Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Radio France Alsace -
»Do sen’r d’heim«
(Da sind wir zuhause)

In der „dunklen” Jahreszeit lohnt sich auch tagsüber der Dreh am Radio-Abstimmknopf über die Mittelwelle, weil nun die Empfangsbedingungen auf diesem Band besser als im hellen Sommer sind.

So kann man montags bis freitags von 13.00 bis 18.00 Uhr auf 1278 kHz ein buntes Programm in Deutsch, Französisch und einer dritten Sprache hören - es handelt sich um Elsässisch, eine alemannische Mundart, die man im Elsass spricht.

Das Elsass umfasst die linksrheinische Tiefebene vom Fluss Lauter an der deutsch-französischen Grenze bis zum Hügelland des Sundgaues an der französisch-schweizerischen Grenze, einen Teil der Vogesen sowie das sich nördlich anschließende Hügelland bis zur Saar. Zur Zeit der Völkerwanderung besiedelten Alemannen diese Landschaft - daher die alemannische Mundart.

Die Alemannen sind ein germanischer Stamm, der sich im 3. nachchristlichen Jahrhundert nachweisen lässt. Im ursprünglichen Siedlungsgebiet an der mittleren Elbe zählten sie zu den Sueben. 259/260 drangen die Alemannen über den römischen Limes in den südwestdeutschen Raum ein und siedelten zwischen Lech und Vogesen. Im 6. Jahrhundert wurden sie von den Franken unterworfen. Ihr Siedlungsgebiet wurde zum Herzogtum Schwaben - dessen alter Name „Suevia” erinnert an die Herkunft der Alemannen. Das französische Wort „Allemagne” für Deutschland leitet sich vom Stammesnamen der Alemannen ab.

Das Elsass hat bis 1648 - Straßburg noch länger - die Geschicke des Deutschen Reiches seit dem 10. Jahrhundert geteilt, kam dann zu Frankreich, war nach dem Krieg von 1871 bis 1918 Deutsch und ist seither - abgesehen von der hitlerischen Besatzung von 1940 bis 1945 - wieder Französisch. Das häufige Hin und Her hat die Elsässer geistig und kulturell unabhängig, ja sogar zeitweilig widerborstig gemacht. Sie bleiben ihrer Mundart, ihren Traditionen und Bräuchen und ihrer unvergleichbaren Küche treu. Diese Küche, die abwechslungsreiche Landschaft und die reichen Kulturdenkmäler locken viele Ausflügler, Wanderer und im Winter Skifahrer an. Immerhin ist der Grand Ballon als höchster Berg 1424 Meter hoch. Die elsässischen Wein- und Kirchenpatronatsfeste sorgen für Abwechslung im grauen Alltag rund um den Kalender; Märkte und Umzüge widerspiegeln das pralle Leben.

Bei der Station auf Mittelwelle 1278 kHz handelt es sich um "Radio France Alsace" [heute Radio France 3 - Region Alsace]. Begründet im Jahre 1983, ist Radio France Alsace (=RFA) eines der 39 Lokalradios des Sendernetzes von Radio France. 

In Straßburg und Mülhausen horcht eine professionelle Mannschaft von Journalisten, Unterhaltern, Technikern und Verwaltungsangestellten auf Nachrichten der Region, um das Publikum zu unterrichten, zu unterhalten, zu zerstreuen und um dabei zu helfen, das Elsass mit Leben zu erfüllen. 1995 hat Radio France Alsace zum ersten Mal in seiner Geschichte die Grenze von 100.000 täglichen Hörern überschritten. In drei Jahren seit 1992 verdoppelte sich die Hörerschaft. Wenn im Elsass drei Leute Radio hören, so hat einer davon eine öffentlich-rechtliche Station eingestellt.

RFA produziert zwei Programme: zum einen das Programm auf UKW, das fast ausschließlich auf Französisch sendet, mit den Frequenzen Straßburg 101,4 MHz; Colmar und Mülhausen 102,6 MHz sowie etlichen Füllsendern. Das zweite Programm sendet auf Hochdeutsch, Elsässisch und in geringem Umfang auf Französisch.

Einmal im Monat, sonntags von 13.07 bis 14.00 Uhr, strahlte man seinerzeit eine Kooperation mit dem SWF Studio Freiburg/Breisgau, SDR Studio Karlsruhe und Radio DRS Studio Basel aus - unter dem Motto »Drei Länder, ein Thema«. Die Ausstrahlung erfolgte simultan auf der Mittelwelle von RFA und auf den Frequenzen von SWF Radio Breisgau.

Karl Michael Gierich
Aus RADIOJournal 1/1998

• Auf eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein setzen der Südwestfunk und der französische Sender Radio France Alsace. Seit dem 8. Juli 1993 schalten sich jeweils donnerstags um 17.45 Uhr »d’Mettelwella« (1278 kHz) von Radio France Alsace und „S4 Radio Breisgau“ vom Südwestfunk Freiburg zusammen zu der gemeinsamen Sendung »Was isch los am Wucheend«: In beiden Studios geben die Moderatoren Wochenendtipps für Veranstaltungsbesuche und Ausflüge in den Regionen links und rechts des Oberrheins. (RADIOJournal 8/1993)