Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern
Foto: © Jesco Dörk
»Wir arbeiten
auf eine sehr spezifische Art«
Gespräch mit dem
niederländischen Rundfunkberater Ad Roland
Womit befassen Sie sich derzeit in Holland, Deutschland und möglicherweise anderen Ländern?
Die Firma Ad Roland Media Service befasst sich mit Beratung für Rundfunkstationen in Europa. Wir haben unsere Kunden in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Deutschland und den Niederlanden. Zu unserer Beratung gehört ein Paket von Extra-Serviceleistungen. Wir können zum Beispiel marketingmäßige Beratung geben, für den jeweiligen Sender auch programmliche Beratung in Bezug auf das Gesamtprogramm, -konzept und so weiter. Dazu gehört auch Musik bzw. das Musikformat. Bekanntlich spielt das allgemeine Klangbild eines Senders eine große Rolle. Alle Werte für kommunikative Elemente in diesem Bereich spielen eine Rolle. Das komplette Geschehen führt schließlich dazu, dass ein Programm erfolgreich ist.
Und erkennbar?
Sowohl als auch, und damit vor allem eben auch erfolgreich. Das alles sind Dinge, die wir machen. Dazu gehört zudem eine Anzahl von Aktivitäten wie, dass wir zum Beispiel Marktuntersuchungen begleiten. Wir sind deswegen aber noch lange kein Marktforschungsinstitut, machen selbst keine Umfragen. Wenn es sich als notwendig erweist, dass das stattfindet, sucht sich der betreffende Sender ein Marktforschungsinstitut aus, und wir begleiten dann möglicherweise diese Angelegenheit für ihn. Das erbringt bestimmte Ergebnisse, die entsprechend in die Waage gelegt werden. Wichtig ist auch die Schulung von Redakteuren, Programm-Mitarbeitern usw., die auf einer Basis strukturiert ist, die sich auf hörerorientierte Programmierung und Umsetzung des Programms richtet.
Warum gibt es Unternehmer wie Sie
in Deutschland
so gut wie nicht?
Es gibt durchaus welche, die es versuchen. Will sagen: Es gibt natürlich auch Senderberater in Deutschland, und sogar sehr gute darunter.
Betrachten Sie diese als Ihre Konkurrenz?
Zum Teil schon. Ich glaube, dass zum Beispiel Hermann Stümpert ein guter deutscher Berater ist. Immerhin war er früher mal Programmdirektor von Radio Schleswig-Holstein (R.SH), Norddeutschlands erstem privaten Hörfunksender. Er und ich haben beim Aufbau von R.SH sehr eng zusammengearbeitet. Auch er hat sich inzwischen [1994] nun ja unter anderem in den Bereich der Rundfunkberatung begeben und leistet darin meines Erachtens eine sehr gute Arbeit. Es besteht, wenn überhaupt, eine sehr freundschaftliche Konkurrenz zwischen uns beiden, und wir respektieren die Arbeit des jeweils anderen total.
Mit welchen deutschen Sendern
bestehen zur Zeit [1994]
Berater- oder sonstige Verträge?
Mit diversen privaten Hörfunksendern, darunter AlsterRadio, Radio Brocken, RPR Zwei, radio NRW, Radio F in Nürnberg, Charivari in München, Radio RT.1 in Augsburg, Antenne 1 in Stuttgart. Es gibt so viele, dass es mir schwerfällt, sie alle aufzuzählen.
Wundern Sie sich nicht manchmal ein
bisschen darüber,
dass fast alle gerade zu Ihnen kommen bzw. mit Ihnen
zusammenarbeiten wollen?
Heute nicht mehr so sehr wie
früher. Man wird über die Zeit
eben bekannter. Ich kannte mal einen Hörfunksender, der ein Jahr
gewartet hat, bis wir uns zur Zusammenarbeit mit ihm entschlossen
haben.
Will sagen, dass Sie sich Ihre Kunden sehr genau aussuchen?
Wir arbeiten auf eine sehr spezifische Art, wobei die Zusammenarbeit mit den Kunden von allergrößter Wichtigkeit ist. Wenn wir das Gefühl haben, mit dem und dem würde es nicht funktionieren, verzichten bzw. trennen wir uns lieber voneinander, und sei es auch, weil man vielleicht zu unterschiedliche Vorstellungen über gewisse Dinge hat.
Warum kommen die Sender zu Ihnen?
Ich denke, weil wir das, was wir machen, gut machen, und weil wir uns ziemlich fanatisch damit beschäftigen, für unsere Kunden das Beste zu realisieren. Unsere Senderkunden wissen, dass wir uns zweihundertprozentig für sie einsetzen, und man könnte auch sagen, nicht unerfolgreich.
Würden Sie auch für "50 Plus", den neuen Berliner Seniorensender, arbeiten?
Warum nicht? Falls eine gute Zusammenarbeit realisierbar ist, würde ich mir das durchaus überlegen. Ich hege nämlich sehr wohl gewisse Sympathien für Leute, die mit "50 Plus" programmlich befasst sind. Gleichwohl vermute ich aber, dass gerade dieser Sender eher sehr schweren Zeiten entgegensehen wird. Vor allem natürlich in Bezug auf entsprechende Werbeaufträge.
Aber Senioren konsumieren doch auch!
Selbstverständlich, aber die Werbekombis vertreten meines Erachtens nicht gern Sender, die sich auch an Hörer über 50 wenden.
Was sind die hörbaren Ergebnisse Ihrer Arbeit?
Die kann man per Umfrage ermitteln. Bei Privatsendern geht es bekanntlich darum, wieviel Stunden Netto-Reichweite man erreicht. Das wiederum hat natürlich alles etwas mit dem Programm-Umfeld zu tun.
Jürgen Steinhoff / Helmut
Slawik
Aus RADIOJournal 6/1994