Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Holland FM sendet legal vom Schiff

Am 1. August bestand der niederländische Privatsender Holland FM drei Jahre. Das Geburtstagsgeschenk an seine Hörer lief allerdings erst mit knapp dreiwöchiger Verspätung ein: die M.V. "Communicator" aus Portugal - sie bescherte den Radiofans seit Mitte September den einzigen sich in Betrieb befindenden Seesender Europas, und das völlig legal. Jeder, auch in Deutschland, kann Holland FM seitdem gut über Mittelwelle oder Satellit hören.

Am 21. Januar 1994 wurden Holland FM überraschend mehrere Mittelwellen-Lizenzen zugestanden. Bereits im Februar fiel die Entscheidung, die 1224 kHz als stärkste Mittelwellenfrequenz von einem Schiff aus einzusetzen. Nach kurzer Suche entschied man sich dafür, die "Communicator" (früher "Radio Laser") zu kaufen. Sie lag seit 1989 in Lissabon und gehörte unter anderem Fred Bolland, der sämtliche Seesenderprojekte früher zusammen mit Nico Volker betrieben hatte. Nach einer Schleppfahrt von sechs Tagen lief das Schiff am 17. August in den Hafen von Ijmuiden ein.

Schon einen Tag nach der Ankunft in Holland kam ein neuer 25 Kilowatt-Mittelwellensender an Bord. Das Eröffnungsprogramm am geschichtsträchtigen 31. August (an dem Tag wurden vor 20 Jahren in den Niederlanden die populären Piratensender verboten) moderierte Joost den Draayer (Hollands erster Radio-DJ), Ex-"Veronica"-Direktor Bull Verweij läutete zur Einweihung die Schiffsglocke, welche die Aufschrift trägt: "Radio Veronica" 21. April 1960 bis 31. August 1974, "Holland FM" 15. September 1994 bis... Ex-Veronica Programmdirektor Rob Out erinnerte an seine vor 20 Jahren gesprochenen letzten Worte: "Mit dem Ende von 'Veronica' starb auch ein Teil der Demokratie in den Niederlanden, und das tut mir leid, für die Niederlande".

Foto: © Archiv Hans Knot

Aus RADIOJournal 10/1994

• Stürmische Zeiten: Kaum von seinem neuen Ankerplatz auf dem Ijsselmeer sendend, musste das neue Holland FM-Sendeschiff "Communicator" schon die ersten schweren Winterstürme über sich ergehen  lassen, die dem "Pott" schwer zugesetzt haben. Besonders kritisch war die Situation in der Neujahrsnacht sowie noch am darauffolgenden Tag. Die "Communicator" wurde vom Steg, an dem sie befestigt war, weggedrückt, was dazu führte, dass die sich an Bord befindenden Besatzungsmitglieder zweitweilig keine Chance mehr hatten, an Land zu gehen. Zu allem Übel fielen dann auch noch Sender und Generator aus, so dass das Schiff über einen längeren Zeitraum ohne Strom war. Vom stark schwankenden 58-Meter-Sendemast, der zum Glück nicht brach, fielen ständig große Eisbrocken auf das Deck und gefährdeten das Leben der Mannschaft. (RADIOJournal 2/1995)

• Die Mittelwellenfrequenz 1224 kHz vom Sender des Schiffes „Communicator” im Ijsselmeer wurde an Q-RADIO vermietet. Dabei steht Q für Kwaliteit, ein journalistisch engagiertes Programm, das bisher nur im Kabel ausgestrahlt wurde. ARROW CLASSIC ROCK sendet nonstop auf 828 kHz aus Rotterdam; der Mittelwellensender kann auch im Westen Deutschlands gehört werden. (RADIOJournal 6/1998)

• Neuer Platz für MV Communicator: Am 14. Oktober erhielt das Schiff MV Communicator einen neuen Ankerplatz im Pampushafen bei Amsterdam vor der niederländischen Küste. Die MV Communicator war in den 80er Jahren das Sendeschiff des Seepiraten „Laser 558” bzw. „Laser Hot Hits”. Bis 1997 nutze die Privatstation „Veronica Hot Hits” das Schiff als originellen Produktionsort für seine Programme. Gleichzeitig mit dem Umzug wird die Communicator in das Eigentum des Senders „QFM” (auch auf MW 1224 kHz zu hören) übergehen. (RADIOJournal 11/1998)