1997: Radio Bremen: 50 Jahren »Hafenkonzert«

Radio Bremen: 50 Jahren »Hafenkonzert«

Am 25. Mai 1947, Pfingstsonntag, sagte Paul Dieter Kümpfer von Bord des Liberty-Schiffes "Princeton Victory" das erste »Hafenkonzert« an. Damit nahm Radio Bremen eine alte, in die 20er Jahre zurückreichende Tradition wieder auf, denn damals gab es schon Konzerte aus den Häfen Bremerhavens und Bremens im Programm der NORAG, einem Vorläufer von NDR und Radio Bremen.

Von diesem Zeitpunkt an wurde regelmäßig alle 14 Tage live gesendet und so feierte das »Hafenkonzert« am 18. Mai 1997, wiederum am Pfingstsonntag, seinen 50. Geburtstag mit der Ausgabe 1181 und dürfte damit eine der ältesten, wenn nicht die älteste, Live-Sendung in Deutschland sein.

Das Grundkonzept hat sich in all den Jahren kaum verändert, was aber nicht heißt, dass das »Hafenkonzert« in Nostalgie verharrt und sich neuen Hörgewohnheiten und gesellschaftlichen Entwicklungen entzieht. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Seehäfen Bremen und Bremerhaven, die Städte und Gemeinden sowie die Küstenregion des niedersächsischen Umlandes liefern immer wieder den aktuellen Stoff, das aus Gesangs- und Instrumentalsolisten, Gruppen, Shanty-Chören und natürlich dem "Norddeutschen Blasorchester" und der Big Band "Bremer Stadtmusikanten" besteht.

Vom traditionellen Marsch über das Volkslied, deutschen Schlagern, Medleys internationaler Folklore, konzertanter Blasmusik bis hin zum Happy-Sound und zeitgemäßen Big Band-Arrangements internationaler Standards von Swing bis Populär, bietet diese Live-Sendung eine bunte musikalische Palette. Sie findet nach wie vor großes Interesse bei den Hörerinnen und Hörern von Radio Bremen und erfreut sich, auch nach so vielen Jahren, ungebrochener Akzeptanz und Beliebtheit. Das wird auch immer wieder deutlich an den vielen Gästen, die die Veranstaltungsorte besuchen, um direkt mit dabei zu sein und "Radio zum Anfassen" zu erleben.

Das »Hafenkonzert« war in seiner Geschichte in vielen Häfen, auf Leuchttürmen, Bohrinseln und Schiffswerften Norddeutschlands zu Gast. Und am Bug der Schiffe, die Radio Bremen mit dieser Sendung besuchte, standen klangvolle Namen wie "Bremen", "Gripsholm", "United States", "Arosa Sky", "Prinz Hamlet" und "Europa". Höhepunkte waren zum Beispiel im Jahr 1959 die Übertragung von Bord der "Bremen" aus dem New Yorker Hafen; 1962 die Sendung von der zur See fahrenden "United States" zwischen Southampton und Bremerhaven; 1960 die Übertragung von der "Seven Seas" aus Andalsnes; 1963 von der "Berlin" aus Montreal und 1995 von der vor der marokkanischen Küste befindlichen "Europa". Schauplätze waren aber auch See- und Binnenhäfen wie Zeebrügge, Casablanca, Valencia, Genua, Harwich, Turku, La Lima, Wien, Danzig, Amsterdam,
Oslo usw.

Aus RADIOJournal 6/1997

• Das »Hafenkonzert« wurde jeden Sonntag von 8.05 bis 10.00 Uhr live auf Bremen Eins ausgestrahlt. Moderator war Günther Meyer.

Hafenkonzert sagt Farewell

Radio Bremens älteste Hörfunksendung ging am Sonntag, 27. Oktober, auf seine letzte Fahrt. Das Hafenkonzert auf Bremen Eins verabschiedete sich in einer Live-Sendung aus dem Fährhaus in Farge von den Hörerinnen und Hörern mit viel Musik. Mit dabei waren traditionell die Big Band “Bremer Stadtmusikanten” unter der Leitung von Prof. Harry Schmadtke, Thomas Zimmermann und seine Rhythmusgruppe sowie das Otto Groote Ensemble und als besonderen musikalischen Gast begrüßte Günther Meyer Jens Sörensen.

Günther Meyer, der redaktionelle Leiter und Moderator des Hafenkonzertes verließ mit dieser Sendung die Kommandobrücke an Bord und ging in den Ruhestand. “185 Sendungen habe ich moderiert mit Themen von und für die Küste und mit Musik, die den Duft der weiten Welt transportiert. Viele Menschen habe ich kennengelernt, viele interessante Einblicke erhalten und manche Freundschaft geschlossen. Vor allem möchte ich aber meiner professionellen Crew in dieser letzten Sendung ein Dankeschön sagen.”

Dem Dank für die hervorragenden Leistungen und das langjährige Engagement der vielen Mitwirkenden des Hafenkonzertes schlossen sich auch Radio Bremen-Programmdirektor Jan Weyrauch und Bremen Eins-Programmleiter Peter Welfers an. “Radio Bremen hat den Ruhestand von Günther Meyer zum Anlass genommen, jetzt eine Zäsur zu machen und die Ära dieser Traditionssendung endgültig zu beenden”, sagte Peter Welfers und fügte hinzu: “Es waren die Kosten und der Spardruck, die uns in den vergangenen Jahren dazu gezwungen haben, die Zahl der Hafenkonzerte immer weiter zu reduzieren. Und es ist die nach wie vor prekäre finanzielle Situation Radio Bremens, die zu dieser schweren Entscheidung geführt hat.”

(Aus RADIOJournal 9-10/2013)