Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern

Eine unverwechselbare Stimme
in Sachsen-Anhalt - Andrea Glinka
moderiert bei Radio Brocken

Wer vormittags in Sachsen-Anhalt unterwegs ist, im Büro sitzt oder zu Hause bleibt, kann sich auf eine frische und muntere Stimme in seinem Radio verlassen: Andrea Glinka. Sie präsentiert mit viel Charme und Wortwitz zwischen 10.00 und 15.00 Uhr Infotainment im besten Sinne: Unterhaltung und regionale Information, Musik ohne Nervfaktor und dazu all das, was richtig gutes Radio ausmacht. Auch privat ist sie eine unkomplizierte und lustige Frau, die viele Geschichten von ihrer Arbeit bei Radio Brocken zu erzählen weiß. Dabei wird deutlich, mit wie viel Leidenschaft und Spaß sie als Moderatorin bei der Sache ist.

Andrea, du bist - wie man so schön sagt - ein Eigengewächs von Radio Brocken. Was hat dich vorher mit dem Medium verbunden? Wie bist du dann ins Funkhaus in Halle-Trotha gekommen?

Ehrlich gesagt hatte ich nie geplant Moderatorin zu werden. Ich habe 1998 während meines Studiums (Medienwissenschaften und Anglistik) als Wochenend-Assistenz bei Radio Brocken angefangen und hatte dann eigentlich gedacht, mich mal irgendwann als Nachrichtenredakteurin zu versuchen. Immer wenn ich Profis wie Marc Angerstein bei der Arbeit zugeguckt habe, der mit einer bewundernswerten Leichtigkeit seine Moderationen hinlegte und ständig einen blöden Witz auf Lager hatte, dachte ich, um Gottes Willen, das ist kein Job für dich, da musst du ja jeden Tag tolle neue Ideen haben. Ende 2000 hab ich es dann auf Anraten eines Kollegen doch ausprobiert und bei meinem damaligen Programmchef Uli Manitz ein paar Probemoderationen abgegeben; wenige Wochen später war ich dann in der Nacht auf Sendung. Im Funkhaus Halle haben junge Leute bis heute wirklich die Chance, aus Praktikum, Volontariat oder einer Wochenendtätigkeit mehr zu machen, davon habe ich damals sehr profitiert.

Mittlerweile bist du die Stimme von Radio Brocken am Vormittag…

Ja, seit 2002 bin ich täglich von 10.00 bis 15.00 Uhr zu hören, für mich als zweifache Mutter natürlich die perfekte Arbeitszeit. Unser Format gefällt mir sehr; ich möchte mal ganz unvoreingenommen behaupten, dass wir das angenehmste Programm in Sachsen-Anhalt machen. Der Hörer bekommt bei Radio Brocken den ganzen Tag gute Musik - die größten Hits aller Zeiten eben - und das wiederholungsfrei, was auch für uns Moderatoren sehr angenehm ist, nebenbei erfährt man bei uns, was in der Region und in der Welt los ist.

In deiner Sendung gibt es auch einige Rubriken, die dir besonders ans Herz gewachsen sind. Was verbindet dich damit?

Mein Baby ist ja die »Mittagspausenfirma«, da stellt sich jeden Tag ein Unternehmen aus unserem Land vor. Diese Rubrik gibt’s jetzt schon eine ganze Weile bei mir und ich habe das Gefühl, dadurch mittlerweile halb Sachsen-Anhalt persönlich zu kennen. Es ist sehr interessant, einen Blick hinter die Firmennamen zu werfen und zu sehen, wie viele großartige Ideen im Land umgesetzt werden. Ich denke, dass es vielen so geht wie mir, man hat einen Laden schon x-mal im Vorbeigehen gesehen, weiß aber gar nicht, was die so alles anbieten, und genau das ändere ich in meiner Sendung. Eine andere Rubrik, die ich heiß und innig liebe, ist »Andreas Welt«, da versuche ich Alltagsphänomene aller Art zu klären. Jeder, der Kinder hat weiß, wie oft man scheinbar einfachen Fragen total aufgeschmissen gegenüber stehen kann. Wir Erwachsene haben uns das „Warum?“ ja meist schon abgewöhnt - ist halt so und peng -  aber bei meinen Töchtern komm’ ich damit nicht weiter, die wollen eben genau wissen, warum der Pinguin keine kalten Füße kriegt oder wie die Streifen in die Zahnpasta kommen und so ist »Andreas Welt« entstanden. Natürlich können da auch die Hörer anrufen und ihre Fragen loswerden.

Du bist von den jetzigen Moderatoren diejenige, die am längsten bei Radio Brocken ist. Was ist dir an besonderen Erlebnissen oder Versprechern in Erinnerung geblieben? Was ist dir bei deiner Arbeit ansonsten wichtig?

Generell muss ich erstmal sagen, dass das Arbeitsklima bei Radio Brocken sehr angenehm ist, mit netten Kollegen und Chefs. Ich liebe es, beim Radio zu arbeiten, weil mich niemand bei der Arbeit beobachtet, Fernsehen wäre ja völlig indiskutabel für mich, weil ich wie eine Wilde gestikuliere beim Sprechen und Grimassen ziehe. Wir sind ein schnelles Medium und können aktuelle Themen in Minutenschnelle aufgreifen - das macht den Job immer wieder spannend. Interviews und Beiträge werden meist von der Redaktion vorbereitet und ich darf zur Sendevorbereitung das tun, was ich ohnehin am allerliebsten mache: Im Internet nach Neuigkeiten suchen und Zeitungen aller Art wälzen. Zum Thema Versprecher fällt mir ein ganz fieses Ding ein: Da hatte ich Peter Maffay in der Sendung, war voll aufgeregt und moderierte ihn doch tatsächlich mit „Meter Maffay“ an -  war im Nachhinein betrachtet natürlich ein echter Brüller, wenn man an seine Körpergröße denkt, aber in dem Moment hab’ ich doch kurzzeitig einen roten Kopf gekriegt. Herr Maffay hat aber nicht mal mit der Wimper gezuckt, ich hab ihn also charmant angelächelt und weiter geredet; ich hoffe, er hat es gar nicht gehört.

Andrea, was machst du in deiner Freizeit? Du hast ja wohl auch eine musikalische Ader…

Mein Mann und meine beiden Töchter, drei und sieben Jahre alt, stehen natürlich an erster Stelle. Ich genieße es, am Wochenende mit meiner Familie in den Tag hinein zu leben. Wir haben eine wunderschöne Wohnung in Halle, die Saale ist nicht weit und es gibt viele Kinder in der Nachbarschaft, was meinen Töchtern  gut gefällt. Meine große Leidenschaft ist das Singen, ich habe viele Jahre Unterricht genommen und bis vor kurzem in einem A-capella-Sextett den Mezzo-Sopran gesungen. Das hat sich jetzt leider aufgelöst, weil immer irgendwer keine Zeit hatte. Aber irgendwann werde ich vielleicht mal meinen Traum verwirklichen und mit einem Pianisten durch Sachsen-Anhalts Bars tingeln und Jazz-Klassiker zum Besten geben. Ich bin mit meinem Leben - privat und beruflich - wirklich zufrieden; ein großes Glück in der heutigen Zeit.

Stefan Förster
Fotos: © Radio Brocken
www.brocken.de

Aus RADIOJournal 2/2007 



»... Mein Baby ist ja die 'Mittagspausenfirma', da stellt sich jeden Tag ein Unternehmen aus unserem Land vor. Diese Rubrik gibt’s jetzt schon eine ganze Weile bei mir und ich habe das Gefühl, dadurch mittlerweile halb Sachsen-Anhalt persönlich zu kennen.
Es ist sehr interessant, einen Blick hinter die Firmennamen zu werfen und zu sehen, wie viele großartige Ideen im Land umgesetzt werden. Ich denke, dass es vielen so geht wie mir, man hat einen Laden schon x-mal im Vorbeigehen gesehen, weiß aber gar nicht, was die so alles anbieten, und genau das ändere ich in meiner Sendung...«




»... Zum Thema Versprecher fällt mir ein ganz fieses Ding ein:
Da hatte ich Peter Maffay in der Sendung, war voll aufgeregt und moderierte ihn doch tatsächlich mit 'Meter Maffay' an -
  war im Nachhinein betrachtet natürlich ein echter Brüller, wenn man an seine Körpergröße denkt, aber in dem Moment hab’ ich doch kurzzeitig einen roten Kopf gekriegt. Herr Maffay hat aber nicht mal mit der Wimper gezuckt, ich hab ihn also charmant angelächelt und weiter geredet;
ich hoffe, er hat es gar nicht gehört...«


• 13 Jahre lang stand Andrea Glinka für Radio Brocken hinter dem Mikrofon, in der Morningshow, am Wochenende und zuletzt im Vormittagsprogramm. Im September 2011 ist sie zum Moderatorenteam von radio SAW gewechselt.
www.radiosaw.de