Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern



Foto: © ANTENNE BAYERN

»Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten«
Gespräch mit Comedy-Autor und Moderator Mike Hager


Mike Hager, alias "Josef Nullinger", geboren am 9. Dezember 1974 in Passau, arbeitet als Comedy-Autor und Moderator beim privaten Radiosender ANTENNE BAYERN, sowie als Moderator der Kinder- und Jugendsendung »NULL-ACHT-13« bei der ARD. Sie wurde seit September 2001 samstags um 11.03 Uhr bundesweit im Ersten ausgestrahlt. Beim privaten Branchenriesen ANTENNE BAYERN ist Mike Hager vor allem Comedy-Autor, der Gags textet und als Sidekick für die Prime-Time-Sendungen wie »Highlife«, »Servus Bayern« und vor allem »Guten Morgen Bayern« fungiert. Im Sendegebiet und in der Morningshow etabliert hat sich bereits seine niederbayerische Comedy-Figur »Josef Nullinger«, mit der er auch zuweilen auf Außen-Events des Senders ein kurzes Bühnenprogramm zum Besten gibt.

Hallo Mike, wie fühlt man sich als Comedian an einem trüben Tag wie heute?

Derzeit eigentlich recht frisch. Ich habe halt schon ein sehr anstrengendes, bewegendes wie auch schönes Rundfunkjahr hinter mir, doch viele freie Tage werden mir zum Ausklang von 2001 nicht bleiben. Meine Comedy-Figur „Josef Nullinger” will sich auf ANTENNE BAYERN natürlich zu den Anlässen Weihnachten, Sylvester und auch über das vergangene Jahr in angemessener Länge äußern. Auch heute werde ich noch einmal im Sender vorbeischauen, um ein paar Takes zu produzieren und aufzunehmen.

Für den Job als Comedy-Autor gibt es bekanntlich keine standardisierte Ausbildung. Wie kamst Du zum „auserwählten Kreis der Spaßmacher”?

Also, zunächst einmal bin ich völlig "medienverseucht". Schon als Kind. Schon als Kind habe ich stundenlang vor dem Fernseher und Radio verbracht, um Bayern 3, damals gab es noch nichts anderes, zu hören oder mich kurz darauf den vielen neuen privaten Sendungen zu ergötzen, welche Mitte der Achtziger plötzlich in Hülle und Fülle auftauchten. Nach der Schule fing ich in München an zu studieren. Zwar hatte das Lehramtsstudium recht wenig mit Rundfunk zu tun, aber es brachte mich in mein späteres Mediendomizil, in dem ich mich fortan austoben durfte. Ich hielt schon damals die Augen auf nach Beschäftigungsmöglichkeiten in der Rundfunkbranche. Über die Uni und das hier befindliche „Schwarze Brett” kam ich so an Jobs für die Telefonhotline bei »Arabella«, als Tourguide der »Bavaria-Filmtour« oder an ein Praktikum bei »Live aus dem Schlachthof« im Bayerischen Rundfunk. 

Das wegweisendste Erlebnis war für mich jedoch die Gründung des studentischen Radiosenders M 94,5 AFK. Bei der ersten Informationsveranstaltung saß ich mit gut 100 anderen interessierten Studenten beisammen und man konnte sich für verschiedene Kurse einschreiben, wie etwa Moderation, Produktion, Interview und so weiter, wobei die jeweilige Teilnehmerzahl begrenzt war... ich saß zufällig am Rand und konnte mich für den Moderationskurs einschreiben. Hier freundete ich mich auch sofort mit zwei anderen radiobegeisterten Kommilitonen an, die schon ein Konzept für eine Comedy-Sendung mit dem Titel »Stunde der Abrechnung« eingereicht hatten. Folgend gingen wir mit diesem Format prompt zum Sendestart von M 94,5 am 1. Juli 1996 um 23.00 Uhr on Air. Schon damals vor über fünf Jahren führte ich übrigens die Figur des „Josef Nullinger” ein...

Es musste diese Figur sowie sein Erschaffer Mike Hager nur noch gefördert sowie einer breiteren Masse zugänglich gemacht werden...

Richtig. Irgendwann ging die Sendung »Stunde der Abrechnung« ihrem Ende entgegen und die Macher orientierten sich neu. Es dauerte jedoch nicht lange und ich las eine kleine, redaktionelle Anzeige in der Programmzeitschrift TV Spielfilm, die einen Comedy-Workshop bewarb. Ich rief sofort an, konnte jedoch kein Videotape einschicken, sondern nur eine unserer Sendungen. Einen Tag vor Beginn des Workhops kam ein Anruf, und es stellte sich heraus, dass dieser Workshop ein Casting mit 15 Personen für eine neue ProSieben-Comedy war. Einige sehr interessante Menschen waren hier darunter, zum Beispiel spätere DSF-Moderatoren wie Maximilian Engert oder Niels Ruf, der bekanntlich später noch bei VIVA sein Unwesen trieb, oder auch ein heute erfolgreicher Drehbuchautor. Leider wurde aus dieser Comedy-Geschichte nichts, da sie vom neu eingestellten Programmchef des Senders gecancelt wurde. 

Zwischenzeitlich habe ich auch so witzige Sachen gemacht wie das Sprechen eines „virtuellen Wetterfrosches” für das Mittagsmagazin der ARD. Eine tolle Zeit verbrachte ich als Autor für Jochen Bendels Radio-Comedy »Dr. Ben« und dessen Morningshow bei Radio Energy. Dies machte ich dann wiederum zusammen mit meinem alten Radiokumpanen Thilo Schrödel, bevor ich dann im Mai 1999 zu ANTENNE BAYERN ging, die mich auch schon vorher einige Male kontaktierten, ich jedoch noch an anderen „Baustellen” gearbeitet habe... im Ismaninger Funkhaus absolvierte ich schließlich eine Probewoche und, siehe da, ich durfte bleiben!

Bei so viel humoristischer Arbeit muss Mike Hager doch auch schon ein „lustiges Kind” gewesen sein. Oder nicht? 

Diese Frage kann ich nur mit einem eindeutigen „Ja” beantworten. Schon früh, wenn meine Mutter zum Beispiel mit mir geschimpft hat, kam ich meist an einem großen „Donnerwetter” vorbei, indem ich sie zum Lachen brachte. Ebenso hatten es mir damals, wie bei vielen bayerischen Medienschaffenden, früher vor allem das Moderatorengespann „Gottschalk und Jauch” auf Bayern 3 und deren spontaner Humor angetan...

Und heute, als ausgewachsener Medienschaffender: Welche der „klassischen” oder weitläufig bekanntesten Berufsbezeichnungen im Rundfunk würdest Du Dir am ehesten zuschreiben? Comedian, Journalist oder einfach Moderator?

Ich glaube, ich bin ein „Wanderer zwischen den Welten”... (lacht). Auch wenn ich natürlich schon einige ernsthafte journalistischen Beiträge in meinem Leben angefertigt habe, würde ich wahrscheinlich von einigen Journalisten ins Gesicht geschlagen werden, wenn ich mich selbst als solcher bezeichnen würde. Bei mir stand schon immer der unterhaltende Aspekt im Vordergrund. Im Radio bin ich zunächst Comedian, aber auch manchmal Moderator, wie bei den »Jungen Wilden« auf ANTENNE BAYERN oder bei Außenveranstaltungen. Als Moderator spreche ich zwar im Gegensatz zu meinen Comedy-Figuren, die ich spiele, als Mike Hager selber zu meinem Publikum, jedoch steht auch hier immer das Entertainment im Vordergrund, weil eben auch Herr Hager selber eine fröhliche Person ist, die gerne „mal einen aus der Hüfte schießt”. Im Fernsehen agiere ich ebenfalls als Moderator und als Autor meiner Moderationen und unterhalte wie informiere eine bestimmte Kinder- und Jugendzielgruppe, die neben vielen interaktiven Elementen der Sendung »NULL-ACHT-13« auf spielerische Art und Weise mit dem ein oder anderen Beitrag „gefüttert” wird, aus dem sie etwas lernen kann. 

Was macht denn für Dich den jeweiligen Reiz bei der Arbeit einerseits im Radio und andererseits im TV aus?

Ein reiner Comedy-Autor zu sein, hat den Reiz, mit eigenem kreativen Potential und eigenen Einfällen, andere Menschen, in diesem Fall die Moderatoren der Radiosendungen, gut aussehen zu lassen. Dies mag sich für manchen schwer nachvollziehbar anhören, ist aber wirklich so. Der Reiz, ein performender Comedian zu sein, ist der direkte Kontakt zum Publikum, der eine ganz andere Intensität von Adrenalinausstößen garantiert. Bei einer „echten” Personality wie der Figur des „Josef Nullinger” habe ich zudem in letzter Zeit verstärkt die Erfahrung gemacht, dass man sogar in dem Privatleben des Hörers eine zunehmende Rolle spielt. Ich bekomme viel Feedback aus der Bevölkerung und merke, dass die Akzeptanz und Beliebtheit der Nullinger-Comedy steigt. Die Hörer von ANTENNE BAYERN haben die Figur angenommen und übertragen sogar teilweise die bekannten Nullinger-Sprüche in ihr eigenes Leben. 

Als Radiomoderator der Jungen Wilden habe ich die Chance, als Mike Hager selber aufzutreten und auch meinen persönlichen Humor mit in die Sendung einzubringen. Bei „Nullinger” ist dies aufgrund des Charakters der Figur nur begrenzt möglich, da Herr Nullinger nicht zwingend Mike Hager ist, dass heißt Mike Hager muss sich hier in diese bewusst von ihm erschaffene und karikierte, niederbayerische Figur hineinversetzen. Die Arbeit für das Fernsehen gestaltet sich im Gegensatz zum Radio als viel aufwendiger, dass heißt für eine Sendung muss viel Produktionszeit geopfert werden. Die optischen Möglichkeiten des TV sind natürlich für Moderatoren auch nicht zu verachten, da man den Zuschauern „besser haften” bleibt...

War es denn ein besonderer Wunsch und auch ein Traum Deinerseits, mal eine Sendung für Kinder und Jugendliche zu moderieren?

Meine Eltern sind beide Lehrer und es scheint wohl in der Familie Hager zu liegen, dass wir uns alle gut mit Kindern verstehen. Kinder mögen mich, was vielleicht auch an meiner „ernstgemeinten” Lustigkeit und meinem Humor liegt - und vor allem mag ich Kinder. Meine Zeit als Zivildienstleistender habe ich so zum Beispiel in einer Jugendherberge verbracht und war hier viel mit Jugendgruppen unterwegs - ebenso habe ich wie gesagt auch schon einige Semester Lehramtsstudium hinter mir und interessiere mich für die Anliegen oder auch „Problemchen” der „Kleinen unserer Gesellschaft”. Außerdem meine ich, steckt in jedem von uns noch ein kleines bisschen ein Kind, oder?

Sicherlich! Und als Kind hat man auch immer ganz besondere Träume und Zielvorstellungen für sein Leben. Welche Ziele und Visionen hat Mike Hager noch für die Zukunft übrig?

Vor allem mit dem Herrn Nullinger habe ich sehr viel vor... ich schreibe derzeit an einem vollwertigen, abendfüllenden Bühnenprogramm, jedoch fehlt mir zur endgültigen Fertigstellung im Moment die Zeit. Herr Nullinger hätte aber auch nichts dagegen, einmal Fernsehluft zu schnuppern. Ich persönlich möchte natürlich auch noch weitere Schritte im TV gehen - ich werde dabei wohl weiter meinen Weg des „ungeplanten Zufalls” gehen und jeden weiteren Schritt als neue Vision betrachten. Denn gerade der Zufall oder auch das Ungewisse sind zumeist aufregender als sich große Ziele zu setzen.

Urs König
Aus RADIOJournal 3/2002


»...Das wegweisendste Erlebnis war für mich
die Gründung des studentischen Radio-senders M 94,5 AFK. Bei der ersten Informations-veranstaltung saß ich
mit gut 100 anderen interessierten Studenten beisammen und man konnte sich für verschiedene Kurse einschreiben, wie etwa Moderation, Produktion, Interview und so weiter, wobei die jeweilige Teilnehmerzahl begrenzt war... ich saß zufällig am Rand und konnte mich für den Moderationskurs einschreiben. Hier freundete ich mich auch sofort mit zwei anderen radiobegeisterten Kommilitonen an, die schon ein Konzept für eine Comedy-Sendung mit dem Titel 'Stunde der Abrechnung' eingereicht hatten. Folgend gingen wir mit diesem Format prompt zum Sendestart von M 94,5 am 1. Juli 1996 um 23.00 Uhr on Air. Schon damals vor über fünf Jahren führte ich übrigens die Figur des 'Josef Nullinger'...«




• Mike Hager ist seit 1999
bei ANTENNE BAYERN als Comedian und Moderator.

www.nullinger.de

www.antenne.de