Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern

»Das Programm ist der Star« 
Miriam Pielhau im Gespräch über
spannendes Radio, interaktives Fernsehen und teamorientiertes Arbeiten

Ein bezauberndes Lächeln huscht Miriam Pielhau übers Gesicht und ihre wachen Augen signalisieren Interesse. Während im Hintergrund der Redaktionsalltag und somit das geordnete Chaos tobt, nimmt sich die frischgebackene Chefredakteurin von NBC GIGA viel Zeit für das Gespräch, ohne jedoch ihre Truppe aus dem Blick zu verlieren. Im Düsseldorfer Medienhafen wird das wochentäglich ausgestrahlte fünfstündige Liveprogramm produziert, das für die Generation @ eine Schnittstelle zwischen Fernsehen und Internet darstellen soll. Netzreporter zu verschiedenen Themenbereichen sind drauf und dran, die neuesten Trends der Entertainmentwelt aufzudecken oder die angesagtesten Computerspiele zu testen. Neben den einzelnen Präsentatoren der jeweiligen Rubriken wird die Marathonsendung von drei Moderatoren präsentiert. Eine von ihnen ist die 26-jährige Miriam Pielhau, die auch die Morningshow bei Eins Live moderiert und bei Event-Moderationen im WDR-Fernsehen zu sehen ist. 

Miri, Glückwunsch zur zusätzlichen Aufgabe. Wie fühlt man sich denn als neue Chefredakteurin von NBC GIGA? Das ist doch ein kometenhafter Aufstieg, oder?

Na klar hab‘ ich mich drüber gefreut und es macht mir ja auch riesen Spaß. Aber ich muss es gleich zu Anfang sagen: NBC GIGA ist ohne Teamarbeit nicht möglich. Ich kann doch gar nicht die knallharte Chefin sein, die Befehle erteilt. Wir sind aufeinander angewiesen und das spüren auch alle. Bei Eins Live ist das übrigens nicht anders. Das Programm ist der Star!

Erzähl‘ mal ein bisschen aus deiner Vita. Du bist ja wohl immer in Bewegung gewesen?

Meine ersten 13 Jahre verbrachte ich in Heidelberg. Dann ging es nach NRW und dort in die schöne Kleinstadt Bad Berleburg, wo ich auch das Abitur gemacht habe. Leistungskurse Mathe und Geschichte (lacht) - sicher eine ungewöhnliche Kombination, aber mit Zahlen kam ich immer gut zurecht und mein historisches Prüfungsthema, die Französische Revolution, ist mir auch noch gut in Erinnerung. Wie das Leben so spielt, kam ich dann zum Radio. Beim Lokalsender Radio Siegen hab‘ ich das Radiomachen von der Pike auf gelernt und in den vier Jahren dort so ziemlich alle Stationen durchlaufen, die es gibt: Moderation, Nachrichten, Comedy, Unterwegs mit dem Ü-Wagen oder die Gestaltung von Thementagen. Ich hab‘ das mal nachgerechnet - 500 bis 600 Beiträge müssen es wohl gewesen sein, die in dieser Zeit entstanden sind. 

Aus dieser Zeit gibt es doch auch ein schönes Foto von dir...

... das kreuzbrave mit dem geringelten Pullover meinst du ...

... ja genau, das ist ja auch in einigen Medienbüchern abgebildet. Jedenfalls kamst du dann schnurstracks zu Eins Live, dem großen Radio-Shootingstar. Ein typischer Wechsel?

Ich wollte dann einfach nochmal was anderes machen. So zufrieden ich bei Radio Siegen auch war, konnte ich doch nicht dauerhaft bei einem Lokalsender bleiben. Dort bekommt man eine umfassende Ausbildung und ist im Gegenzug dafür bereit, auf ein super Gehalt zu verzichten und sich in allen Bereichen einzubringen. Ich hab’ mich dann wegbeworben und es hat gleich bei Eins Live geklappt. Und schon war ich beim großen WDR in Köln. Damals war ich 23, das war schon toll. Die ersten vier bis sechs Wochen machte ich Beiträge, dann die Moderation der Frühsendung am Sonntag, die Hörercharts und schließlich nachmittags »Schall und Rausch«. 

Und dann hinauf auf den Quotenolymp zur Morningshow, allerdings immer nur eine Woche im Monat. Wie kommt das?

Die eine Woche im Monat hat nichts speziell mit der Morgenschiene zu tun, sondern der WDR macht das wegen der „Prognose”, weil dadurch verhindert wird, dass sich Leute mit freien Verträgen so wie ich in eine Festanstellung einklagen können, wenn sie mehr als acht Tage im Monat dort arbeiten. Mir war also schon klar, dass ich mir für die anderen drei Wochen noch was anderes suchen musste, wenn ich nicht am Hungertuch nagen wollte [lacht].

Dir war dann auch gleich klar, dass du ziemlich direkt beim Fernsehen landen würdest?

Nee, überhaupt nicht. Hab’ mich erstmal bei einer Künstleragentur eintragen lassen, weil ich gehofft hatte, mal als Hostess zum Beispiel bei Messen arbeiten zu können. Kurze Zeit später kam jedoch schon der Anruf, dass ich zu einem Fernsehcasting eingeladen bin. Ich dachte erst das war ein Versehen. Schließlich hab’ ich erfahren, dass NBC GIGA als Live-Nachmittags-Schiene aufgebaut werden sollte. Zum Casting musste ich dann auch eine Internetseite vorstellen. Als der Anruf kam, dass ich dort moderieren kann, hab’ ich erstmal einen Regentanz im Wohnzimmer aufgeführt vor Freude. Ist doch klar, oder? Jedenfalls hat sich die Geschichte dann bis zur Chefredakteurin in diesem Jahr weiter entwickelt. Als „Head of Broadcast” bin ich für das gesamte On-Air-Geschehen zuständig und der Ansprechpartner für die Wünsche, Belange und Probleme der Moderatoren, Netzreporter oder der Mitarbeiter in der Regie. So vielfältig wie die Jungs und Mädels hier bei GIGA ist auch das Programm. Der interaktive Gedanke steht immer vorne an. Wir sind ständig und gerade auch während der Sendung mit den Zuschauern per eMail dabei, uns auszutauschen. Wir wollen das thematisieren, worüber das Netz spricht, ob das nun die erste Hinrichtung ist, die live im Web übertragen wird, der erste Tourist im Weltall oder die Versteigerung der Boxershorts von Leonardo DiCaprio. Wir haben selbst noch 70-Jährige, die zugucken und so noch den Einstieg ins Internet schaffen. Auch wenn das sicher Ausnahmen sind. 

Was wäre der Radio- oder Fernsehalltag ohne die kleinen süffisanten Pannen, von denen immer so gerne erzählt wird. Kannst du vielleicht eine Anekdote beisteuern?

Gleich zu Anfang bei Radio Siegen, in der ersten Sendung, dachte ich, dass der digital auf Festplatte gespeicherte Beitrag, den ich abfahren musste, ein richtiger, fertiggestellter Bericht ist. Doch nach 40 Sekunden war plötzlich Schluss und ich hab’ auch noch geschaltet und das als Appetizer auf den richtigen Beitrag verkauft. Natürlich hab’ ich gleich den Redakteur zusammengeschissen - doch der zeigte nur auf die rote Lampe, die leuchtete... Tja, der Regler war noch auf gewesen und meine Scheiße-Ausrufe überall zu hören. Klar musste ich erstmal heulen und ich dachte schon, die lassen dich nie wieder vor’s Mikrofon. Doch unmittelbar danach rief dann der Chefredakteur an und erzählte, dass er sich selten so amüsiert hätte. Damit war das Ding gegessen. Eine schöne Schote ist mir auch hier bei NBC GIGA passiert. Ich hatte im Ablaufplan nachgeguckt und dachte, dass ich bis zur nächsten Moderation noch etwas Zeit hatte und ging zur Toilette. Dort rief mir die Redaktion über den Funkkanal ins Ohr „Miri, wo bist du” und ich erzählte natürlich von den „Örtlichkeiten”. Die fragen nur so zum Spaß, dachte ich, doch die hatten schon das Mikro offen und ich war auf Sendung. Ich rannte dann mit halb offener Hose ins Studio, wo natürlich alle vor Brüllen am Boden lagen. War ja auch wirklich amüsant. 

Stefan Förster
Aus RADIOJournal 7/2001 

Miriam Pielau starb am 12. Juli 2016. 2013 gab sie ihr Debüt auf der Theaterbühne: In dem Theaterstück "Elling - Zwei gegen den Rest der Welt" spielte sie neben Oliver Petszokat und Tobias Schenke. 2015 glänzte sie als Darstellerin in "Burnout – Das Musical". 2014 schrieb sie ihren ersten Roman "Radiergummitage" - erschienen im www.dumont-buchverlag.de  Ihre Facebookseite ist noch online:
www.facebook.com/Miriam-Pielhau-107811982638138/ 


Foto: © NBC GIGA

»... Wie das Leben so spielt, kam ich dann zum Radio. Beim Lokalsender Radio Siegen hab‘ ich das Radiomachen von der Pike auf gelernt und in den vier Jahren dort so ziemlich alle Stationen durchlaufen, die es gibt: Moderation, Nachrichten, Comedy, Unterwegs mit dem
Ü-Wagen oder die Gestaltung von Thementagen...« 



Foto: © WDR (Ruprecht Stempell)

»... Ich hab’ mich dann wegbeworben und es
hat gleich bei Eins Live geklappt. Und schon
war ich beim großen WDR in Köln. Damals
war ich 23, das war schon toll. Die ersten vier bis sechs Wochen machte ich Beiträge, dann die Moderation
der Frühsendung am Sonntag, die Hörercharts und schließlich nachmittags 'Schall
und Rausch'...« 



Foto: © Tele 5

»... Natürlich hab’ ich gleich den Redakteur zusammengeschissen - doch der zeigte nur
auf die rote Lampe,
die leuchtete... Tja,
der Regler war noch
auf gewesen und meine Scheiße-Ausrufe überall zu hören. Klar musste ich erstmal heulen und ich dachte schon, die lassen dich nie wieder vor’s Mikrofon. Doch unmittelbar danach rief dann der Chefredakteur an und erzählte, dass er sich selten so amüsiert hätte...«


 
• Miriam Pielhau präsentierte beim TV-Sender Tele 5
bis Ende 2007 das Magazin »Wir lieben Kino« und will in Zukunft weitere Fernsehaufgaben übernehmen. Am 6. März war sie Gastgeberin der »RTL II Geburtstagsshow - 15 Jahre einfach Spaß« und führte durch zwei Stunden voller außergewöhnlicher Fernsehmomente.

Ob als »taff«-Moderatorin oder bei »Weck Up« – Miriam Pielhau wurde durch ihre sympathische Art zu einem der beliebtesten TV-Gesichter.