Zweiten Weltkrieg eine besondere Bedeutung gehabt hatte.

Die Reichweite der UKW-Frequenz 89,0 MHz war beschränkt, so dass man schon im Oktober 1964 mit der Mittelwelle 1594 kHz experimentierte. Im Oktober wurde für einen örtlichen Juwelier auch erstmals Werbung ausgestrahlt. Werbung im Rundfunk war damals auf den britischen Inseln noch nicht möglich, sondern kam nur bei Radio Luxemburgs englischem Abend- und Nachtprogramm auf der Mittelwelle 1439 kHz und diversen Seesendern. Von 1964 bis 1968 sendete Radio Caroline North ganz aus der Nähe der Insel, und tatsächlich verlegte Daffy Don Allen nach dem gewaltsamen Ende der Seesendungen im März 1968 seine Country-Sendungen zu Manx Radio. Der zweite DJ, der zu Manx Radio kam war Paul Burnett. Erst in den siebziger Jahren gab es dann werbefinanzierte Privatsender in Großbritannien.

Ab 1965 sendete Manx Radio regelmäßig tagsüber auf 1295 kHz und in den Dämmerungsstunden auf 1594 kHz. Der für eine Sendezeit von gut zehn Stunden täglich doch recht aufwendige Wellenwechsel wurde erst mit dem Genfer Wellenplan geändert. Ab November 1978 hatte Manx Radio die heute eingesetzte Frequenz 1368 kHz. Damit wurde nicht nur eine Leistungserhöhung von 1 auf 20 Kilowatt möglich, sondern auch eine Ausweitung der Sendezeit. Mit den Jahren wurde die UKW-Versorgung der Insel ausgebaut, so dass man heute auf den UKW-Frequenzen Snaefell 89,0 - Carnane 97,2 - und Jurby 103,7 MHz sendet. 

Die Mittelwelle 1368 kHz hat seit einigen Jahrzehnten immer wieder die Funktion eines zweiten Programms übernommen. Das galt zum einen für Übertragungen aus dem Lokalparlament, für das 14-tägige Sommerprogramm zur Tourist Trophy, noch mehr aber für religiöse Sendungen. Besonders erwähnenswert ist, dass United Christian Broadcasters, das mittlerweile vier Satellitenprogramme anbietet und zeitweise auch über die Kaliningrader Mittelwelle 1386 kHz sendete, seine Anfänge über Manx Radio genommen hat.

Die Mittelwelle Foxdale 1368 kHz von Manx Radio sendet seit 2003 rund um die Uhr. Zeitweise wird die Mittelwelle von den UKW-Frequenzen abgekoppelt, sonntags zum Beispiel für religiöse Programme. 

Eine externe Untersuchung bestätigte Manx Radio 2001, dass man sich in dem engen Radiomarkt recht gut schlug. 2003 gab es eine große Kontroverse über die Positionierung der Radiosender im kleinen Radiomarkt von Man. Manx Radio beendete schließlich das am Wochenende ausgestrahlte Programmformat KiK FM. Neben Manx Radio sendet auf der Insel das private Energy FM, das die Zielgruppe der 15- bis 34-Jährigen zu erreichen sucht. Jüngst hat die Isle of Man Communications Commission eine neue UKW-Station zugelassen. Atholl Radio will bis Ende des Jahres ein musikbasiertes Programm 3FM für über 35-jährige anbieten.

Dr. Hansjörg Biener
www.manxradio.com

Aus RADIOJournal 7/2004