Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

40 Jahre Studio Flensburg

Ein roter Backstein-Pavillon, ausgestattet mit kostbarem Birkenholz-Mobiliar und modernster Technik. Stolz eröffnet der Generalintendant des Nordwestdeutschen Rundfunks, Dr. Adolf Grimme, das erste Regionalstudio des NWDR. Das war am 12. November 1950. Unter den 1.400 Gästen waren der damalige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Walter Bartram, und der Maler Emil Nolde. "An die Herzen und an die Hirne" auch "außerhalb Schleswig-Holsteins heranzukommen", so NWDR-Chef Grimme, dazu solle von nun an dieses Studio im Grenzland zu Dänemark dienen.

Sechs Monate später, am 15. Mai 1951, ging die erste Sendung des Studios Flensburg über den Äther. Ihr Titel: »Von Binnenland und Waterkant«. Studioleiter Thomas Viktor Adolph hatte eine Regionalsendung geschaffen, die heute noch lebendig ist und nun ihr 40-jähriges Jubiläum feiert. Themen der Berichterstattung damals nach dem Krieg waren die Probleme mit den Flüchtlingen und Vertriebenen. Auch die Aussöhnung mit Dänemark bewegte nicht nur hoch im Norden die Menschen.

Von Flensburg aus ging es mit dem Ü-Wagen durch das Land zwischen Ost- und Nordsee. Reporter wie Hermann Rockmann und Werner Buttstädt sowie die markanten Stimmen von Heinz Holland und Irmgard Harder prägten das Programm.

Als Mitte der sechziger Jahre der NDR beschloss, ein zentrales Funkhaus für Schleswig-Holstein in Kiel aufzubauen, wurde Rolf Heinrich Wecken Studioleiter in Flensburg - für mehr als 20 Jahre. Heute [1991] leitet Peter Axmann das mit zehn Mitarbeitern größte der vier NDR-Regionalstudios. Seine Bedeutung für die Region und als "das Ohr zu Dänemark" hat es bis heute nicht verloren.

Noch länger als die Tradition des Studios ist die der Sendestation Flensburg. Die erste Anlage entstand bereits 1928 nahe Flensburg. Zwei 60 Meter hohe Holztürme waren ihr Wahrzeichen. Betreiber war die NORAG. Damals lieferte der Reichssender Hamburg das Programm. Als im Mai 1945 der Rundfunk in Hamburg verstummte, wurden von der Sendestation Flensburg die letzten Durchhalte-Appelle und schließlich die Kapitulationserklärung übertragen. Dann wurde sie stillgelegt. Ein Jahr später nahm sie den Betrieb wieder auf, zunächst als Militärsender, ab 1948 dann als Sendestation des NWDR. 1957 wurde der 105 Meter hohe "Bleistift", ein neuer Mast, errichtet. Seit 1990 gibt es ihn nicht mehr. Vom alten Mast heruntergefallene Eisbrocken waren im Winter für Anwohner eine Gefahr. 1988 begann eine neue Sendestation am Standort Trögelsbyhof/Fuchsberg, die NDR-Fernseh- und Hörfunkprogramme auszustrahlen. Im Bild: Sender Flensburg 1949; oben: Sender Flensburg 1935 (Holzturm, Stahlrohrmast).

Sehr akurat, von Hand geschrieben wurde im Besetzungsbuch des Flensburger Stadttheaters 1937 bis 1947 jede Rolle einer jeden Inszenierung verzeichnet. Ein NDR-Mitarbeiter entdeckte die historisch wertvolle Antiquität auf einem Hamburger Flohmarkt. Aus Anlass des 40. Jubiläums des beliebten Kultur- und Heimatmagazins der Welle Nord »Von Binnenland und Waterkant«, überreichte Redaktionsleiter Ernst Christ dem Flensburger Stadtpräsidenten dieses Besetzungsbuch. Nach Einschätzung von Mitarbeitern des Flensburger Stadtarchivs handelt es sich bei diesem Buch um eine besonders wertvolle historische Quelle, die damit noch rechtzeitig vor dem 100. Jubiläum des Flensburger Theaters in die Fördestadt zurückkehrte.

Am 25. Mai 1991 feierte das Studio Flensburg mit allen Besuchern seinen 40. Geburtstag. Es gab Führungen, Informationen und Sondersendungen; Hörfunk- und Fernseh-Ü-Wagen konnten besichtigt werden. Klaus Ahrens und Fritz Köhler produzierten ihre beliebten Sendungen »Guten Abend« und »Die volkstümliche Hitparade«. Das Schleswig-Holstein Magazin bot ein buntes Spielprogramm.

Fotos: © NDR
www.wellenord.de

Aus Radio-Skala 7/1991

• Das Studio Flensburg ist in der Berichterstattung für die Bereiche Nordfriesland und Schleswig/Flensburg sowie für das dänische Grenzland zuständig. Die Hörfunkberichterstattung für NDR 1 Welle Nord wird durch tägliche subregionale Leisten geprägt. Die Hörerschaft wird auf den Frequenzen 89,9 MHz (Flensburg) und 90,9 MHz (Sylt) mit Tipps aus der Region, Meldungen, O-Tönen und Wetterdaten versorgt. Ein Fernseh-Korrespondent, zwei Hörfunk-Korrespondenten sowie ein Stamm fester freier Mitarbeiter sind für die NDR 1 Welle Nord und das Schleswig-Holstein Magazin zuständig. Der heutige Sender Flensburg des NDR befindet sich im Ortsteil Engelsby (Fuchsberg). Er verwendet als Antennenträger einen 215 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkmast und trägt als Sendeantenne für Mittelwelle eine Reusenantenne. Die Leistung des Mittelwellensenders auf 702 kHz beträgt 7,5 Kilowatt. MDR Info strahlt über die Mittelwelle Flensburg (und Hamburg 972 kHz) um 0.05, 8.30 und 22.05 Uhr den Seewetterbericht aus. Außerdem kommen vom Sender Flensburg auf UKW die Hörfunkprogramme NDR 2, NDR Kultur, NDR Info und N-JOY. Seit dem Start von DVB-T werden von hier auch drei öffentlich-rechtliche TV-Bouquets abgestrahlt: NDR-Bouquet 1 (Kanal 47/50 kW), NDR-Bouquet 2 (Kanal 39/50 kW) und ZDF mobil-Bouquet (Kanal 21/50 kW).