Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern

Wolfgang Rositzka: Die Puhvogel-family - »Aus harmlosen Späßchen wurde eine erfolgreiche Comedy«

„Die spinnen wirklich!“ beginnt der kurze Bericht in hallo RTL 5/1981. „Nicht nur, dass sie jeden Morgen eine Unzahl Puhvogelfamilienmitglieder herzerfrischend munter aus den Betten schmeißen, jetzt sorgen sie auch noch für die ‚Opupus’, die ,Original-Puhvogel-Puschen’ (Pantoffel). Puhvogels tragen nicht irgendwas an den Füßen, Puhvogels tragen in Filz und Plüsch. Die Herren Puhvogel nehmen's wie zu Großvaters Zeiten, braun-beige kariert, mit Fersenklappe zum Runterlatschen. Die Damen ebenfalls braun-beige, allerdings geblümt. Puhvogels nicht nur in aller Mund, Puhvogels auch an aller Füße. RTL-Redakteur Volker Kösters drehte jüngst die Augen gen Himmel und sinnierte: ‚Die Welt wird wieder besser, nach Poppern und Punkern jetzt die Puhvogels.’ Und ein Hörer aus Wildemann schrieb: ‚Wer die Puhvogels nicht kennt, hat’s Schönste vom Tag verpennt.’ Und die lachen sich weiter durchs Frühprogramm von Radio Luxemburg. Seit einigen Tagen gibt es sogar einen Puhvogel-Weg, er führt im rheinland-pfälzischen Nennig quer durch einen Campingplatz. Die Puhvogel-Bewegung ist nicht zu bremsen.“

Die Puhvogels - das waren Axel Fitzke und Wolfgang Rositzka. Wolfgang arbeitete von 1979 bis 1982 beim RTL Hörfunk. Als Kind hatte er schon „Berührungen“ mit dem Radio: „Meine Eltern betrieben in Düsseldorf einen Großhandel mit Radio- und Fernsehgeräten und ich verkaufte in diesem Rahmen auch Schallplatten an die Kunden. Das hat mich schon damals sehr fasziniert“, erzählt Wolfgang. „Da meine Eltern eine ‚solide Laufbahn’ oder berufliche Grundlage für mich anstrebten, durfte ich meine Ausbildung nicht bei einer Kölner Plattenfirma machen, sondern bei einem Kosmetikbetrieb in Düsseldorf - bin dann aber anschließend im Außendienst für einige bekannte Plattenlabels tätig gewesen. Dabei lernte ich viele Schlagersänger kennen, übernahm auch Promotionaufgaben und betreute auf Tournee abends die Künstler. Durch gute Kontakte meines Vaters begegnete ich dem Filmproduzenten Michael Geimer-Gründgens, der ein Synchronstudio in Düsseldorf unterhielt. Bei ihm waren viele Schauspieler zu Gast, die dort Filme synchronisierten, was mich ebenfalls sehr interessierte.“

Michael Geimer empfahl Wolfgang eine stimmliche Ausbildung zu machen, die er schließlich bei Kristina Walter in Köln absolvierte (drei Jahre Schauspiel- und Sprechunterricht). „Sie brachte mir das Synchronsprechen bei und ich konnte in einigen Nebenrollen meine Stimme einsetzen. In dieser Zeit spielte ich in Düsseldorf Boulevard-Theater bei den Kammerspielen und bei der Studio-Bühne e.V. Düsseldorf.“

Radio Luxemburg war damals der erfolgreichste Sender Europas und für Wolfgang ein unerreichbares Ziel. Er unternahm mehrere Anläufe, bis er die Chance zum Vorsprechen im Düsseldorfer Messestudio bekam. Anwesend waren Programmdirektor Frank Elstner, Chefsprecher Jochen Pützenbacher und Barbara Gansauge als Technikerin, die später auch beim RTL Hörfunk moderierte. „Angesichts dieser ‚Radio-Persönlichkeiten’ und der weiter dort anwesenden zirka 40 Personen, die ebenfalls zum ‚Casting’ kamen, habe ich mir - ehrlich gesagt - keine Chance ausgerechnet“, erinnert sich Wolfgang an diesen „harten Tag“. Die „Versuchssendung“ bestand aus Probemoderation, Verkehrsdurchsagen, Interviews und Simulation von Stress-Situationen, um die Belastbarkeit während einer Live-Sendung sowie das Improvisationstalent zu testen. Die Auswertung der gesamten Sprecher-Castings dauerte zirka sechs Wochen.

Wolfgang hatte schon mit einer Absage gerechnet, als er einen Anruf aus Luxemburg bekam und die Chance, im Düsseldorfer RTL-Verkehrsstudio zu arbeiten. „Diese Tätigkeit machte mir sehr viel Spaß. Ich lernte, mit meiner Stimme umzugehen und ein Gefühl dafür zu bekommen, live auf dem Sender zu sein. In dieser Zeit entstanden die ersten Puhvogel-Sketche. Während Axel in der Sendung »Fröhlicher Wecker« einen Gag über mich erzählte, war ich am nächsten Tag dran und überlegte, mit welchem ‚Joke’ ich ihn überraschen konnte“, schildert Wolfgang die Geburtsstunde einer einmaligen Hörfunk-Serie. „Das wurde dann zu einer regelmäßigen Einrichtung und wir waren zusammen mit dem Stauclub Südbrücke e.V. und den dort tanzenden ‚Go-Go-Girls’ morgens wohl die meistgehörte Verkehrsdurchsage. Aufgrund der Präsenz des RTL-Verkehrsstudios im Düsseldorfer Innenministerium hatten wir bei den aktuellen Meldungen immer einen Vorsprung.“

Später bekam Wolfgang Gelegenheit im „Mutterhaus“ in Luxemburg als Werbesprecher zu arbeiten, war Chef vom Dienst und moderierte im Abendprogramm seine ersten Sendungen: »Hallo Nachtarbeiter« und »Gefragt, gespielt - Sie wünschen, wir spielen«. Außerdem leitete er das Rateteam in der Sendung »Die blaue Stunde«. Diese Ratesendung wurde von Rolf Röpke moderiert und lief von 15.00 bis 16.00 Uhr. Die Hörer konnten anrufen und eine Frage aus allen Wissensgebieten stellen. Wusste das Rateteam innerhalb einer Plattenlänge die Antwort nicht, gewann der Hörer einen „Blauen“, also einen Hunderter (100,- DM). Außerdem führte Wolfgang in »12 Uhr mittags« Studioregie. Mit Axel produzierte er jeden Morgen zwei Beiträge für die Puhvogel-Serie, die sich bald großer Beliebtheit erfreute, „so dass wir auch samstags von 12.00 bis 12.30 Uhr eine halbe Stunde zusätzlich für die Puhvogel-Fans bekamen.“

„Puhvogel heißen, heißt Puhvogel sein! Wer Puhvogel ist, sagt der Morgenmuffelei den Kampf an!“ steht im Club-Magazin von Radio Luxemburg. Die Plauderei mit Sketchen, Neuigkeiten und viel Musik in der Frühsendung kam bei den Hörern so gut an, dass die Serie auch nach Wolfgangs Umzug nach Luxemburg fortgeführt wurde. Und viele machten mit. „Aus harmlosen Späßchen entwickelte sich eine erfolgreiche Comedy - über vier Jahre lang! Die Riesen-Idee dazu hatte Axel.“

„So eine Gag-Serie konnte man damals wirklich nur bei RTL machen“, sagt Wolfgang und lässt die Handlungsabläufe noch einmal lebendig werden: „Die Serie ‚Neues aus dem bunten Leben der Familie Puhvogel’ entstand mit Axel und mir dadurch, dass wir beide morgens im »Fröhlichen Wecker« uns gegenseitig ‚auf die Schippe nahmen’. Axel erzählte zum Beispiel den Hörern, dass ich wohl abends mal in der Düsseldorfer Altstadt in einer gemütlichen Bierkneipe hängen geblieben bin und deshalb Stress mit meiner Frau hatte - und ich erzählte am nächsten Tag einen Gag über ihn, dass er zum ‚Casanova des Jahres’ vorgeschlagen wäre, weil er schon in soviel Kleiderschränken gestanden hätte, dass er mit allen Motten per Du wäre. Jeden Morgen gab es zwei kurze Beiträge live im »Fröhlichen Wecker«. Ich meldete mich immer telefonisch aus der von uns frei erfundenen Fernsprechzelle in Prüm in der Eifel. Eines Tages rief der Bürgermeister der Stadt bei Radio Luxemburg an und berichtete: morgens kurz nach sieben Uhr, stehen immer so viele Leute vor einem Telefonhäuschen an der Kathedrale in Prüm, die hören um kurz nach 7 und kurz vor 8 die Sendung und wundern sich, dass niemand da drin ist. Darauf beschloss ich, nach Prüm zu reisen und war live vor Ort morgens kurz nach sieben Uhr im Nachthemd und Opa-Hausschuhen (vom damaligen Sponsor der Serie gestiftet) zu sehen und zu hören. Draußen marschierte eine Blaskapelle der Stadt Prüm auf und es gab eine Bombenstimmung, obwohl bei zirka acht Grad Minus alle vor Kälte bibberten. Die Stadt Prüm war dann auch logischerweise der Ort für das berühmte ‚Puhvogeltreffen’, bei dem wir einen ‚Puhvogelabend’ mit bekannten Künstlern und RTL auf die Beine stellten.“

Im Rahmen eines Benefiz-Fußballspiels kickten unter anderem für den guten Zweck Hugo-Egon Balder, Viktor Worms und viele bekannte Kollegen von Radio Luxemburg. Axel und Wolfgang spielten Sketche auf der Bühne, und Wolfgang hatte noch ein lustiges Quiz mit Rainer Holbe, der sich für diesen Abend in einen „Amtsgerichtsrat a.D.“ verwandelte und im Bühnenprogramm mitwirkte. Musikalische Gäste waren unter anderem die Gruppe Torfrock und Schlagersänger Erik Silvester.

Der „Puhvogel-Weg“ in Nennig wurde von Axel und Wolfgang mit einer Rede vor zahlreichen Besuchern eingeweiht. Die Hörer konnten sich an der Sendung beteiligen und Sketche einschicken, spielbar für zwei Personen. Die „Puhvogels“ sprachen dann alle Stimmen in den Sketchen (Kinder, Omas, Polizisten usw.). Alle Teilnehmer wurden namentlich erwähnt und bekamen vom Sponsor ein paar „Original-Puhvogel-Puschen“ (inzwischen ein Kult-Modell).

1982 verließ Wolfgang RTL und arbeitete bis 1986 als freier Mitarbeiter bei Radio Bremen, SWF 1, Belgischer Rundfunk und Deutsche Welle. Am 1. Mai 1986 wurde in der AKK-Sendezentrale in Ludwigshafen der private Rundfunk PRO Radio 4 gegründet. Gleichzeitig startete von dort der TV-Sender SAT.1 mit seinem Programm. Wolfgang spult die Ereignisse jener Tage noch einmal zurück: „Wir waren vier Anbieter auf der UKW-Frequenz 103,6: Radio RPR, der Linksrheinische Rundfunk, Radio Kolibri und PRO Radio 4 unter der Geschäftsführung von Klaus-Jürgen Hoffie (MdB). Ich war im ersten Jahr Programmchef und moderierte im Wechsel mit Jochen Andrä die Mittagssendung »PRO-menade« und die Nachtsendung »PROspekte« - die erste aktuelle Nachrichteninfo des neuen Tages von 0.15 bis 0.45 Uhr mit Klaus-Jürgen Hoffie, Jochen Andrä und mir. Es war manchmal schwer, um diese mitternächtliche Uhrzeit noch wach zu bleiben, wenn man schon morgens im Büro saß, Dienstpläne und Verwaltungsarbeiten machte. Nach einem Jahr ging ich in die reine Moderations- und Nachrichtenschiene, weil ich kein Typ für die Verwaltung bin. Jochen und ich moderierten im Wechsel: eine Woche Moderation, eine Woche Nachrichten.“

Außenveranstaltungen waren unter anderem die »PROminentenschaukel« vom Hof Iben, eine Talkshow mit Gästen aus Wirtschaft, Kultur und Politik im Stil eines „Vormittags-Events“, gesponsert von der Firma Nestlé, die interessante Persönlichkeiten beisteuerte.

1991 startete im gleichen Haus Radio RPR Zwei, das von Beginn an hohe Einschaltquoten hatte mit einer Musikmischung aus deutschen Schlagern, englischen Evergreens, Country- und Instrumental-Hits. Beliebte Moderatoren waren unter anderem Cindy Berger (»Schlagerparade«), Andy & Bernd (»Volkstümliche Hitparade«) und Reiner Meutsch, der am Sonntagvormittag die Reisesendung »Mein Abenteuer« mit prominenten Globetrottern, wie zum Beispiel Hardy Krüger, präsentierte (wurde später auf RPR 1 fortgesetzt).

Wolfgang war bis zur Einstellung von RPR Zwei, am 4. August 2003, dort als Moderator tätig: „Ich moderierte unter anderem über sechs Jahre den »Partnertreff« - die erfolgreiche ‚Kuppelshow’ für einsame Herzen, montags und freitags von 21.00 bis 24.00 Uhr, wo ich bei vielen Hochzeiten, die durch die Sendung zustande kamen, Trauzeuge war. Für ein Baby aus diesen Verbindungen übernahm RPR damals die Patenschaft. In den Sommermonaten von Mai bis September und einmal am 13. Dezember moderierte ich zusammen mit dem Schlagersänger Heino in Bad Münstereifel sonntags von 14.00 bis 16.00 Uhr live vor Ort die öffentliche Radiosendung »Herzliche Grüße aus Heinos Rathauscafé«, die später auch vom Belgischen Rundfunk (BRF) in Eupen und von Radio Melodie in München übernommen wurde.

Heino und ich hatten in diesen Jahren alles zu Gast, was Rang und Namen hatte im Showbiz, von Roberto Blanco über Uwe Hübner bis zu dem prominenten Eifel-Krimi-Schreiber Jaques Berndorf, Carmen Nebel, Petra Kusch-Lück, Inka Bause (RTL), Fred Bertelmann, Ralf Bendix (der auch Produzent von Heino war), Chris Howland, Stefan Raab und die Big-Band der Bundeswehr. Zur Weihnachtssendung am 13. Dezember aus dem Kurhaus-Hotel Bad Münstereifel trat ich im Weihnachtsmann-Kostüm auf und gratulierte Heino mit einem Geschenk zum Geburtstag. Die Einschaltquote  lag bei 500.000 Hörern. Es gab Zuschauer im Café und vor Ort in der Fußgängerzone, so dass die Sendung teilweise Volksfest-Charakter bekam.“

Wolfgang moderierte im Programm von RPR Zwei fast alle Sendungen im Wechsel mit Kollegen - unter anderem Bodo Henkel, Rainer Schauberger, Ute Schuler, Gerd Leienbach
(früher »Bananas« ARD und SWF 3) und Frank Laufenberg.

Anita Pospieschil
Aus RADIOJournal 9/2008 



»... Außerdem führte Wolfgang in '12 Uhr mittags' Studioregie.
Mit Axel produzierte er jeden Morgen zwei Beiträge für die Puhvogel-Serie, die sich bald großer Beliebtheit erfreute, 'so dass wir auch samstags von 12.00 bis 12.30 Uhr eine halbe Stunde zusätzlich für
die Puhvogel-Fans bekamen'...«



Einweihung des Puhvogelweges
Foto: © halloRTL 5/1981

»... Die Plauderei mit Sketchen, Neuigkeiten und viel Musik in der Frühsendung kam bei den Hörern so gut an, dass die Serie auch nach Wolfgangs Umzug nach Luxemburg fortgeführt wurde. Und viele machten mit. 'Aus harmlosen Späßchen entwickelte sich eine erfolgreiche Comedy - über vier Jahre lang! Die Riesen-Idee dazu hatte Axel'...«



»... Ich moderierte unter anderem über sechs Jahre den 'Partnertreff' - die erfolgreiche ‚Kuppelshow’ für einsame Herzen, montags und freitags
on 21.00 bis 24.00 Uhr, wo ich bei vielen Hochzeiten, die durch die Sendung zustande kamen, Trauzeuge war. Für ein Baby aus diesen Verbindungen übernahm RPR damals die Patenschaft. In den Sommermonaten von
Mai bis September und einmal am 13. Dezember moderierte ich zusammen mit dem Schlagersänger Heino
in Bad Münstereifel sonntags von 14.00 bis 16.00 Uhr live vor Ort die öffentliche Radiosendung 'Herzliche Grüße aus Heinos Rathauscafé',
die später auch vom Belgischen Rundfunk (BRF) in Eupen und von Radio Melodie in München übernommen wurde...«


 

• Wolfgang Rositzka synchronisiert heute Filme (Dokumentationen), arbeitet als Station-Voice oder nimmt Sprecheraufgaben für Werbung und Synchron an.

Während seiner RTL-Zeit gastierte er auch beim deutschen Feriensender
Radio Aleman auf Mallorca.