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Sender Langenberg beendet Probebetrieb

Wiblingwerde, Hückeswagen und Fröndenberg - drei Orte in Nordrhein-Westfalen, die der WDR seit einigen Wochen mit einem besseren Empfang von Fernseh- und Hörfunkprogrammen versorgt. Vom märkischen Kreis übers Bergische Land bis über Dortmund hinaus erstreckt sich das Sendegebiet von Langenberg und dessen neuer 300er Mast läuft seit Anfang Dezember 1989 im Probebetrieb. "Und zwar einwandfrei", wie Peter Bastgen, Vorhabenleiter in der Senderbetriebstechnik des WDR, berichtet.

Aus luftiger Höhe strahlt der neue Gittermast nicht nur die ARD, sondern auch die vier Radiowellen des WDR ab sowie BFBS (British Forces Broadcasting Service). Seit März 1990 soll über eine in der Bundesrepublik erstmals eingesetzte Reusenantenne außerdem die sogenannte "Tagesmittelwelle" über 720 kHz laufen.

Während die nachts in ganz Europa zu empfangende Mittelwelle über 1593 kHz auch in Zukunft vom 160 Meter hohen Rommelmast abgeht, ereilte den überflüssig gewordenen Fernsehmast Anfang Februar das Schicksal: Stück für Stück wurde die 210 Meter hohe stählerne Bohnenstange abgebaut.

Besser geworden ist der Empfang allerdings nicht nur in der bisher durch Höhenzüge abgeschatteten Provinz. Auch durch Hochhäuser geplagte Zuschauer und Hörer in den rechtsrheinischen Gebieten der Großstädte Köln und Düsseldorf brauchen endlich nicht mehr in die flimmernde Röhre schauen oder rauschende Radioklänge hinzunehmen. "Beim Fernsehen konnten wir die Eingangsspannung mehr als verdoppeln und beim Hörfunk die Störabstände zu anderen Sendern vergrößern", erklärt Planungsingenieur Winfried Plöger dieses Phänomen. Nur bei einigen Zuschauern war der Empfang nicht auf Anhieb optimal; deren empfindliche Antennen mussten zunächst auf den höheren Pegel eingestellt werden.

Erstaunt waren die Fachleute in der Senderbetriebstechnik des WDR übrigens nicht über die guten Ergebnisse der Feldstärkemessungen. "Alles so wie berechnet", meldet Winfried Plöger nicht ohne Stolz. Das Geheimnis der Experten im Kölner Archivhaus: seit 1988 verfügt der WDR über die Geländedaten des Landes Nordrhein-Westfalen. In einem Rechner ist damit praktisch das Profil des ganzen Landes abgespeichert - "alle 50 Meter ein Punkt, da kommt bei 34.000 Quadratkilometern einiges zusammen", erklärt der Ingenieur. Im Bild: Antenne Rommel (170 Meter, Mittelwelle 720 kHz); oben: Antenne Hordt (301 Meter; Mittelwelle 1593 kHz DRM-Testbetrieb) 2006.

300 Meter musste der Mast in Langenberg demnach werden, um mit seinen elektromagnetischen Wellen abschirmende Höhen zu "überspringen". "Freie Sicht", so nennen es die Experten, besteht nun zwischen jeder einzelnen Teilnehmerantenne im Land und der "Senderstadt" am Rand des Ruhrgebiets.

Offiziell in Betrieb genommen wird der neue Riese an einem historischen Datum: Ende April 1990 wird seit 40 Jahren von Langenberg die Ultrakurzwelle abgestrahlt. 

Text WDR Print 2/1990
Fotos: © transradio
www.transradio.de

Aus Radio-Skala 2/1990

• Bereits im Januar 1927 ging der erste große Rundfunksender auf dem 245 Meter hohen Hordtberg in Langenberg auf Sendung. Das Kernstück der Sendeanlage waren zwei Gittertürme von 100 Metern Höhe und drei wassergekühlte und 20 Kilowatt starke Senderöhren. 1934 erhielt Langenberg eine neue Antenne in einem 160 Meter hohen Holzturm, um die Reichweite zu erhöhen. Zwar wurde der Mast 1935 durch einen Orkan zerstört, doch der Sendebetrieb wurde zügig erweitert. 1939 betrug die Leistung des Senders bereits 100 Kilowatt. Wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage gesprengt. Doch bereits im Herbst 1945 konnte man durch einen kleinen, mobilen Sender von 20 Kilowatt Leistung wieder Langenberg empfangen. 1948 wurde der bis dahin von der Post betreute Sender dem neu gegründeten Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) übergeben, der ihn bis 1950 zum UKW- und Fernsehsender ausbaute. 1989 bekam der Langenberger Sender einen 301 Meter hohen "großen Bruder". Aufgrund seiner Lage ist der Sender ein beliebtes Ausflugsziel. Rund um den Hordtberg befinden sich viele Wanderwege und laden die Besucher auch zu einem Abstecher ins bergisch geprägte Langenberg ein. (Stadt Velbert / Stadtinfo)

• MW-Sender in Langenberg pünktlich zum WM-Start 2006 in Betrieb genommen: In nur neun Monaten wurde das Projekt Langenberg mit der erfolgreichen Endabnahme des MW-Senders durch den WDR am 9. Juni 2006 abgeschlossen. Eine besondere Herausforderung war die Gewährleistung des ununterbrochenen Sendebetriebes bei der Erneuerung der Sendeanlage. Daher erfolgte die Inbetriebnahme der zwei TRAM 50 (50 kW) und des TRAM 100 (100 kW) Senders in mehreren Teilabschnitten. Zusätzlich wurde die Sendeanlage für zwei Betriebsfrequenzen ausgelegt (720 und 1593 kHz). Der TRAM 100 sendet momentan auf der Frequenz 720 kHz im AM Betrieb (Antenne Rommel) und wird in passiver Reserve mit einem der TRAM 50 Sender betrieben. Der zweite TRAM 50 Sender wird für den DRM-Testbetrieb auf 1593 kHz (Antenne Hordt) benutzt. Für zukünftige Einsatzfälle lassen sich beide TRAM 50 Sender über eine Parallel Unit zu 100 kW zusammenschalten. Im Bild: Die TRAM Sender (100 und 2 x 50 kW).