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BR-Senderstation Grünten modernisiert

Wächter des Allgäu wird der Grünten genannt, jener 1704 Meter hohe Berg bei Sonthofen, den sich der Bayerische Rundfunk (BR) wegen seiner günstigen Lage schon vor über vierzig Jahren als Senderstandort ausgesucht hat. Bei klarem Wetter bietet der Grünten freie Sicht bis Neu-Ulm und Augsburg, und so gelangen auch die Hörfunk- und Fernsehprogramme von dort aus ungehindert ins Allgäu, zum Bodensee, in die Schwäbische Alb und fast bis zur Donau.

Am 12. Juli 1994 schloss der BR eine umfangreiche Modernisierung der Sendestation Grünten mit der offiziellen Inbetriebnahme durch den [damaligen] BR-Intendanten Prof. Albert Scharf ab. Erneuert wurden nicht nur die UKW-Senderanlagen. Auch das Gebäude musste zur Vergrößerung der Stellfläche umgebaut werden. Die neuen UKW-Sender kamen mit allen erforderlichen Zusatztechniken in einen Anbau. Damit wurde der gestiegene Platzbedarf erfüllt, den die Erweiterung des UKW-Programmangebots und die Einführung zusätzlicher Techniken ausgelöst hatten.

Zur technischen Ausstattung des Neubaus gehören eine umfangreiche Niederspannungsverteilung, Senderweichen, Kunstantennen, die Lüftungsanlage im Erdgeschoss sowie die UKW-Sender und die Signal- und Überwachungsstelle.

In der zweiten Phase des Umbaus am Grünten wurde der Altbau mit den Aufenthaltsräumen, der Küche und den Übernachtungsräumen für das Senderpersonal saniert. Denn auch an dieser Station sorgen die BR-Sendertechniker rund um die Uhr für einen störungsfreien Rundfunkempfang.

Am Grünten, dem zweithöchsten Senderstandort des BR, begann schon im Jahr 1951 das UKW-Zeitalter mit dem Programm Bayern 2. Für das Erste Deutsche Fernsehen hat der BR dort fünf Jahre später einen Sender errichtet. Vorher musste das Sendergebäude erstmals erweitert, aber auch das Problem gelöst werden, wie man die dafür nötigen Bauteile zum Gipfel bringt: Es wurde eine rundfunkeigene Material-Seilbahn gebaut, die mit einer Länge von 1,4 Kilometern einen Höhenunterschied von 628 Meter überwindet.

Das Programm Bayern 1 (90,7 MHz) wird vom Grünten seit 1964 über UKW in Stereo gesendet, ein Jahr später kam Bayern 3 (95,8 MHz) dazu. Bayern 4 Klassik (101,0 MHz) verbreitet der Grünten seit 1982 und den Informationskanal B5 aktuell seit 1991 auf 106,9 MHz.

Als Untermieter des BR nutzen bereits seit dreißig Jahren die Deutsche Telekom und der Südwestfunk [jetzt Südwestrundfunk / SWR] die günstige Lage des Grünten zur Programmausstrahlung, wobei die Sender des SWR vom BR-Personal mitbetreut werden.

Waren die ersten UKW-Sendeantennen auf einem 38 Meter hohen, freistehenden Stahlgitterturm montiert, musste für das Fernsehen bereits auf 52 Meter erhöht werden. Heute [1994] misst der Antennenträger einschließlich der aufgesetzten Antenne 92 Meter. Häufige Umbauten an den Antennenanlagen sorgen dafür, dass diese sich stets auf dem neuesten Stand der Technik befinden, zumal sie am Standort Grünten besonders stark der Witterung ausgesetzt sind. Mit den Investitionen in seine Senderstandorte macht der BR deutlich, dass die Verteilung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen auch im Zeitalter der Kabel- und Satellitentechnik ohne ein terrestrisches Sendernetz nicht vorstellbar ist. So haben 85 Prozent der Radiohörer bei einer Umfrage angegeben, dass sie ihre Programme mit der radioeigenen Antenne terrestrisch empfangen.

Bei der Modernisierung des Grünten hat man beim BR deshalb auch schon den Platzbedarf für künftige Techniken berücksichtigt: für DAB, den terrestrischen digitalen Hörfunk.

BR-Info 8/1994
Foto: © BR

Aus RADIOJournal 8/1994

• Digital Radio (DAB) ist bereits seit Oktober 1999 vom Sender Grünten empfangbar. DVB-T wird voraussichtlich Ende des Jahres 2007 am Sender Grünten (gemeinsam mit weiteren Sendern) gestartet. Weitere Informationen: www.br-online.de/digitalradio