Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern



Die nächste Generation bei SWR3 -
Daniela Hilpp moderiert mit Leidenschaft, Kreativität und Wortwitz


Am Formatradio - egal ob öffentlich-rechtlich oder privat - scheiden sich die Geister. Die einen sehen darin längst den Untergang des Abendlandes, die anderen erkennen an, dass die Hörgewohnheiten heute eben nicht mehr dieselben wie vor dreißig Jahren sind und man in der digitalen Welt zeitgemäße Wege gehen muss, um die Menschen nicht an den mp3-Player oder das Internet zu verlieren. Dass SWR3 mit über 1,1 Millionen Hörern in der Durchschnittsstunde Deutschlands erfolgreichster ARD-Radiosender ist, zeigt, wie Radio auch heute noch attraktiv für breite Zielgruppen sein kann. Neben der Kompetenz für Musik und Service sind die Moderatoren tragende Säulen der Popwelle aus Baden-Baden.

Seit einiger Zeit erobert sich die nächste Generation ihren Platz am SWR3-Mikrofon. Dazu gehört Daniela Hilpp, die nachmittags von 14.00 bis 16.00 Uhr die interaktive Sendung »PopUp« moderiert oder auch am Wochenende zu hören ist. Obwohl moderieren eigentlich nur unzureichend beschreibt, was Daniela macht: Sie präsentiert eine Radioshow, die unterhaltsam, informativ, kreativ und humorvoll zugleich ist. Dabei wird Daniela Hilpps große Stärke sichtbar - sie kann mit Menschen gut umgehen und stellt die Fragen, die auch die Hörer im Kopf haben. Dabei ist sie authentisch und bodenständig. Ihr Humor ist hintergründig und pointiert aber nie verletzend. Sie ist ohne Zweifel ein Radiotalent. Grund genug also, sich mit Daniela Hilpp in ihrer Heimatstadt Karlsruhe zu verabreden und einen Abend lang über ihr Leben zu plaudern. Ein Leben, in dem das Radio einen großen Platz einnimmt, das daneben aber auch noch Raum für andere Leidenschaften wie Fußball und Reisen lässt.

Berufswunsch stand mit 13 fest

Als sie dreizehn war, wusste Daniela schon genau was sie wollte: Radiomoderatorin werden! Diesen Berufswunsch notierte sie jedenfalls in ihrem Tagebuch, nachdem Lehrerin und Tierärztin bei Daniela an Attraktivität verloren hatten. Mit dem Radiovirus war sie da schon längst infiziert. „Seit meiner Kindheit habe ich quer durch die Frequenzen Radio gehört. Ich weiß noch genau, wie ich samstags, wenn wir bei der Oma zu Besuch waren, dort mit dem Kassettenrekorder im Flur saß und meine Lieblingslieder aufnahm.“ Dass sie nicht nur gut zuhören sondern auch schnell reagieren konnte, bewies die junge Daniela bei zahlreichen Gewinnspielen. „Ich habe überall mitgemacht und alle zwei Wochen kam ein Päckchen mit den Präsenten nach Hause, zum Beispiel von hr3, Antenne 1, RPR.1 oder Radio Regenbogen.“



Als einmal ein besonderes Überraschungspäckchen eintraf, war Daniela Hilpp komplett aus dem Häuschen. „Das war mein emotionalster Gewinn. Ich war 16 und bekam Karten für das DFB-Pokalfinale in Berlin, wo der Karlsruher SC gegen den 1. FC Kaiserslautern spielte. Mein KSC hat 0:1 verloren und ich habe bitter geweint. Aber nach Berlin fahren zu können war klasse. Als das Päckchen kam, lief ich so laut schreiend die Treppe zur Terrasse hoch, dass mein Vater schon dachte, mir wäre etwas passiert.“

Auch das ein oder andere Konzert konnte Daniela dank ihrer Dauerteilnahme bei Radiogewinnspielen besuchen. Überhaupt, sie hing den Moderatoren an den Lippen, genoss den Spannungseffekt bei Talks und Gewinnspielen, hörte Livekonzerte. Bei Familienfeiern blieb ihr Platz meist leer, Daniela saß dann im Auto, um die Charts oder Konzertmitschnitte zu hören. Für sie, die auf dem Dorf aufwuchs, waren auch spätere Jobs als Messehostess, Promoterin oder als Model das Tor zur großen, weiten Welt und ein gutes Training für das Selbstbewusstsein. „Damals habe ich im Prinzip schon Bühnenpräsenz gelernt, denn auch Modenschauen haben ihre Choreografie und es war cool, mit jungen Leuten zusammen zu sein“, blickt Daniela Hilpp zurück.

Der Weg zum Radio war für die begeisterte Hörerin dennoch keineswegs ein Selbstläufer. „Ich hatte keine Schul- oder Krankenhausradioerfahrung und brachte somit keine Vorkenntnisse mit. Obwohl es meine Eltern, denen der Berufswunsch ‚Radiomoderatorin‘ natürlich ziemlich exotisch vorkam, lieber gesehen hätten, wenn ich erstmal eine bodenständigere Ausbildung gemacht hätte, verfolgte ich das Ziel jedoch konsequent weiter. Im letzten Schuljahr überlegte ich mir, wie stellst du es am besten an. In meinem Umfeld gab es schließlich niemanden, der mir sagen konnte, wie man Radiomoderatorin wird.“

Praktika und vielfältige Erfahrungen

Nach dem Abitur mit einem passablen 2,2er Schnitt hätte Daniela für ein angedachtes Studium der Journalistik und Kommunikationswissenschaften dennoch ein Wartesemester überbrücken müssen. Deshalb verschickte die engagierte junge Frau erstmal Bewerbungen für ein Praktikum, woraufhin sie eine Zusage bei einer Konzertagentur in Mannheim erhielt, bei der Daniela Hilpp dann dreieinhalb Monate blieb. Bei ihrem nächsten Praktikum kam die Oberderdingenerin, die mit Anfang Zwanzig nach Karlsruhe zog, wo sie noch heute lebt, ihrem Traumberuf beim Radio schon deutlich näher. Daniela ging zu sunshine live in Mannheim, wo Programmdirektor Jürgen Wiesbeck sie bereits nach einigen Wochen zur Teilnahme an einem Moderatorencasting überredete. „Ich dachte mir in dem Moment, oh, die Welt steht still, schließlich hatte ich noch nie ein Mikro in der Hand und konnte nicht einschätzen, ob ich Radio wirklich kann.“

Beim Casting stand Daniela dann im Studio und hatte einen Zettel mit vier verschiedenen Aufgaben, die von der Präsentation einer Nachrichtenmeldung bis zur Moderation eines bunten Themas reichten. „Ich dachte, dass ich jedes Thema so oft bearbeiten kann, bis es wirklich sitzt und habe jeweils sechs, sieben Mal angesetzt und mich in der halben Stunde um Kopf und Kragen geredet.“ Dachte sie jedenfalls. Doch Jürgen Wiesbeck wollte Moderatoren, die anders klingen und zugleich noch formbar für das Format von sunshine live waren. „Wir haben uns das angehört, da kann man was draus machen“ waren seine Worte - zur totalen Verblüffung von Daniela, die so ihrem Traumberuf ein großes Stück näher kam. Zunächst hatte sie jedoch eine ganze Menge zu lernen. „Ich musste erstmal Hoch-deutsch sprechen üben, hatte ich doch von zu Hause noch den typisch badischen Singsang drauf. Als ich dann ab und zu den Vormittag moderieren sollte, war ich völlig geschockt, weil ich noch gar nicht wusste, was mich genau erwartet. Auch die Musik bei sunshine live, immerhin ein Aushängeschild des Senders, bereitete mir am Anfang Probleme. Ich konnte Trance, Techno, Electro und House einfach nicht unterscheiden.“

Daniela ließ sich viele Tipps geben, fragte nach, zeigte Interesse und fand ihren eigenen Moderationsstil. „Ich merkte schnell, dass man den Schreibstil von Meldungen nicht auf das Sprechen übertragen kann, denn so wie man schreibt, würde man nie reden. Das Beispiel, so zu sprechen wie mit der besten Freundin beim Telefonat, leuchtete mir ein und ich versuchte, das Schreiben der Moderationen darauf anzupassen.“ So ganz zufrieden war sie anfangs noch nicht mit sich. „Zuerst war ich die Floskel-Königin“, lacht Daniela, „bei mir gab es viele blumige Formulierungen à la ‚unter einen Hut kriegen‘. Ich musste mich entwickeln und wurde dann Stück für Stück besser.“ Zum Glück hatte sich Daniela Hilpp mit ihren Chefs auf ein Volontariat verständigen können, das ihr das nötige Rüstzeug mit auf den Weg gab. Am Ende war sie fast vier Jahre bei sunshine live dabei. „Das Mikrofon wurde mein Freund und das Verhältnis zum Moderieren an sich ging in Zuneigung über“, bringt Daniela das erfreuliche Ergebnis ihrer ersten Station beim Radio auf den Punkt.



Während ihres Praktiums bei sunshine live sammelte sie auch erste Fernseherfahrungen. Bei B.TV war sie Co-Moderatorin der vierstündigen Livesendung »Bernie & Co.«, die aus Musikclips und Interaktion mit den Zuschauern bestand. Hier lernte sie spontanes und schnelles Reagieren. Auch wenn Daniela „nie zum Radio wollte, um dann beim Fernsehen zu landen“, sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben, dass sie als Fernsehhostess auch die Pokale bei der Preisverleihung zum „Sportler des Jahres“ überreichte und später kurzzeitig Mitglied im Rateteam von »Sag die Wahrheit« beim SWR Fernsehen war.

Morningshow in Stuttgart

Da man Daniela Hilpp bei sunshine live keine Festanstellung anbieten konnte, arbeitete sie zunächst dort die möglichen drei Wochen im Monat weiter und streckte gleichzeitig ihre Fühler zu Energy aus, das damals noch in Waiblingen in einem Gewerbegebiet zu finden war. Dort moderierte Daniela dann auch am Wochenende und bald zwei Wochen im Monat. Bei sunshine live war sie vor allem nachts von Mitternacht bis sechs Uhr morgens zu hören. Ihre Pendelei zwischen den Welten eines auf elektronische Musik spezialisierten Senders und eines Chartprogramms brachte für Daniela eine straffe Organisation des Tagesablaufs mit sich und schließlich viel Zeit zum Radiohören, während sie auf der A8 unterwegs war. „Mir wurde dabei bewusst, dass ich keinesfalls eine Vorlesemaschine werden möchte, davon gab es schon zuviele. Daher habe ich immer versucht, auch etwas von mir ins Radio zu bringen und dabei persönlich zu sein.“

Die Arbeit bei Energy war für Daniela „eine der härtesten Lernphasen“ ihres Radiolebens - „du musst einfach machen, es fragt dich ja auch keiner“. Für ihre fünfstündigen Sendungen war sie komplett allein verantwortlich und musste schnell lernen, diese neben drei verkauften Sendeplätzen selbstständig mit Inhalten zu füllen. „Vor jeder Sendung habe ich im Internet gesurft, Agenturen durchgeguckt und auf ein leeres Blatt geschrieben, was mir als Ideen für die Sendung in den Kopf kam. Seitdem habe ich noch mehr Respekt davor, wieviel Zeit eine ordentliche Vorbereitung in Anspruch nimmt.“ Eines Tages musste sich Daniela endgültig zwischen Mannheim und Stuttgart entscheiden. Ihr wurde die Moderation der Energy-Morningshow angeboten. „Ich hab‘ am Telefon gesagt, ich würde es gern machen, aber nicht, wenn ich dabei die Wetterfee sein muss. Ein Sidekick mit vorgeschriebenen Rollen - das bin ich einfach nicht.“



Als man ihr versicherte, sie könne gemeinsam mit Jens Zielinski, der zugleich die Programmverantwortung inne hatte, auf Augenhöhe am Morgen agieren, entschied Daniela, sich auf das Wagnis einzulassen. Dennoch war der Abschied bei sunshine live alles andere als einfach. „Ich hab‘ sehr geweint und die letzte Sendung ist mir extrem schwer gefallen. Schließlich war ein Stück meiner Jugend dabei und ich bin bis heute dankbar für die dort gemachten Erfahrungen und dass man mich ziehen ließ.“

Da der frühe Dienstbeginn für die Morningshow auf Dauer keine Pendelei zwischen Karlsruhe und Stuttgart zuließ, löste Daniela Hilpp schweren Herzens ihre Wohnung in Karlsruhe - die erste eigene! - auf und siedelte sich in Obertürkheim an, nur zehn Minuten von den Energy-Studios entfernt. »Die Morning Live«-Show hatte damals eine Besonderheit. Gesendet wurde deutschlandweit bei fast allen Energy-Stationen unter diesem Label. „Wir hatten zwar eigene regionale Inhalte, die Besuche von Stars, Aktionen oder Parties wurden aber gemeinsam koordiniert“, erinnert sich Daniela. „Besonders toll war ein verlängertes Wochenende auf Ibiza, wo die Moderatoren der beteiligten Sender gemeinsam vor den mitgeflogenen Hörern aus allen Teilen Deutschlands am Strand moderierten. Ein schönes Erlebnis hatte ich auch mit der Teilnahme an den Energy Music Awards in Cannes. Außerdem fuhren wir auch mal mit einem Bus voller Hörer von Stuttgart nach Hamburg zu ‘Energy in the Park’, dem großen Open-Air-Konzert. Damals war ich beeindruckt, ein Teil dieser großen Radiofamilie zu sein und dachte mir, wow, für diese coolen Sachen bekommst du auch noch Geld.“

Die Crux bei der Stuttgarter Morningshow war für Daniela freilich die gemeinsame Moderation mit ihrem Programmchef. „Mir war klar, das kann nur funktionieren, wenn ich die Dinge auch so ansprechen kann, dass wir gleichberechtigt rüberkommen und nicht nach dem Mäuschen-Prinzip arbeiten. Ich kann verbal austeilen, aber auch gut einstecken. Wir haben viel abgesprochen, aber auch spontan interagiert. Es war ein gemeinsames Projekt von uns, wo es kein Hype um die eigene Person gab sondern das Programm im Vordergrund stand. Eine Reihe netter Mails bestätigten mir, dass wir das ganz gut hinbekommen haben.“ Die letzten vier Monate ihrer Energy-Zeit moderierte Daniela Hilpp, nach dem Weggang von Jens Zielinski, die Morningshow allein. Auch das war eine ganz neue Erfahrung für sie.



Wechsel zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Nach sieben Jahren bei Privatsendern fand es Daniela an der Zeit, mal die andere Seite des Radiomarktes kennen zu lernen. „Ich hatte zu jeder Tageszeit moderiert und die vielfältigsten Erfahrungen sammeln können. Es hat viel Spaß gemacht, aber was sollte noch kommen? Da erschien es mir mit 26 Jahren angebracht, mal das öffentlich-rechtliche Umfeld auszuprobieren.“ So fing Daniela im März 2007 im beschaulichen Baden-Baden bei der SWR-Jugendwelle DASDING unter der Leitung von Wolfgang Gushurst an. „Die Redaktion war in einem Großraumbüro und wenn man ins Studio wollte, musste man zwei Minuten durch das Haus laufen. Das war schon eine andere Dimension als bei den Privatsendern.“

Daniela reizte die deutlich journalistischere Arbeitsweise und die Möglichkeit des weltweiten Agierens, etwa wenn auf das ARD-Korrespondentennetz zurückgegriffen werden konnte. Das erste halbe Jahr arbeite sie als Tagesproducerin, recherchierte Themen, machte Beiträge und konnte so die DASDING-Philosophie gut kennen lernen. Danach war die immer noch leidenschaftliche Moderatorin nach dem Rotationsprinzip im Tagesprogramm zu hören.

„Der deutlichste Unterschied zu den Privatsendern war die große Redaktion, die im Hintergrund zur Verfügung steht. Hier werden die Themen ausgewählt und besprochen und als Moderator steht man dann vor allem für die Umsetzung. So wird einem viel Arbeit abgenommen und man kann die Themen auf dem eigenen Präsentationsstil anpassen. Was nicht verwendet werden kann ist oft auch nicht verloren sondern kann zu passender Zeit und wenn es keine wirklich zündenden Ideen gibt noch genutzt werden.“



Weil Daniela immer offen für spontane Veränderungen ist, musste sie auch niemand überreden, als sie erneut für die Moderation der Morningshow angefragt wurde. „Ich moderierte vier Wochen am Stück mit zwei männlichen Partnern, die Woche um Woche wechselten. Hier bestand die Herausforderung darin, sich immer aufs Neue auf seinen Co-Moderator einzustellen. Dank der großen Redaktion konnten wir am Morgen aber auch sehr aktuell sein. Wenn Eilmeldungen kamen, gingen wir damit gleich auf den Sender. Die grobe Struktur unserer Morningshow stand am Vortag, denn bei einer Sendung, die von 6.00 bis 10.00 Uhr dauert, kann man früh nicht mehr soviel vorbereiten. Ich war dennoch immer gegen halb Fünf im Funkhaus, habe geschaut, was aus Aktualitäts-gründen neu hinein muss und was entfallen kann. Wir hatten auch viele call ins im Programm und eine rege Beteiligung übers Internet. Zudem gab es feste Rubriken, wir hatten Reporter draußen und Comedy im Programm, auch mal einen Talk mit einem Psychologen. Wir waren ständig im Ausprobiermodus“, erinnert sich Daniela Hilpp, die auch eine weitere Verrücktheit noch gut im Kopf hat. „Einmal haben wir eine Stunde lang ausschließlich ‚Last Christmas‘ im Programm gespielt. Das blieb bei den Hörern unfassbar lange hängen, es kamen auch viel später noch entsprechende Mails. Wir waren immer bemüht, eine passende Dramaturgie in die Sendestunden zu bringen. Natürlich ist dann die eigentliche Herausforderung, das der Persönlichkeit entsprechend als Moderator zu verkaufen. Wenn man das hinbekommt, kann auch eine junge Zielgruppe beispielsweise für politische Inhalte interessiert werden.“

Auch musikalisch weitete sich der Horizont von Daniela durch das Musikprogramm von DASDING, das Indie-Bands ebenso einschließt wie Alternative und Rock. Sie entwickelte ein gesundes Selbstbewusstsein, um auch mal nein zu sagen, wenn ein bestimmter Inhalt oder ein Projekt gar nicht zu ihrer Persönlichkeit passte. „Man kann sich nie alles aussuchen, muss sich aber auch nicht verbiegen, wenn man sich mit einer Sache gar nicht identifizieren oder sie nicht glaubwürdig verkaufen kann. Auch aus harten Phasen habe ich immer viel gelernt.“

Erste Liga bei SWR3

Nachdem Daniela alle drei, vier Jahre entscheidende Entwicklungsschritte in ihrer Radiolaufbahn genommen hatte, stellte sich - als sie langsam ihren 30. Geburtstag im Blick hatte und damit streng genommen der jungen Zielgruppe allmählich entwachsen war - erneut die Frage nach ihrer moderativen Zukunft. Nur gut, dass SWR3 - quasi die große Schwester von DASDING - direkt nebenan in Baden-Baden sein Zuhause hat. Da kam die Möglichkeit gerade recht, hier am Wochenende moderieren zu dürfen. Die Tageszeit (»Sunrise« von 5.00 bis 8.00 Uhr) war nicht gerade die aufmerksamkeitsstärkste, aber durchaus eine, die Daniela mit ihrer langjährigen Morningshowerfahrung nicht nur vom Biorhythmus her zusagte - auch wenn sie mutterseelenallein im Studio stand. Außerdem arbeitete sie noch ein gutes halbes Jahr parallel redaktionell bei DASDING, betreute hier Thementage oder arbeitete den Moderatoren des Tagesprogramms zu. Ihre erste »Sunrise«-Sendung, die sie bis auf vorbestimmte Comedies recht frei gestalten konnte, hat Daniela noch immer in prägender Erinnerung. „Ich konzentrierte mich vor allem auf die Technik, um ja keine Fehler zu machen. Hinterher war ich erstaunt, wie viele Freunde und Bekannte mich hörten. Da wurde mir bewusst, dass ich jetzt Radio für genau die Zielgruppe mache, in der ich selbst bin. Denn die anderen hörten schon immer SWR3 und nun war ich dabei. Auf einmal wurde ich viel öfter angesprochen, als dies vorher der Fall war.“ Hinzu kam noch ein ganz praktischer Aspekt - es gab keine örtliche Veränderung. „Ich brauchte keinen Standortwechsel. Man parkt auf dem gleichen Parkplatz wie vorher und auch die Infrastruktur ringsherum ist dieselbe.“



Bereits kurz nach Beginn ihrer SWR3-Zeit kamen auch Bühnenmoderationen auf Daniela zu, etwa auf der „Centerstage“ beim legendären „Rock am Ring“. Bevor sie im Juni 2012 den Sprung ins regelmäßige Tagesprogramm bei SWR3 schaffte, nahm Daniela Einblick ins redaktionelle Geschehen und war auch im Verkehrszentrum des Senders tätig. Ihre neue Sendung »PopUp«, die montags bis freitags zwischen 14.00 und 16.00 Uhr läuft, ist das maßgeschneiderte Format für eine Moderatorin, zu deren Stärke Authentizität und der Umgang mit Menschen - vom normalen Hörer bis hin zum Hochschulprofessor - gehören. Ihre Sendung, in die Daniela Hilpp immer auch eigene Vorschläge und Ideen einbringt, ist eine gute Mischung zwischen Interaktion und Unterhaltung. Genau richtig für die Sendezeit, wo die einen noch im Büro und die anderen schon auf dem Heimweg sind und das Radio klassisches Nebenbeimedium ist. „Bei uns sind Stars zu Gast, wir behandeln Lifestylethemen und Trends, stellen interessante Leute vor und haben eine große Hörerbeteiligung“, bringt Daniela zwei Stunden »PopUp« auf den Punkt.

Wenn sie um 9.00 Uhr in den Sender kommt und sich das Tagesthema überlegt, das um 11.00 Uhr in der Themenkonferenz bestätigt werden muss, verlässt sie sich auf eine Mischung aus Information, Intuition und dem auf Erfahrung beruhenden Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Ihr schönstes Interview, das sie selbst anleierte, führte Daniela Hilpp mit dem Berliner Komiker Kurt Krömer. „Obwohl er im rbb-Studio saß und wir nur ein Leitungsgespräch führen konnten, passte einfach alles. Ich mag schlagfertige Gäste, bei denen ein richtiger Austausch entsteht und keine Sekunde Langeweile aufkommt.“

Man spürt, dass Daniela ganz in ihrem Element ist und sie jetzt genau da angekommen ist, wo sie immer hin wollte. Ohne es in Schulzeiten schon genau zu wissen und ohne auf Erfahrungen in ihrem Umfeld zurückgreifen zu können. Daniela Hilpp brennt fürs Radiomachen und ist mit Begeisterung dabei. Keine schlechte Voraussetzung, um noch eine ganze Weile bei SWR3 bleiben zu können.

Stefan Förster
Aus RADIOJournal 4/2013


»Seit meiner Kindheit habe ich quer durch die Frequenzen Radio gehört. Ich weiß noch genau, wie ich samstags, wenn wir bei der Oma zu Besuch waren, dort mit dem Kassettenrekorder im Flur saß und meine Lieblingslieder aufnahm ... Ich habe überall mitgemacht und alle zwei Wochen kam ein Päckchen mit den Präsenten nach Hause, zum Beispiel von hr3, Antenne 1, RPR.1 oder Radio Regenbogen.«



»Damals habe ich im Prinzip schon Bühnenpräsenz gelernt, denn auch Modenschauen haben ihre Choreografie und es war cool, mit jungen Leuten zusammen zu sein ... Ich hatte keine Schul- oder Krankenhausradio-erfahrung und brachte somit keine Vorkenntnisse mit. Obwohl es meine Eltern, denen der Berufswunsch ‚Radiomoderatorin‘ natürlich ziemlich exotisch vorkam, lieber gesehen hätten, wenn ich erstmal eine bodenständigere Ausbildung gemacht hätte, verfolgte ich das Ziel jedoch konsequent weiter. Im letzten Schuljahr überlegte ich mir, wie stellst du es am besten an. In meinem Umfeld gab es schließlich niemanden, der mir sagen konnte, wie man Radiomoderatorin wird.«



»Ich musste erstmal Hochdeutsch sprechen üben, hatte ich doch von zu Hause noch den typisch badischen Singsang drauf ... Ich merkte schnell, dass man den Schreibstil von Meldungen nicht auf das Sprechen übertragen kann, denn so wie man schreibt, würde man nie reden. Das Beispiel, so zu sprechen wie mit der besten Freundin beim Telefonat, leuchtete mir ein und ich versuchte, das Schreiben der Moderationen darauf anzupassen.«



»Zuerst war ich die Floskel-Königin. Bei mir gab es viele blumige Formulierungen à la ‚unter einen Hut kriegen‘. Ich musste mich entwickeln und wurde dann Stück für Stück besser ... das Mikrofon wurde mein Freund und das Verhältnis zum Moderieren an sich ging in Zuneigung über.«



»Ich hatte zu jeder Tageszeit moderiert und die vielfältigsten Erfahrungen sammeln können. Es hat viel Spaß gemacht, aber was sollte noch kommen? Da erschien es mir mit 26 Jahren angebracht, mal das öffentlich-rechtliche Umfeld auszuprobieren ... Man kann sich nie alles aussuchen, muss sich aber auch nicht verbiegen, wenn man sich mit einer Sache gar nicht identifizieren oder sie nicht glaubwürdig verkaufen kann. Auch aus harten Phasen habe ich immer viel gelernt.«



»Bei uns sind Stars zu Gast, wir behandeln Lifestylethemen und Trends, stellen interessante Leute vor und haben eine große Hörerbeteiligung.«

Fotos: © Daniela Hilpp / SWR

»PopUp«
Montag bis Freitag
14.00 bis 16.00 Uhr
SWR3 www.swr3.de