Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Wehmütiger Abschied von Hitradio X -
Günzburger Lokalsender stellte seinen Betrieb ein

Bevor der Saft abgedreht wurde, flossen die Tränen. Mit dem Lied „Time to say goodbye“ verabschiedeten sich am Freitag, 14. März 2003 um punkt 12 Uhr die Macher von Hitradio X in Günzburg. Die Studiomannschaft, die einen Tag vor Sendeschluss noch nichts vom plötzlichen Aus ahnte, bekam enormen Zuspruch von tausenden Hörern. Übers Internet, per Fax, am Telefon oder sogar persönlich im Studio nutzten die Fans jede Möglichkeit sich von „Ihrem“ Team zu verabschieden.

Alles begann vor 15 Monaten

Am 8. Dezember 2001 startete das Projekt „Hitradio X“. Mit dem Song „Let the music play“ von Shannon ging der lokale Radiosender mit dem Ziel ein jugendliches Publikum in den Landkreisen Günzburg und Dillingen sowie in Teilen Neu-Ulms zu erreichen auf Sendung.

Neben der lokalen Berichterstattung zeichnete sich Hitradio X auch durch das außergewöhnlich Breite Musikprogramm aus. In der ersten Medienanalyse, die bereits zwei Monate nach Sendestart veröffentlicht wurde, lag Hitradio X im Kernbereich des Sendegebietes bereits aus Platz 2 - und das ohne Etat für Marketingmaßnahmen. Hitradio X konnte somit auf einen der erfolgreichsten Sendestarts der bayerischen Lokalradiosender zurückblicken.

Mit Swen Kuboth kam die Idee „Hitradio X“ damals zu Stande und zusammen mit Michael Sprenger und Silvia Eggler bildete er das Redaktionsteam der ersten Stunde.

Ins Boot holte er sich Thommy Slivovitz, der mit seiner Sendung »Partystarter« einen enormen Hörerszuspruch erhielt. Schon allein wegen der angesagtesten Dance-, Trance- und Technomusik. Dazu kam noch Richard Roth. Der „alte Hase“ aus den ersten Stunden des Privatradios in Österreich, Südtirol und Süddeutschland war das Moderations-Aushängeschild des Senders, denn durch seine vorherigen Tätigkeiten beim Hörfunk in der Region hatte er bereits eine große Fangemeinde.

»Mister Sport« Stephan Schöttl (Bild) ergänzte das Team, bald gab es zusätzlich die Musikredaktion, lokale Brennpunkte und einige Events. Ralf-Martin Weick, ein Radio-Workaholic stieß ebenso dazu, wie im Juli 2002 dann die Volontärin Natalie Kaschuge, die auch noch als Moderatorin der Morning-Show und des Mittagsmagazins tätig war. Und ohne einen wäre der Sender wohl aufgeschmissen gewesen: Jochen Greschner. Dieser Name steht für ein breites Computerfachwissen und er programmierte neben der Homepage auch noch das wichtigste: die Sendesoftware.

»Dauerbrenner« - eine Sendung mit Kultstatus

Vor allem durch die Sendung »Dauerbrenner« kam Hitradio X in der Radioszene ins Gespräch. Und inzwischen hat diese Sendung sogar Kultstatus erreicht. Richard Roth und Swen Kuboth hatten damals die Geschichte des Privat- und Piratenradios von der ersten Stunde an passieren lassen. Und auch im Comedy-Bereich folgte Hitradio X dem Trend: Natalie Kaschuge präsentierte in „Naties Diary“ ihre ganz persönlichen Lebensabschnitte in einer Art Sex and the City-Verschnitt. Theo Trajkovski und Halil Demir alias „Grandler Karre und Freile Franz“ sorgten mit schwäbischem Genörgle für die meisten Lacher im X-Land - und das so erfolgreich, dass seit einigen Wochen sogar eine CD der Comedy erhältlich ist.

Das Aus kam überraschend

Trotz großem Einsatz des gesamten Teams kam dann Mitte März das plötzliche Aus. Die Mitarbeiter selbst erfuhren die Nachricht von der Schließung des Senders erst 19 Stunden vor der Abschaltung. Das kuriose dabei: sie mussten es auf der Internetseite der BLM lesen und erst eine Stunde später bekamen  sie dann auch von ihrem Geschäftsführer die traurige Nachricht übermittelt. Als Gründe für das Aus wird das wirtschaftliche Potential der Region, die schlechte Konjunktur und die niedrige Sendeleistung (Hitradio X hatte nur 100 Watt zur Verfügung) angegeben. Am 14. März um 12.01 Uhr war Hitradio X dann nur noch Geschichte.

Stephan Schöttl
Fotos: © Hitradio X
www.hitradiox.de

Aus RADIOJournal 4/2003

Um die Region weiter mit einem lokalen Hörfunkangebot zu versorgen, ist auf der UKW-Frequenz das Programm von Donau 3 FM aufgeschaltet worden. Am 20. Juni 2008 haben zwei ehemalige Mitarbeiter von Hitradio X 90,3 im Internet den Sender wieder zum Leben erweckt. Mit dabei ist Maximilian Krug, der bereits heute einen eigenen Radiosender in Oldenburg und Ulm führt (Hitradio MS One 88,05 & 95,5 MHz). Auf der Webseite finden die X-Fans jede Menge Infos über den Sender. Unter anderem gibt es auch viele Mitschnitte aus den letzten Sendungen.