Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Am Geburtsort des deutschen Rundfunks

Königs Wusterhausen, einst Hauptfunkstelle des kaiserlichen Heeres und Geburtsort des Deutschen Rundfunks, kann stolz auf seine Geschichte und das Wappen der Stadt sein. War doch hier am 22. Dezember 1920 das erste Weihnachtskonzert illegal von Mitarbeitern des Senders weltweit ausgestrahlt worden. 

Achtzig Jahre hat die Sendestation auf dem ehemaligen Mühlenberg ­ 1916 in Funkerberg umbenannt ­ alle Wirren und Kriege überlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier von der DDR ein reger Sendebetrieb aufrecht erhalten, der aber 1991 nach der Wende von der Telekom dann ganz abgeschaltet wurde. Doch graue Wolken zogen in den letzten Jahren langsam am Himmel auf, denn von den einst 13 Sendetürmen war nur noch einer ­ 210 Meter hoch ­ übrig geblieben, und der steht jetzt im Mittelpunkt der Diskussion.

Die Telekom, seit 1990 Besitzer der ganzen Anlage auf dem Funkerberg, sieht sich außerstande den letzten Sendemast zu erhalten. Fällig ist der TÜV und eine Renovierung, die immerhin vor Jahren schon mit rund 500.000 DM veranschlagt wurden. Alle fünf Jahre muss der Sendemast einen neuen Anstrich bekommen. Das Stadtwappen von Königs Wusterhausen zeigt immerhin noch drei Sendetürme.

Am 19. Dezember 2002 hatte die Telekom bereits in Berlin-Köpenick einen alten Sendemast sprengen lassen. Er passte nicht mehr in den Kostenplan. Karin Stöckigt, SPD- und Kulturbund-Mitglied aus Königs Wusterhausen hatte eine Idee. Wie wäre es, wenn wir eine Spendenaktion schaffen würden. 12 Euro brauche jeder Einwohner von Königs Wusterhausen nur zu zahlen und man wäre aus dem Gröbsten raus. Gesagt, getan. Anfang März wurde eine Gründungsinitiative zum Erhalt des Sendemastes gestartet, zugleich sollte auch eine Stiftung gegründet werden, die die Häuser und das Areal auf dem Funkerberg erhalten soll, denn immerhin wird der 50.000 Besucher der Anlage in diesem Jahr erwartet. 

Bürgermeister Stefan Ludwig begrüßte die Aktion und betonte, dass die Stadt Königs Wusterhausen selbst diese finanzielle Belastung nicht übernehmen könne. Sie würde sich aber an der Stiftung beteiligen.

Am 17. Mai 2003 war es dann soweit. Im Maschinensaal des Hauses 1 des Sendegebäudes Funkerberg wurde die Stiftung gegründet. Es war eine feierliche Zeremonie, an der viele Vertreter öffentliche Institutionen teilnahmen. Die Stadt Königs Wusterhausen beteiligte sich mit 10.000 Euro. Aber auch viele Privatspender waren anwesend, so dass das Gründungskapital von 25.000 Euro voll gezeichnet wurde. Abgerundet wurde die Feier durch ein Konzert der Schüler der Musikschule Seeliger aus Wildau.

Jetzt wurde die Stiftung amtlich bestätigt und Udo Effert, der dem Kuratorium vorsteht, meinte nach der Veranstaltung: Der erste Schritt zur Erhaltung dieses einmaligen historischen Rundfunk-Denkmals ist getan.

Heribert Wüstenberg
Foto: © Heribert Wüstenberg
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Aus RADIOJournal 11/2003