Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Deutschlandradio mit neuem Langwellensender

Anfang März 1999 wurde für das Deutschlandradio Berlin [heute Deutschlandradio Kultur] in Zehlendorf bei Oranienburg auf 177 kHz ein neuer, 500 Kilowatt starker Sender in Betrieb genommen. Damit wird nun eine Langwelle mit moderner Technik betrieben, deren Tradition bis zu den »Sonntagskonzerten« zurückreicht, die aus Königs Wusterhausen ab 1920 ausgestrahlt wurden. Ab 1926 liefen die Langwellensendungen dann offiziell unter dem Titel „Deutschlandsender”, von 1927 an aus dem südlich von Königs Wusterhausen gelegenen Zeesen. 

1939 wurde in Herzberg/Elster ein Großsender mit einer Leistung von 500 Kilowatt in Betrieb genommen. Nach ganzen sechs Jahren war die Geschichte dieses Sendestandortes dann wieder vorbei, am 19. April 1945 wurde die Anlage durch einen Bombentreffer mitten in den Sendesaal zerstört. Heute erinnern nur noch die an der Bundesstraße 87 Leipzig – Frankfurt (Oder) gelegene kleine Wohnsiedlung „Am Sender” und einige Fundamentreste in den „Senderwiesen” an die rundfunktechnische Vergangenheit des Ortes. 

Als Ersatz für den zerstörten Sender Herzberg wurde zunächst von der Firma Telefunken ein 100 Kilowatt starker Sender in Königs Wusterhausen installiert. Er ist noch heute [1999] vorhanden und wird bei Arbeiten an anderen Stationen eingesetzt, hauptsächlich für das Deutschlandradio auf 177 kHz, jedoch auch schon bei Generalüberholungen der Antennenanlagen in Burg und Donebach vor einigen Jahren für Radioropa auf 261 kHz und im vergangenen Jahr für den Deutschlandfunk auf 153 kHz. 

1956 begann dann der Bau des heutigen Senders in Zehlendorf, gut 10 km östlich von Oranienburg. Installiert wurde eine vom Funkwerk Köpenick gefertigte Sendeanlage aus drei Blöcken zu je 250 Kilowatt, die zusammen die für damalige Verhältnisse recht beachtliche Trägerleistung von 750 Kilowatt lieferten. Anfang der 70er Jahre wurde der „Deutschlandsender” auf Geheiß Erich Honeckers in „Stimme der DDR” umbenannt. Aufgrund ihrer großen Reichweite diente die Zehlendorfer Langwelle auch für verschiedene Sonderzwecke. Für die Schiffahrt wurden Seewetterberichte und Grußsendungen ausgestrahlt, darüber hinaus nutzte man den Sender auch für Datenübertragungen in Phasenmodulation, zu deren störungsfreier Abwicklung der übertragene Tonfrequenzbereich auf 200...4500 Hz beschränkt wurde, was für den typischen, ausgesprochen blechernen Klang auf 177 kHz sorgte. 

Anderer Art war ein Sondereinsatz in den Jahren 1981/82: Unter konspirativen Umständen wurden in einer abgeschirmten Baracke auf dem Rundfunkgelände in der Berliner Nalepastraße polnischsprachige Sendungen produziert und auf der Zehlendorfer Langwelle abgestrahlt.

1990 wurde die „Stimme der DDR” wieder zurückbenannt und kurz darauf mit dem bisherigen Radio DDR 2 zum „Deutschlandsender-Kultur” vereinigt. Mit dem Ende der „Einrichtung nach Artikel 36 des Einigungsvertrages” schien auch das Ende für 177 kHz gekommen zu sein, jedoch wurde der Langwellenbetrieb dann doch mit auf 250 Kilowatt reduzierter Leistung fortgesetzt.

Zum Jahresbeginn 1994 ging DS Kultur mit RIAS Berlin im neuen DeutschlandRadio Berlin auf, das sämtliche Frequenzen dieser beiden Programme übernahm, einschließlich der auf ihnen verbreiteten Sonderprogramme, zu denen im Falle 177 kHz seit 1991 auch das inzwischen legendäre »DX-Aktuell« von Wolfram Heß gehörte – nur für wenige Monate, wie sich alsbald erweisen sollte. Im Bild: Langwellensender TRAM/P 500 L (500 kW) von TRANSRADIO in Zehlendorf. Bild oben: Langwellenantenne in Zehlendorf (360 Meter).

Auch über dem 360 Meter hohen Gittermast in der Zehlendorfer Heide schienen sich düstere Wolken zusammenzuballen: Die Sendeleistung auf 177 kHz wurde weiter auf ganze 100 Kilowatt reduziert, ironischerweise geschah dies „öffentlichkeitswirksam”, als gerade die 191. und zugleich letzte Ausgabe von »DX-Aktuell« lief.

Inzwischen hat sich das Blatt jedoch wieder zugunsten der Langwelle gewendet, die Sendeleistung wurde auf 500 Kilowatt hochgefahren. Mit der neuen Sendeanlage dürfte die Zukunft der „Deutschlandsender”-Langwelle gesichert sein.

Kai Ludwig
Fotos: © TRANSRADIO
www.transradio.de

Aus RADIOJournal 4/1999

• TRANSRADIO [ehemalige TELEFUNKEN SenderSysteme Berlin AG] hat in Zusammenarbeit mit der T-Systems Media&Broadcast GmbH am 27. Juli 2006 den weltweit ersten Langwellen-Hochleistungssender im DRM-Mode in Betrieb genommen. Erstmals ist es gelungen, eine DRM-Aussendung auf Langwelle zu realisieren, die vollständig die Anforderungen an die spektrale Reinheit nach ETSI EN 302 245-1 und ITU SM.1541 einhält. Der Sender, ein TRAM/P 500 L, wurde im Jahre 1999 von der TELEFUNKEN Sendertechnik GmbH in Zehlendorf bei Oranienburg installiert. Auf der Langwelle 177 kHz wird das Programm Deutschlandradio Kultur gesendet. (Presseinformation TRANSRADIO)